Nach einem 7:6, 7:6 gegen den Spanier Carlos Alcaraz ist Novak Djokovic erstmals Einzel-Olympiasieger. Es ist der einzige Titel, der dem Serben in seinem Palmarès noch fehlte.
Als die Mission erfüllt war, da sank Novak Djokovic in den Pariser Sand, zitterte am ganzen Körper, bekreuzigte sich und streckte dann die Hände zum Himmel. Dann flossen die Tränen. Wenig später, da fiel er auf den Tribünen des Court Philippe Chatrier Tochter Tara und Sohn Stefan, dann seiner Frau Jelena in die Arme. Novak Djokovic hat es geschafft. Im Alter von 37 Jahren ist er Olympiasieger. Das letzte grosse Ziel? Endlich erreicht.
In einem hochklassigen Final setzt sich Djokovic in zwei Tiebreaks gegen den fast 17 Jahre jüngeren Carlos Alcaraz durch. Vor drei Wochen hatte ihn der Spanier im Wimbledon-Final noch deutlich in drei Sätzen bezwungen.
Während fast drei Stunden lieferten sich die Rivalen einen Schlagabtausch auf allerhöchstem Niveau, in dem es kein einziges Break gab. Alcaraz hatte im ersten Satz acht Chancen nicht nutzen können, davon fünf beim Stand von 4:4. Djokovic liess seinerseits fünf Chancen liegen. Im zweiten Satz hatte nur der Serbe eine Breakchance. Beide Tiebreaks waren eine klare Angelegenheit für Djokovic. Den ersten gewann er 7:3, den zweiten 7:2.
Gold im fünften Anlauf
Obwohl sie ihm so viel bedeuten, endeten Olympische Spiele für Novak Djokovic meist mit einer Enttäuschung. 2008 in Peking gewann er Bronze, 2012 in London verlor er im Halbfinal gegen Andy Murray und das Spiel um Bronze gegen Juan Martin Del Potro. Vier Jahre später in Rio de Janeiro unterlag er dem Argentinier in der ersten Runde. Auch 2021 in Tokio ging der Serbe leer aus, nachdem er im Halbfinal Alexander Zverev und dann im Spiel um Bronze dem Spanier Pablo Carreno Busta unterlegen war.
Dem Ziel, Gold für Serbien zu gewinnen, hat Djokovic alles untergeordnet. 2021 in Tokio, bei den Sommerspielen, die so speziell waren, weil sie während der Coronapandemie stattfanden, war er noch im Athletendorf untergebracht. Diesmal aber zog er es vor, sich zurückzuziehen, und hat sich und seine Familie im Hotel einquartiert. «Im Dorf gewesen zu sein, war eine der besten Erfahrungen meines Lebens. Aber hier will ich mehr Ruhe, mehr Intimität. Und mich voll und ganz aufs Turnier konzentrieren.»
«Das Puzzle ist komplett»
Noch vor zwei Monaten schien Djokovics Traum erneut zu platzen. Bei den French Open, in Roland Garros, wo er nun Gold gewann, hatte er sich vor seinem Viertelfinal zurückgezogen und sich in Paris operieren lassen. Grund dafür war ein Anriss des Meniskus im rechten Knie. Schon zuvor habe er mit der «maximalen Dosis» an Schmerzmitteln gespielt, sagte er.
Um 17.30 Uhr liess er sich die lang ersehnte Goldmedaille umhängen, die serbische Flagge wurde gehisst und Djokovic sang die Nationalhymne. Danach sagte der 37-Jährige: «Das ist der grösste Erfolge meiner Karriere. Nun ist das Puzzle komplett. Ich kann sehr hart mit mir sein, das hier war einer meiner grössten inneren Kämpfe. Weil ich immer das Gefühl habe, in meinem Leben nicht genug getan zu haben – auf und neben dem Platz.»
Djokovic wie Agassi und Nadal
Dabei war sein Palmarès schon davor unvergleichlich. 24 Grand-Slam-Titel hat er gewonnen, während 428 Wochen stand Djokovic an der Spitze der Weltrangliste. Alles Rekorde. Nun ist er der dritte Mann, der den Career Golden Slam komplettiert – den Gewinn aller vier Major-Turniere sowie Olympiagold im Einzel. Das ist vor ihm erst Andre Agassi und Rafael Nadal gelungen, bei den Frauen schafften das Steffi Graf und Serena Williams.
Tränen flossen auch beim Verlierer. Carlos Alcaraz hatte im Juni erstmals die French Open gewonnen und war damit zum jüngsten Spieler der Geschichte des Männertennis geworden, der auf drei verschiedenen Unterlagen einen Grand-Slam-Titel gewonnen hat. 2022 hatte er auf Hartbelag die US Open gewonnen. Und im Vorjahr fügte er Djokovic in Wimbledon auf Rasen die erste Niederlage seit sieben Jahren zu. Vor drei Wochen gelang ihm in Wimbledon die erfolgreiche Titelverteidigung.
Auch Carlos Alcaraz hätte Geschichte schreiben können. Nur Rafael Nadal hatte zuvor im gleichen Sommer in Paris und Wimbledon gewonnen und war danach auch noch Olympiasieger im Einzel geworden. 2008 war das.
Doch diesmal gehört die ganz grosse Bühne noch einmal einem anderen: Novak Djokovic, dem erfolgreichsten Tennisspieler der Geschichte.
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