Erinnerungen an die Kindheit in Form eines Papierbootes, Erinnerungen an die Achtzigerjahre in der Gestalt von Videospielen im Retro-Design, Erinnerungen an die Sowjetunion in der Person von Josef Stalin: Das Internationale Bollwerkfestival Freiburg, das heute Abend eröffnet wird, schwelgt dieses Jahr aus Anlass seines 30-jährigen Jubiläums in Nostalgie. Doch es tut dies, wie es sich für ein Festival der zeitgenössischen Kunst gehört, mit einem Blick auf die Gegenwart und in die Zukunft.
So besteht das Papierboot des deutschen Künstlers Frank Bölter nicht aus Papier, sondern aus beschichtetem Karton, ist etwa zehn Meter lang und dazu bestimmt, mit dem Künstler als Passagier auf der Saane zu fahren. Bölter rettet mit diesem Versuch den kindlichen Wagemut ins Erwachsenenleben. Die Videospiele der Berner Hannes Bär und Jonas Oehrli sehen zwar aus wie direkt aus den Achtzigern, beschäftigen sich aber mit hochaktuellen Themen wie skrupelloser Börsenspekulation oder religiösem Fanatismus. Und der Stalinkult, wie ihn die Georgierin Nadia Tsulukidze thematisiert, erweist sich als erschreckend gegenwärtig.
Start mit Martin Schick
Insgesamt präsentiert das Festival bis zum kommenden Samstag rund 20 Projekte aus allen Sparten der Gegenwartskunst, darunter acht Eigenproduktionen und vier Schweizer Erstaufführungen.
Den Auftakt macht heute Abend der Freiburger Schauspieler und Performancekünstler Martin Schick zusammen mit dem serbischen Künstler Damir Todorovic. Die beiden haben sich im letzten Jahr am Bollwerkfestival kennengelernt und präsentieren dieses Jahr das Tanztheater «Holiday on Stage–Last Days of Luxury». Ebenfalls ab heute ist ein zweites Projekt von Martin Schick zu entdecken, das Jubiläumsprojekt «This Book is Great», das er zusammen mit François Gremaud realisiert hat.
Bollwerkfestival.Fr., 28. Juni, bis Sa., 6. Juli, in der Stadt Freiburg. Eröffnung heute ab 19 Uhr im Bollwerk. Details und Programm: www.belluard.ch
Eröffnungsstück: Martin Schick (vorne) und Damir Todorovic.