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Nur bei den Jeussern gilt Tempo 40

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Wer in Jeuss einfährt, muss das Tempo auf 40 Stundenkilometer reduzieren. Auf das Schild, welches die Limite anzeigt, sind viele andere Gemeinden eifersüchtig, denn Jeuss ist in Sachen Geschwindigkeit eine Ausnahme. Auch die Rieder möchten ihre Strasse mit Tempo 40 beschildern; seit Jahren schlagen sie sich mit ihrem Verkehrsregime herum. An den Gemeindeversammlungen werden immer wieder Stimmen laut, doch endlich Tempo 40 einzuführen.

Gemeinde Ried hat erhöht

In Ried galt ursprünglich auch Tempo 40. «Vor langer Zeit hat der Kanton der Gemeinde aber vorgeschrieben, die Tempolimite auf 50 Stundenkilometer anzuheben», erzählt Gemeindepräsident Heinz Etter. Man versuche seit langem, das Tempo wieder zu reduzieren. «30 Stundenkilometer können wir mit unseren engen Strassen nicht gut umsetzen.» Man habe keinen Platz, um flankierende Massnahmen wie Hügel und Verengungen zu bauen. «Tempo 40 würde unser Problem lösen», sagt Etter. Dafür sei jedoch eine teure Studie eines Ingenieurbüros nötig. Überdies habe der Kanton der Gemeinde bereits im Voraus gesagt, dass die Chance auf eine Umsetzung von Tempo 40 klein sei. «Das verstehe ich überhaupt nicht», sagt Etter. Die Strasse durchs Dorf sei eine Gemeindestrasse, die viel Durchgangsverkehr schlucken müsse.

 Wie in Ried sorgen auch in Gurmels der Verkehr und die entsprechenden Limiten oft für emotionalen Gesprächsstoff. Der Gemeinderat von Gurmels hat bereits versucht, auf seinen Strassen Tempo 40 einzuführen. «Wir bekommen vom Kanton Tempo 40 aber nicht bewilligt», sagt Gemeindepräsident Daniel Riedo. In vielen Quartieren hat die Gemeinde darum Tempo 30 umgesetzt. «Für uns wäre Tempo 40 ideal, weil wir keine Verengungen und Bodenwellen bauen müssten, wie dies bei der 30-Stundenkilometer-Limite vorgeschrieben ist.»

Altavilla will kein Tempo 30

Nicht nur Gurmels und Ried schauen neidisch auf Jeuss. Auch der Murtner SVP-Generalrat Thomas Schick wollte in Altavilla das Tempo von 50 auf 40 reduzieren. Das gebe es nicht mehr, beschied ihm Gemeinderätin Ursula Schneider Schüttel im letzten Dezember mit Verweis auf eine Absprache mit dem Bundesamt für Strassen. Mit dieser Antwort ist Schick nicht zufrieden: «Tempo 30 kommt bei den Bürgern schlecht an.»

Murtens Bauverwalter Stefan Portmann stellt sich hinter die Gemeinderätin. «Wir werden keine 40er-Zone machen», sagt er. Innerorts gelte Tempo 50, in Wohnquartieren 30 und in Begegnungszonen Tempo 20. «Mit den drei Instrumenten haben wir genug Möglichkeiten.» Erlaube man Tempo 40, habe man am Schluss alles durcheinander, so Portmann.

Gute Argumente nötig

Auch beim Kanton gilt die Devise: Tempo 40 existiert nicht mehr–und zwar seit 2001, wie Corinne Rebetez, Sprecherin der kantonalen Raumplanungs-, Umwelt- und Baudirektion, gegenüber den FN sagt. «Die Reduktion von 50 auf 40 Stundenkilometer bringt nicht viel mehr Sicherheit.» Die Gemeinden könnten zwar ein Gutachten machen lassen, um eine Ausnahme für Tempo 40 zu erlangen. «Aber da braucht die Gemeinde schon sehr gute Argumente», so Rebetez. Einen genauen Kriterienkatalog gibt es im Kanton Freiburg im Gegensatz zum Kanton Bern nicht (siehe Kasten unten rechts).

Im Kanton Freiburg gebe es einige wenige Orte, in denen Tempo 40 gelte, meint Rebetez mit Blick auf die Gemeinde Jeuss. Wenn die Ausnahmeregelungen noch von früher stammten und wenn sich Tempo 40 bewährt habe, müsse man aber nichts ändern.

Schick versteht die Argumentation der kantonalen Baudirektion nicht. Tempo 30 sei in Altavilla nicht angebracht, das sage auch der Dorfverein. «Wir müssen praktisch handeln, nicht behördenmässig.» Zudem stört sich Schick am «Kantönligeist». Im Kanton Bern habe es mehrere Gemeinden mit Tempo 40.

Jeuss hat nicht erhöht

Nicht mit Tempolimiten beschäftigen muss sich die Gemeinde Jeuss. Tempo 40 komme gut an, sagt Gemeindepräsident Ueli Minder. «Man will nichts anderes.» Tempo 30 mit verkehrsberuhigenden Massnahmen wäre auf den oft engen Strassen nicht durchsetzbar. Warum aber gilt in Jeuss überhaupt Tempo 40? «Als uns der Kanton vor Jahren vorschrieb, Tempo 40 aufzuheben, haben wir es einfach nicht getan», erklärt Minder.

Tempo 40 würde unser Problem lösen.

Heinz Etter

Gemeindepräsident von Ried

Die Reduktion von 50 auf 40 Stundenkilometer bringt nicht viel mehr Sicherheit.

Corinne Rebetez

Sprecherin der kantonalen Baudirektion

Bund: «Wenn Gemeinden Tempo 40

einführen wollen, wird es relativ schwierig »

H eute sind die Tempolimiten klar reglementiert, wie Christoph Rohner vom Bundesamt für Strassen (Astra) sagt. Innerorts wird grundsätzlich mit der allgemeinen Höchstgeschwindigkeit von 50 Kilometern pro Stunde gefahren, in Quartieren kann die Höchstgeschwindigkeit via Zonensignalisation auf Tempo 30 oder sogar Tempo 20 (Begegnungszone) reduziert werden.

40 gilt nur für Abschnitte

Tempo 40 kann laut Gesetz im Gegensatz zu Tempo 20 oder 30 nicht in ganzen Quartieren als Zonensignalisation umgesetzt werden, sondern höchstens auf einzelnen Streckenabschnitten. Für einzelne Abschnitte werden die Voraussetzungen für die Geschwindigkeitsherabsetzung laut Rohner aber strenger ausgelegt. «So kann nur dort, wo es wirklich erforderlich ist, Tempo 40 signalisiert werden.» Dies sei auf einer Strecke mit einer konkreten Gefährdungssituation möglich, etwa auf einer Strecke mit einer steilen Kurve. Tempo 40 ist also von Gesetzes wegen nicht verboten, kann aber nicht als Zonensignalisation oder gar flächendeckend angeordnet werden.

Die Differenzierung zwischen Zonensignalisation und streckenabschnittsweisen Geschwindigkeitsbeschränkungen ist laut Rohner in den letzten zehn Jahren passiert. Heutzutage habe sich bei Geschwindigkeitsreduktionen innerorts Tempo 30 eingebürgert. «40 ist viel zu nah bei 50 Kilometern pro Stunde. Es drängt sich rasch der Verdacht auf, dass auch mit der allgemeinen Höchstgeschwindigkeit die Verkehrssicherheit genügend gewährleistet wäre.»

Gesetze sind strenger

Früher sei man diesbezüglich noch grosszügiger gewesen, was erkläre, weshalb heute immer noch an vielen Strassen Tempo-40-Schilder stünden. So erklärt sich Rohner auch die Ausnahmesituation in Jeuss. Wenn die 40-Stundenkilometer-Schilder aus alten Zeiten stammten, habe man kaum eine Handhabung dagegen. «Doch wenn Gemeinden neu Tempo 40 einführen wollen, wird es relativ schwierig.» hs

Kanton Bern: «Wenn das Resultat positiv ausfällt, dann geben wir grünes Licht»

A uch im Kanton Bern gibt es seit dem Jahr 2000 keine Tempo-40-Zonen mehr. Dennoch gelten laut Beat Schweizer vom Tiefbauamt des Kantons Bern mancherorts «Strecken-40er», wie er sie nennt. Diese gelten nicht für eine grössere Zone, sondern nur für einzelne Strecken, und sie müssen nach der nächsten Kreuzung wiederholt werden, wie Schweizer erklärt (siehe Kasten links).

Keine Tempo-40-Freunde

«Wir sind nicht unbedingt Freunde von Tempo 40», sagt Schweizer. «Es ist eine Kompromisslösung zwischen der allgemeinen Innerorts-Höchst geschwindigkeit von 50 Stundenkilometern und dem innerorts vielfach angestrebten Tempo 30.» Die Gemeinden seien aber auf ihren Strassen autonom und könnten aufgrund eines Gutachtens diese Tempolimite in Betracht ziehen. «Wenn das Resultat positiv ausfällt, dann geben wir grünes Licht», so Schweizer.

Die Eidgenössische Signalisationsverordnung gibt vor, wann die Höchstgeschwindigkeiten hinabgesetzt werden können – also auch, wann Tempo 50 mit 40 ersetzt werden darf. Mindestens einer der vier Punkte muss erfüllt sein: wenn eine Gefahr nur schwer oder nicht rechtzeitig erkennbar ist; wenn bestimmte Strassenbenützer nicht anders geschützt werden können; wenn auf einer viel befahrenen Strecke der Verkehrsablauf verbessert werden kann; oder wenn damit übermässiger Lärm oder Schadstoffe vermindert werden können.

Kanton wirbt für Tempo 30

Wenn Gemeinden das Tempo auf ihren Strassen reduzieren wollen, rät ihnen der Kanton Bern, wann immer möglich Tempo 30 einzuführen. Hindernisse müssen laut Schweizer bei Tempo-30-Zonen nur dann aufgestellt werden, wenn die Autofahrer bei Nachkontrollen zu schnell fahren. 85 Prozent der Autofahrer dürfen bei den Nachkontrollen 38 Stundenkilometer nicht überschreiten. Wenn doch, müssen laut Schweizer auf den Strassen Verkehrsmassnahmen wie etwa Bodenwellen oder Verengungen gebaut werden. hs

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