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Nun beginnt das grosse Rechnen

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Die Freiburger Handels- und Industriekammer (HIKF) hat nach dem Entscheid der Schweizerischen Nationalbank, den Mindestkurs von 1.20 Franken pro Euro aufzuheben, einen Newsletter an ihre rund 1000 Mitglieder verschickt. «Für die Freiburger Wirtschaft kommt diese Entscheidung zu einem ungünstigen Zeitpunkt», heisst es da. «2015 wird ein entscheidendes Jahr werden. Die ohnehin dürftigen Konjunkturaussichten werden sich nicht verbessern.» Allerdings gibt sich die HIKF bezüglich Prognosen vorsichtig. Es bleibe abzuwarten, auf welchem Niveau sich der Euro einpendeln werde. Das Schreiben drückt auch die Hoffnung aus, dass sich Europa stabilisiere und die ansonsten umsichtige Nationalbank die richtige Entscheidung getroffen habe.

«Unmittelbar nach der Bekanntgabe des Nationalbank-Entscheides erhielten wir Anrufe von unseren Mitgliedern», so HIKF-Direktor Alain Riedo. «Zum Teil herrschte richtig Panik.» Diese habe sich über das Wochenende ein bisschen gelegt, aber viele Freiburger Firmen stünden dennoch unter Stress, so Riedo. Am meisten betroffen seien KMU mit 40 bis 50 Angestellten, Absatzmärkten im EU-Raum und Produkten, die ein Kunde nicht unbedingt in der Schweiz kaufen muss. Hersteller von Komponenten für verschiedene Equipments in der Industrie sind in den Augen von Riedo die am stärksten betroffenen Unternehmen.

Weniger stark betroffen sind gemäss Riedo grössere Unternehmen, die weiter entfernte Märkte wie die USA oder China beliefern und zum Teil von günstigeren Importen aus dem EU-Raum gar profitieren.

«Wir haben fast keinen Einfluss auf die Entwicklung», bekennt Alain Riedo. Die HIKF könne einzig auf gute Rahmenbedingungen im Kanton, etwa bei Steuern, Bodenpolitik oder Mobilität, hinwirken. Diesbezüglich sieht er zwei Punkte, wo der Kanton den Freiburger Firmen entgegenkommen kann: «Wir wollen, dass der Kanton den neuen Unternehmenssteuersatz von 13,72 Prozent schon 2016 und nicht erst 2019 oder noch später einführt. Ausserdem wollen die Firmen wissen, wie das Ja zur Masseneinwanderungsinitiative umgesetzt wird.» Riedo fasst die Ausgangslage wie folgt zusammen: «Die Firmen müssen wissen, unter welchen Bedingungen sie arbeiten können. Ungewissheit ist nicht gut.»

Nicht mit 1:1 gerechnet

Diese Ungewissheit spürt derzeit auch Peter Ruth, CEO der Wifag-Polytype. «Niemand kann derzeit sagen, wo sich der Eurokurs in Zukunft einpendeln wird.» Ruth sagt, der Nationalbank-Entscheid sei für ihn völlig überraschend gekommen. «Wir hatten unser Geschäftsjahr 2015 mit einem Eurokurs von 1.20 Franken geplant. Ich erwartete, dass der Mindestkurs nicht lange zu halten ist, aber von einem halben Jahr ging ich schon aus.»

Nachdem der Eurokurs bereits 2011 kurzfristig auf rund einen Franken gesunken war, habe die Wifag-Polytype «Verlegungsaktivitäten» gemacht, so Ruth. Man habe sich also auf einen tieferen Eurokurs vorbereitet. «Wir haben das Prinzip eines tiefen Eurokurses verdaut, aber wir haben nicht mit einem Szenario 1:1 gerechnet.»

Panikreaktionen bei Kunden habe es keine gegeben, so Peter Ruth. Die derzeitigen Aufträge basierten auf bestehenden Verträgen. «Kurzfristig erwarte ich nicht ein Riesenchaos. Aber im Verlauf des Jahres kann sich das ändern.»

Ein Aushängeschild des Freiburger Exports ist der Greyerzer-Käse. «Wir exportieren 8000 von insgesamt 30 000 Tonnen Gruyère in den Euroraum», sagt Philippe Bardet, Direktor der Sortenorganisation Gruyère AOP. Der Vorstand tagte zufällig am letzten Donnerstag, nur Stunden nach Bekanntgabe des Nationalbank-Entscheides. Für die Händler und Produzenten wie von Mühlenen, Cremo, Mifroma oder Fromage Gruyère SA könnte der Schritt schon kurzfristig Auswirkungen haben: «Alle Rechnungen des Monats Dezember werden im Januar bezahlt, zum tieferen Eurokurs. Das schlägt sich auf die Marge nieder», so Bardet.

Reserve dank Exportrekord

Sollte der Eurokurs langfristig tief bleiben, müssten wohl die Preise für den Gruyère angepasst werden; doch das sei nicht so einfach, weil diese im Vergleich zu Konkurrenzprodukten in der EU schon ziemlich hoch seien. Der Gruyère komme im Euroraum ohnehin unter Druck, weil die EU Produktionsquoten aufgehoben habe, so der Direktor.

In der jetzigen Situation helfe es, dass 2014 wohl eine Rekordmenge an Gruyère exportiert worden sei, so Bardet. Das gebe eine gewisse Reserve. «Aber 2015 hätte eigentlich ein Stabilisierungsjahr werden sollen. Stattdessen müssen wir uns nun wieder Schritt für Schritt anpassen.»

Positiv könnte sich ein tiefer Eurokurs für die Kunden im Detailhandel auswirken. «Manor hat in der Vergangenheit die Währungsvorteile den Kunden weitergegeben und wird dies selbstverständlich auch in Zukunft tun», sagt Mediensprecherin Ellen Steinbrecher. «Da wir mehrheitlich Waren in Schweizer Franken beziehen, werden wir umgehend Lieferantengespräche initiieren.» Für den Detailhandel sei der Wegfall des Euro-Mindestkurses aber negativ, da der Einkaufstourismus weiter angefacht werde. «Manor ist mit vielen Filialen im grenznahen Gebiet sehr stark betroffen», so die Sprecherin.

Kaum billigerer Strom

Kaum Veränderungen dürften die Kunden kurzfristig auf dem Strommarkt erfahren. Wie Groupe-E-Sprecherin Iris Mende erklärt, würden Privatkunden grösstenteils aus der Eigenproduktion versorgt, und zwar zu festgelegten Regeln und in Schweizer Franken.

«Für die Kunden mit Marktzugang kann sich in Zukunft aber tatsächlich ein günstigerer Strompreis ergeben», so Mende. «Die Energie, die wir zur Versorgung dieser Kunden einkaufen, wird an der Strombörse in Euro gehandelt.» Allerdings werde diese Energie im Voraus am Terminmarkt gekauft, mit dem gerade gültigen Wechselkurs, der dann oft über mehrere Jahre hinaus fix bleibe. Profitieren können also vor allem Kunden mit neu abgeschlossenen Verträgen, wo der schwächere Euro berücksichtigt wird. Für das Unternehmen Groupe E seien positive und negative Folgen zu erwarten. Beteiligungen im Ausland, etwa an einem österreichischen Gaskraftwerk, werden billiger, dafür bringen Stromverkäufe ins Ausland weniger Einnahmen. Die weitere Entwicklung werde Groupe E noch im Detail analysieren.

 

«Wir fordern die tieferen Unternehmenssteuern bereits auf 2016.»

Alain Riedo

Handelskammer-Direktor

«Die Rechnungen vom Dezember werden zum Eurokurs vom Januar bezahlt.»

Philippe Bardet

Direktor Gruyère AOP

Personal: «Druck lastet auf Arbeitnehmern»

B eim ersten Absacken des Euro 2011 hatten die Arbeitgeber zwei Massnahmen ergriffen: die Arbeitszeit der Angestellten verlängern oder die Löhne senken. «Das hat nichts gebracht», sagt Armand Jaquier, Gewerkschaftssekretär der Unia Freiburg. Jetzt seien noch keine reellen Folgen des neuerlichen tiefen Eurokurses spürbar, aber bereits laste der Druck wieder auf den Arbeitnehmern, so Jaquier. «Ich fürchte, dass in vielen Fällen die Situation ausgenutzt wird.» Er sieht die Lösung in einer ganz anderen Richtung: «Die Besitzer und Aktionäre müssen einen Effort machen. Es handelt sich um eine rein finanzielle Angelegenheit, die durch Spekulation angeheizt wird.» uh

Tourismus: Freiburg als Alternative zu den teuren Destinationen

T homas Steiner, Direktor des Freiburger Tourismusverbandes, befindet sich gerade an einer Ferienmesse in Stuttgart. Er ist an vorderster Front mit potenziellen Feriengästen in Kontakt und muss diesen aufzeigen, dass Ferien in der Schweiz zwar teuer sind, es aber auch erschwingliche Angebote gibt. Im Kanton Freiburg zum Beispiel. «Die Situation mit dem tiefen Euro ist für den Schweizer Tourismus global schwierig, für Freiburg gilt es dies aber zu relativieren», so Steiner. Bereits 2011, bei der letzten Euro-Baisse, habe Freiburg kaum Einbussen erlebt, sagt er. «Wenn es teurer wird, suchen Gäste Regionen auf, wo das Preis-Leistungs-Verhältnis vorteilhaft ist. Da profitieren wir zugunsten anderer Regionen.» Steiner weist darauf hin, dass Freiburg einen vergleichsweise hohen Anteil an Schweizer Gästen hat: «Klar ist der Anreiz gross, jetzt im Ausland Ferien zu machen. Aber wenn es dort billiger ist, liegen vielleicht noch drei Tage Ferien in der Schweiz drin.»

Kaum billiger werden vorerst Carreisen ins Ausland. «Die Kataloge sind gedruckt, und grosse Offerten wurden frühzeitig als Termingeschäfte abgewickelt, das heisst zum Eurokurs von letztem Oktober,» erklärt Hanspeter Baeriswyl, Geschäftsführer bei Horner-Reisen. Günstiger könnte es für den Kunden erst im nächsten Herbst werden, falls der Euro niedrig bleibt. Das Einzige, wovon der Kunde derzeit profitieren könne, seien die niedrigen Treibstoffpreise, so Baeriswyl. uh

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