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Niklaus Talman erinnert sich an die Tinguely-Clique

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Schauspieler Niklaus Talman hat die Corona-Pause genutzt, um ein Buch zu schreiben. Darin erinnert er sich in persönlichen Anekdoten an Jean Tinguely, Bernhard Luginbühl und all die anderen Künstler, die dereinst in Ueberstorf feierten – und ausspannten.

«Als ich aufgewachsen bin, habe ich gar nicht realisiert, dass Jean Tinguely ein Superstar ist», sagt Niklaus Talman. Er sitzt in der Küche seines Wohnhauses gleich hinter dem Schloss Ueberstorf. An den Wänden hängen Zeichnungen und Gemälde, hinter Talman das Esszimmer mit dem langen Esstisch und den hohen Stühlen. Dort sassen schon Jean Tinguely und seine Künstlerkollegen, allen voran Niklaus Talmans Vater Paul Talman.

Erst im Teenie-Alter habe er verstanden, dass Tinguely ziemlich berühmt ist, erzählt Niklaus Talman weiter. Bis dahin sei er einfach ein Freund der Familie gewesen und natürlich «ein sehr spannender Mensch, der ab und zu Sachen mitbrachte, die getätscht haben». Genauso wie andere, weltbekannte Freunde der Familie: Bernhard Luginbühl, Alfred Hofkunst, Jean-Pierre Corpataux, Karl Gerstner oder Daniel Spoerri, aber auch Eva Aeppli, Niki de Saint Phalle und Meret Oppenheim.

Über sie und noch viele mehr hat Niklaus Talman jetzt ein Buch geschrieben: «Die Tinguely-Clique». Darin blickt er zurück auf die bewegten 1970er- und 1980er-Jahre, aber auch auf die Zeit nach Tinguelys Tod 1991. Talman erzählt persönliche Anekdoten aus seiner Kindheit, zeigt bisher unveröffentlichte Bilder, berichtet aber auch, was aus den Kindern der weltberühmten Künstlerinnen und Künstler geworden ist. Es ist sozusagen ein Blick von innen auf die «Tinguely-Clique».

Schreiben in der Corona-Pause

Die Idee zum Buch trug Talman schon eine ganze Weile mit sich herum. «Vor fünf bis sechs Jahren, bei der Abdankung von Bernhard Luginbühls Frau Ursi, packte mich die Künstlerin Lilly Keller am Arm und sagte: ‹Du gehörst zur letzten Generation, die alle gekannt hat. Du musst das aufschreiben!›», erzählt er. «Das musste ich erst einmal etwas setzen lassen.» Wenig später habe ihn der Sohn von Bernhard Luginbühl, Basil Luginbühl, angesprochen: «Wie weit bist du mit dem Buch?» 

Von da an sei er schwanger gegangen mit diesem Buch, wie er mit einem Lachen sagt. Talman hat zwar schon einige Theaterstücke geschrieben. Aber ein Buch, das sei doch etwas anderes. «Ich habe dann den Autor Hansjörg Schneider kontaktiert und ihn gefragt, was er von meiner Idee hält. Er war begeistert und hat mich motiviert, es zu schreiben.»

Die Zwangspause, welche die Corona-Pandemie dem Theatermann verordnet hat, schätzt er im Rückblick als Glücksfall: «Ich hatte die nötige Zeit und den Freiraum, um am Buch zu arbeiten. Hätte ich das nicht gehabt, wäre es jetzt mit Sicherheit noch nicht fertig.»

Reise in die Vergangenheit

Das Schreiben sei wie eine Reise in die Vergangenheit gewesen. «Da kamen ganz frühe Kindheitserinnerungen.» Er habe sich sehr verbunden gefühlt mit all den Menschen, über die er schrieb – auch wenn sie heute nicht mehr da seien. «Es war fast, als wären sie physisch vorhanden und würden mit mir in den Dialog treten.» Seltsame Sachen seien passiert, etwa als er über jemanden geschrieben habe, und diese Person ihn im selben Moment angerufen habe.

Ende Juni musste Talman das Manuskript beim Verlag abgeben. «Seither vermisse ich das Schreiben und studiere schon an einem Band zwei herum», sagt er mit einem Lächeln. 

Talmans Buch zeigt die Künstler abseits der grossen Scheinwerfer; abseits der Metropolen. «Hier trafen sich Freunde, hier musste sich niemand verstellen.» Nach Ueberstorf kamen sie mit ihren Familien, um Ruhe zu finden, auszuspannen. Ueberstorf war Teil des «Bermuda-Dreiecks», wie Jean Tinguely es bezeichnete: Die anderen beiden Ecken bildeten Neyruz, wo Tinguely wohnte, und Mötschwil im Kanton Bern, wo Bernhard Luginbühl wohnte.

So vieles war möglich

«Ich erinnere mich noch an die Ferien in Mötschwil, als ich acht oder neun Jahre alt war. Dort durfte ich alles tun, was zu Hause verboten war: Töffli fahren und mit dem Gewehr schiessen.» Talman lacht, wird dann aber wieder ernster. «Ich will mit dem Buch auch zeigen, dass in dieser Zeit vieles möglich war, das heute nicht mehr geht. Denken Sie etwa an den riesigen Phallus, den Tinguely vor dem Mailänder Dom gesprengt hat. Das war nicht wirklich legal. Heute würde so etwas wohl nicht mehr gehen.»

Wer heute grössere Kunsthappenings organisieren wolle, stehe vor einem Berg von Bewilligungen, die es einzuholen gelte. Natürlich habe das auch mit äusseren Faktoren zu tun, aber: «Ich glaube, der Zusammenhalt der Clique damals hat vieles möglich gemacht.» 

Das Erbe lebt weiter

Niklaus Talman betont aber: «Ich will nicht nur auf die grossen Künstler und die guten alten Zeiten zurückblicken.» Ebenso wichtig sei es ihm, zu zeigen, welch starke Frauen hinter den Künstlern gestanden hätten. «Viele waren damals so richtige Machos, das war nicht immer einfach.»

Und er will zeigen, was aus den Kindern von damals geworden ist – und wie die Clique sie beeinflusst hat und in ihnen weiterlebt. «Viele sind auch Künstlerinnen und Künstler geworden, etwa Tinguelys Söhne Milan und Sébastien, aber auch die drei Söhne von Bernhard Luginbühl.» Das sei nicht unbedingt einfach, wenn man im Schatten solch bedeutender Namen stehe.

Jetzt freut sich Niklaus Talman auf die Buchvernissage und die Lesungen danach (siehe auch Kasten). «Ich bin ganz aufgeregt, denn ein Buch, das ist absolutes Neuland für mich. Aber ich fühle mich wohl.» Das Buch hat er im Vorfeld nur ganz wenigen Leuten zum Lesen gegeben, darunter seiner Tochter Laila. «Sie hat gesagt, sie habe beim Lesen geweint und gelacht. Das war für mich das schönste Kompliment.»

Programm

Ein Buch, Lesungen und ein Dokumentarfilm

Zum Projekt Tinguely-Clique gehört nicht nur ein Buch von Niklaus Talman. Im Dezember wird ein Dokumentarfilm erscheinen, welcher das Buch ergänzt, wie Talman sagt. Gleichzeitig plant er für die nächsten Jahre Lesungen zum Beispiel in Museen, Theatern, Universitäten und Schulen. «Ich möchte das Projekt langfristig verfolgen und die Tinguely-Clique zu den Leuten bringen», sagt Talman. Denn gerade Jüngeren seien die Namen der Künstler von damals heute kaum mehr ein Begriff. Die Publikation des Buchs fällt in das Jahr des 30. Todestags von Jean Tinguely und des 10. Todestags von Bernhard Luginbühl. Zeitgleich, aber unabhängig von Talmans Projekt, zeigt derzeit der Espace Jean Tinguely eine Ausstellung zu Tinguely und dem Motorsport. Denn dieses Jahr jährt sich auch der Todestag des Rennfahrers und Tinguely-Freunds Jo Siffert zum 50. Mal. nas

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