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Für eine Nacht die harte Realität eines Obdachlosen erleben

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Die Freiburger Notschlafstelle La Tuile feiert in diesem Jahr ihr 30-jähriges Bestehen. Auf dem Georges-Python-Platz hat sie vorübergehend ein Zeltdorf installiert, um auf ihre Tätigkeiten aufmerksam zu machen und mit der Bevölkerung zu feiern. 

Was wäre die Stadt Freiburg ohne die Notschlafstelle La Tuile? Diese Frage wirft der Verein anlässlich seines 30-jährigen Bestehens (die FN berichteten) auf und gibt die Antwort gleich selbst: 30 Menschen müssten in Freiburg jeden Tag auf der Strasse übernachten, denn genau so viele Schlafplätze bietet La Tuile in ihrem Haus an der Marlystrasse an. 30 Zelte, die vom 13. bis am 16. Oktober auf dem Freiburger Georges-Python-Platz stehen, sollen diesen Umstand veranschaulichen. «Wir wollen sichtbar machen, was die Leute normalerweise nicht sehen: Dass auch bei uns in der Schweiz Menschen nicht wissen, wo sie übernachten sollen», sagt Eric Mullener, der Direktor des Vereins La Tuile.

Das Jubiläum auf dem Python-Platz soll eine ähnliche Stimmung vermitteln, wie jeweils das Suppenfestival, welches der Verein im Winter organisiert, so Mullener. «Wir wollen einerseits auf unsere Arbeit aufmerksam machen und gleichzeitig mit den Leuten in Kontakt kommen und auf dem Python-Platz für eine festliche Atmosphäre sorgen und die Arbeit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der letzten Jahre wertschätzen.» So symbolisieren die 30 Zelte nicht nur die 30 Schlafplätze in der Notschlafstelle, sondern auch die 30 Jahre, die es den Verein La Tuile schon gibt. «Das passt somit ganz gut so», freut sich Mullener.

30 Zelte auf dem Python-Platz symbolisieren die 30 Notfallschlafplätze des Vereins La Tuile sowie die 30 Jahre seiner Existenz.
Marc Reidy

In die Haut der Betroffenen schlüpfen

Die 30 Zelte auf dem Georges-Python-Platz sind aber nicht bloss symbolische Zierde, sondern können bis am Sonntag auch benutzt werden. Wer einmal in einem Zelt in der Freiburger Innenstadt übernachten will, kann sich ab jeweils 19 Uhr beim Wohnwagen, der als Informationsstand neben den Zelten dient, melden. Für fünf Franken pro Nacht, wobei ein Frühstück inbegriffen ist, können Interessierte selbst erleben, wie es sich anfühlt, in einer Stadt im Freien übernachten zu müssen. Zwei Mitarbeitende des Vereins La Tuile haben dabei während der Nacht die Aufsicht. Eric Mullener empfiehlt, Schlafsack und Isoliermatte mitzubringen. «Wir haben im Notfall aber auch noch Ausrüstung vor Ort.»

Wer sich noch genauer mit dem Alltag der Betroffenen auseinandersetzen will, kann dies mittels eines kleinen Handbuchs tun, das der Verein herausgebracht hat. Dieser Überlebens-Guide «Survivre à la rue» ist von Betroffenen geschrieben und gibt Tipps, wie man Übernachten, Essen oder Transport organisiert, wenn man keine feste Bleibe hat. «Ich habe immer einen kleinen Gaskocher dabei, damit kann ich eine Suppe zubereiten und mich etwas aufwärmen», schreibt etwa Henri. «Mit dem Guide wollen wir obdachlosen Menschen eine Stimme geben und zeigen, dass sie nicht wertlos sind, sondern viel Wissen über einen Alltag haben, der für viele Menschen unvorstellbar ist.»

Obdachlose sind in ihrem Bereich Experten und können viele nützliche Informationen weitergeben.

Den Guide gibts bisher nur auf Französisch. «Für eine Übersetzung reichten Zeit und Geld nicht», erklärt Eric Mullener auf Anfrage der FN. 

Konferenzen, Musik und Ausstellung

In einem beheizten Festzelt finden zudem während der vier Tagen verschiedene Konferenzen und Vorträge statt. Unter anderem werden Sozialarbeiter, Politikerinnen oder persönlich Betroffene zu Wort kommen. Ein Thema ist zum Beispiel am Freitagabend «Der Zugang zur Kultur», bei dem es darum geht, aufzuzeigen, wie auch Menschen ohne grosse finanzielle Mittel an der Kultur teilnehmen können. «Kultur ist ein Grundrecht», so Mullener. «Sie soll nicht der wohlhabenden Bevölkerung vorbehalten sein.»

Am Abend sorgen dann jeweils Musikerinnen und Musiker für eine festliche Stimmung. Für das leibliche Wohl sorgt ein Pop-up-Restaurant mit rund 100 Plätzen. Die Preise der angebotenen Mahlzeiten werden dabei an die finanziellen Möglichkeiten der Gäste angepasst, erklärt Mullener.

Wer kein Geld hat, muss nichts bezahlen.

Während der gesamten Veranstaltung wird auf dem Python-Platz ausserdem eine Fotoausstellung zu sehen sein, welche aus verschiedenen Blickwinkeln die Realität von Menschen in schwierigen Situationen darstellt. Die Bilder von sechs Freiburger Fotografinnen und Fotografen sollen sowohl dem Alltag der Betroffenen Gestalt geben, wie auch die Arbeit des Vereins La Tuile veranschaulichen. «Mit der Ausstellung wollen wir zeigen, dass obdachlose Menschen keine Statistiken sind, sondern dass sie unter uns leben und einen komplizierten Alltag zu bewältigen haben.»

In Festzelten finden am Wochenende Konferenzen sowie musikalische Darbietungen statt.
Marc Reidy

Zum Verein

Notschlafstelle seit 1992

Der Verein La Tuile bietet Obdachlosen in Freiburg seit 30 Jahren eine Notschlafstelle an. Seit 2001 befinden sich die Räumlichkeiten von La Tuile an der Marlystrasse, nachdem die Notschlafstelle neun Jahre lang in einem Barackenlager an der Bürglenstrasse untergebracht war. Zurzeit verfügt das Zentrum über 30 Plätze, zwei Zimmer sind ausschliesslich Frauen vorbehalten. Der Verein baut zurzeit ein zusätzliches Gebäude, in dem acht Studios für Menschen mit gesundheitlichen oder psychischen Problemen geplant sind. Es soll im Herbst 2023 bezugsbereit sein. La Tuile betreibt zudem das Café Le Tunnel im Freiburger Burgquartier.

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