«Im deutschsprachigen Raum besteht die Befürchtung, dass das Ausführungsreglement zum Schulgesetz zu weit geht», schreiben Bernadette Mäder-Brülhart (Mitte links – CSP, Schmitten) und Daniel Bürdel (CVP, Plaffeien) in ihrer eben eingereichten Anfrage an den Staatsrat. 15 weitere Grossräte haben den parlamentarischen Vorstoss mitunterzeichnet. Sie befürchten, dass sich einige Harmonisierungsschritte zwischen den beiden Schulsystemen zuungunsten der Deutschfreiburger Orientierungsschulen auswirken werden. Sie wollen wissen, wo die Umsetzung des Reglements steht und wie weit die Bemerkungen der deutschsprachigen Minderheit einfliessen werden.
Für zwei Schulsysteme
Die Parlamentarier halten fest, dass beide Sprachkulturen im Kanton auch in Zukunft nebeneinander leben und sich gegenseitig bereichern können. Beide Systeme hätten bisher hervorragende Leistungen erbracht. Das solle auch in Zukunft so bleiben, finden die Grossräte. Vor allem auch, weil ja die beiden Sprachkulturen mit zwei unterschiedlichen Lehrplänen arbeiten werden.
Die Grossräte setzen sich für erfolgreiche Errungenschaften im deutschsprachigen OS-Schulsystem ein, die nach ihrer Meinung mit dem neuen Schulgesetz nicht gefährdet werden dürfen. «Wir verlangen vom Staatsrat, dass im Zweifelsfalle offene Regelungen getroffen werden, welche die sprachlichen Gegebenheiten und Bedürfnisse berücksichtigen und auch in Zukunft sinnvolle unterschiedliche Handhabungen erlauben», heisst es in der Anfrage.
Hilfe für schwache Schüler
Ein Sorgenkind der Grossräte ist die Absicht, die Förderklassen aufzugeben. Diese spielten gerade für schwache Schüler eine wichtige Rolle, da sie ihnen ermöglichen, sich auf die zweijährige berufliche Attestausbildung vorzubereiten. «Eine Integration in die Realklasse stellte diese Schüler vor grosse Probleme und verunmöglichte eine optimale Förderung», halten die 17 Grossrätinnen und Grossräte fest. «Die Chancen dieser Schüler, künftig eine Lehrstelle und somit eine Lösung nach der OS zu finden, würden stark sinken.» Die Statistik zeige klar den Erfolg des Deutschfreiburger Systems auf: Im Juni 2015 hatten nur sechs Prozent (57) der deutschsprachigen OS-Abgänger keine Anschlusslösung, bei den französischsprachigen Jugendlichen waren es 17,3 Prozent (593).
Die Grossräte rund um Bernadette Mäder und Daniel Bürdel wollen vom Staatsrat deshalb wissen, ob die Förderklassen wirklich gestrichen werden, warum und was sich die Erziehungsdirektion davon erhoffe. Sie fragen auch, ob sich der Staatsrat Massnahmen überlege, um mehr Schulabgängern ohne den Umweg über kostenintensive staatliche Lösungen wie Motivationssemester oder Case Management einen direkten Einstieg in eine Ausbildung zu ermöglichen.
Die Deutschfreiburger Parlamentarier kritisieren, dass die Bestimmungen über den Übertritt von der Primar- in die OS-Schule sowie über den Wechsel des Klassentypus geändert werden sollen. «Das in Deutschfreiburg bewährte System, das von Eltern, Behörden, den weiterführenden Schulen und den Lehrbetrieben anerkannt ist, soll aus Harmonisierungsgründen geopfert werden.» Sie wollen in ihrer Anfrage den Grund für diese Änderungen wissen, zumal die neuen Lösungen unübersehbare Nachteile bieten würden.
Die Antwort des Staatsrates steht noch aus.