Niedrigere Tarife, mehr Patienten
Privatspitäler im Kanton Freiburg nehmen neu auch Grundversicherte auf
Ab heute, 1. April, sind die Privatspitäler im Kanton nicht nur Patienten mit Zusatzversicherung vorbehalten. Eine neue Vereinbarung zwischen den drei Stadt-Freiburger Kliniken und den Versicherungen machts möglich.
Von JEAN-LUC BRÜLHART
Freiburger Patienten, die bisher nur über eine Grundversicherung ohne Zusatz verfügt haben, wurden in den Privatspitälern Garcia, St. Anna und Daler nicht aufgenommen. Dies ändert sich ab heute, 1. April, denn die Privatspitäler haben mit den Krankenkassen eine neue Vereinbarung abgeschlossen. Die bisherigen Verträge wurde gekündigt und durch die obligatorische Krankenpflege-Versicherung ersetzt, die auf dem Krankenversicherungs-Gesetz (KVG) basiert. Damit wurde auch in Freiburg das KVG umgesetzt, wie es seit acht Jahren schon besteht. Die Privatkliniken haben jetzt zwar tiefere Tarife, dafür rechnen sie mit einer besseren Auslastung.
«Unter dem Strich Verlierer»
Mit gemischten Gefühlen sieht Rudolf Knoblauch, Direktor des Dalerspitals, der Neuerung entgegen. Zwar werde die Auslastung besser (das Dalerspital hat eine Auslastung von rund 90 Prozent), aber die Tarife liegen etwas unter dem bisherigen System. «Ich denke, dass wir unter dem Strich verlieren», so Knoblauch, denn die neue Situation lasse wenig Spielraum offen.
Dass die neue Vereinbarung erst acht Jahre nach Einführung des KVG in Kraft tritt, führt Knoblauch auf eine gewisse Trägheit im System zurück. Zudem hätten beide Vertragspartner – Kliniken und Versicherungen – nicht schlecht mit dem bisherigen System gelebt.
Bisher zugänglich für zwei Drittel
der Bevölkerung
Für Jean-Marc Zumwald, Direktor der St.-Anna-Klinik, ist die Vertragsunterzeichnung eine «ziemlich gute Nachricht und eine Chance für die Kliniken». Die schlechteren Tarife würden durch eine bessere Auslastung wettgemacht, ist er überzeugt, denn bisher wurden zwei Drittel der Bevölkerung angesprochen, ab heute 100 Prozent. «Dies hilft die Fixkosten zu decken, die immerhin einen Anteil von 80 Prozent ausmachen», so Zumwald. Obwohl der St.-Anna-Direktor der Neuerung gegenüber positiv eingestellt ist, werde sich die finanzielle Situation der Freiburger Kliniken nicht grundsätzlich verbessern.
Der Grundversicherte kann mit der neuen Situation zwar ab heute das Spital frei wählen, nicht aber den Arzt. Diese Wahl ist nach wie vor den Privatversicherten vorbehalten. Da aber die Privatspitäler keine Tageskliniken sind und auch kein Notfälle haben, relativiert sich die freie Wahl der Ärzte.
Mehrkosten für Santé Suisse
Sébastien Ruffieux vom Krankenkassenverband Santé Suisse rechnet wegen der neuen Vereinbarung zwischen den Kliniken und den Versicherungen mit Mehrkosten von rund 15 Milionen Franken. «Die Zahl mag hoch erscheinen, aber wir halten uns bloss an die Vorgaben des Krankenversicherungs-Gesetzes», sagte Ruffieux. Schliesslich sei das schon seit acht Jahren in Kraft und die Frage sei erlaubt, weshalb der Kanton die Anwendung des Gesetzes nicht vorangetrieben hat. Der Grund für die Mehrkosten liegt darin, dass im Kantonsspital 54 Prozent der Kosten vom Kanton übernommen werden, in einer Klinik die Kosten aber zu 100 Prozent zu Lasten der Versicherungen gehen.
Ein Problem sei das Aufführen der Kliniken auf der kantonalen Spitalliste. Damit anerkenne der Staatsrat zwar die Notwendigkeit, eine finanzielle Beteiligung des Kantons falle aber dennoch aus. «Wir werden dafür kämpfen», sagte Ruffieux, ohne genaue Massnahmen nennen zu wollen. Ein Anstieg der Prämien sei deshalb wahrscheinlich.
Santé Suisse muss Vereinbarung noch gutheissen
Ruffieux weist aber darauf hin, dass der Verwaltungsrat die neue Vereinbarung noch gutheissen muss. Dies soll im Verlauf der nächsten Woche geschehen. Dann stehe es immer noch jedem Versicherer offen, dieser Vereinbarung beizutreten oder eigene Bedingungen auszuhandeln, so Ruffieux. jlb