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«Noch nie eine solche Gewalt erlebt»

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Autor: Nicole Jegerlehner

Erst war alles sehr friedlich und sehr langweilig: Auf dem Georges-Python-Platz in Freiburg versammelten sich ab 15 Uhr Leute, die gegen Polizeigewalt demonstrieren wollten. Sie sassen neben dem Musik-Pavillon auf dem Boden, hörten Musik und tranken Bier. «Wir warten noch auf die Familie», sagten die Organisatoren: Denn die Demonstration war als Solidaritätskundgebung für den 18-jährigen Franzosen gedacht, welcher im April in einem gestohlenen Auto auf der Autobahn A 1 von einem Polizisten erschossen worden war – und für dessen Zwillingsbruder, der in Untersuchungshaft sitzt, laut Organisatoren im Zentralgefängnis Freiburg (siehe Kasten).

Bewilligte Demonstration

So nahmen die rund hundert Demonstrierenden ihren bewilligten Marsch erst gegen 16 Uhr auf, eine Stunde später, als mit dem Oberamtmann des Saanebezirks abgesprochen war. Viele der Herumsitzenden verwandelten sich mit Halstüchern und Kapuzen in Vermummte. Der Zug folgte der Lausannegasse; die Passantinnen und Passanten und die Restaurantgäste auf den Terrassen schauten den Demonstrierenden erstaunt nach. «Freiheit für Erdal, Yunus und die anderen» stand auf einem Plakat – Freiheit also für den Zwillingsbruder des Erschossenen und den Lenker des gestohlenen Autos. «Polizei überall, Gerechtigkeit nirgends» skandierten die Marschierenden auf Französisch.

Gestörtes Theater

Oben an der Alten Brunnengasse wurde erstmals ein Feuerwerkskörper gezündet. Beim Queren der St.-Johann-Brücke störten die lauten Rufe und das Knallen der Feuerwerkskörper die Aufführung des «Théâtre de la Cité», die unter der Brücke stattfand.

Ziel des Umzugs war das Zentralgefängnis im Neustadtquartier. Dort wollten die Organisatoren eine zehnminütige Rede halten und dem inhaftierten Zwillingsbruder ihre Solidarität zeigen. «Er soll sehen, dass er in diesem Moment enormer Einsamkeit nicht alleine ist», hatte einer der französischen Organisatoren vor dem Abmarsch den Medien gesagt. «Wir lassen ihn nicht alleine.»

Raketen gegen Gefängnis

Doch zur Solidaritätskundgebung kams nicht: Auf dem Weg von der Brücke bis zum Zentralgefängnis zündeten die Demonstrierenden immer mehr Feuerwerke und Rauchpetarden. Und als sie vor dem Gefängnis standen, feuerten sie Raketen gegen das Gebäude ab. Da griff die Polizei ein: Sie antwortete mit Gummigeschossen und trieb den Demonstrationszug gegen die Mittlere Brücke. Die Demonstrierenden antworteten mit weiteren Rauchpetarden und Raketen, die sie direkt auf die Polizisten losliessen. Einige warfen Bänke und Tische des «Théâtre de la Cité» auf die Strasse. Im Rauch, im roten Leuchten der Raketen und im allgemeinen Lärm war zeitweise kaum noch auszumachen, was genau geschah.

«Nicht irgendein Gebäude»

«Wir hatten keine Zeit, unsere Aktion anzukünden», sagte Gallus Risse, Einsatzleiter der Kantonspolizei, später vor den Medien. Auf die Frage, ob Raketen auf ein Gebäude sofortige Gummigeschosse der Polizei rechtfertigen, meinte Risse: «Das war nicht irgendein Gebäude – die Demonstranten haben das Zentralgefängnis angegriffen.» Die Polizei habe sofort eingreifen müssen, auch zur Sicherheit der Gefangenen. «Stellen Sie sich vor, wenn im Gefängnis ein Brand ausbrechen würde», sagte Risse.

Eingeschlagene Fenster

Die Polizei trieb die Demonstranten über die Mittlere Brücke und den Stalden hinauf. Beim Liebfrauenplatz kam es noch einmal zu einem Scharmützel zwischen Polizei und Demonstrierenden – diesmal weniger gewalttätig als in der Unterstadt. Demonstrierende schlugen aber Fenster und die Türe der Polizeiwache ein. Und eine Rakete setzte in der Hochzeitergasse ein hölzernes Vordach in Brand; die Feuerwehr konnte das Feuer löschen, bevor es sich ausbreitete.

Nach dem Liebfrauenplatz verloren sich die Demonstrierenden in alle Richtungen. Die Polizei nahm im Verlaufe des Abends 47 Personen fest, die am Sonntag bis 17 Uhr alle wieder freigelassen wurden. «Sie wurden als Auskunftspersonen in Untersuchungshaft gesetzt», sagte Oberamtmann Carl-Alex Ridoré an einer Pressekonferenz. Ihnen droht eine Anzeige wegen Landfriedensbruchs, Sachbeschädigung und Gefährdung des Lebens von Dritten.

Verletzte Polizisten

Bei den Scharmützeln waren zwei Polizisten verletzt worden, einer davon schwer, sagte Polizeisprecher Benoît Dumas. Bei den Demonstrierenden sei niemand verletzt worden; und auch Passanten seien nicht zu Schaden gekommen.

«Eine solche Gewalt haben wir in Freiburg noch nie erlebt», sagte Dumas. Die Demonstrierenden hätten sehr gefährliches Feuerwerk losgelassen – beispielsweise auch Notraketen, die auf Schiffen in Seenot eingesetzt würden. «Diese sind enorm gefährlich», sagte Dumas.

Auch Ridoré hob die aussergewöhnliche Gewaltbereitschaft der Demonstrierenden hervor. Er lobte die Polizei für die Verhältnismässigkeit ihres Einsatzes. Dank des raschen Einschreitens habe sie Schlimmeres verhindern und die Kontrolle behalten können.

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