Autor: Josef Jungo
Ried Für die Gemüseproduzenten hat sich das Marktumfeld verändert. Unter dem Preiskampf zwischen Harddiscountern und Grossverteilern nehme der wirtschaftliche Druck weiter zu, sagte Daniel Brandt, Präsident der Gemüseproduzenten-Vereinigung der Kantone Bern und Freiburg (GVBF), am Freitag an der Generalversammlung in Ried. Auch die Umgangskultur in der Branche sei stark strapaziert worden. «Der Markt hat uns so richtig durchgeschüttelt», sagte Brandt. Gesamthaft betrachtet sei das Gemüsejahr für die Branche jedoch gut ausgefallen. Witterungsbedingte Ausfälle gab es bei Rosenkohl und Winterlauch.
Grossverteiler diktieren
Im Rahmen der Ausrichtung der Linie «Neue Migrosfrische – Nemifri» kündete die Migros im vergangenen Frühjahr eine neue Aufteilung der Beschaffung von Karotten und Zwiebeln an und strich kurzerhand drei Zwiebellieferanten aus dem Seeland. Im Juni habe zudem Coop angekündigt, dass sie ab der Saison 2011 von zwei grossen Lieferanten keine Seeländer Karotten mehr übernehme. Im September teilte auch noch die Spavetti AG mit, dass sie das Gemüse für den Mischsalat neu ausschreiben werde.
«Um auf diese Veränderungen reagieren zu können, müssen unsere Strukturen professioneller und effizienter werden», sagte Brandt. Darum wurde eine Erzeugerorganisation gegründet. Man sei an der Ausarbeitung eines Belieferungskonzeptes und in Verhandlung mit den Grossverteilern, berichtete Ulrich Kilchhofer, Präsident der Marktkommission. Nicht zuletzt darum stellte der Verband an der Versammlung den 43-jährigen Martin Jenni als ersten Geschäftsführer an. Jenni hat vorerst ein Pensum von 60 Prozent.
Gemüsebörsen hinterfragt
Am Freitag fand auch die Hauptversammlung der Gemüsebörse Bern, Freiburg und Solothurn statt. Gemäss ihrem Präsidenten Hans-Peter Kocher werde für die Produzenten die Anbauplanung erschwert. «Offeriert ein Harddiscounter eine beschränkte Menge Gemüse günstiger, ziehen die Grossverteiler nach. Aktionen folgen Schlag auf Schlag», sagte er. Bei Swisslegumes, der Dachorganisation der Produzenten und der Händler, frage man sich, ob es regionale Gemüsebörsen in der heutigen Form noch brauche, sagte Präsident Mario Spavetti. Gegen eine Aufgabe sprach sich Vizepräsidentin Liselotte Steffen aus. Sie fände die Gespräche der verschiedenen Akteure, die an der Börse stattfänden, wichtig.
Die regionalen Gemüsebörsen, darunter auch jene in Kerzers, geben wöchentlich die Marktpreise und Analysen der aktuellen Angebots- und Nachfragesituation heraus. Die Börsensitzungen in Kerzers stehen allen offen.