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Oberamt und Bern sind noch kein Thema

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Mit Markus Ith (FDP, Murten) beendet nach Bruno Boschung (CVP, Wünnewil) der zweite Deutschfreiburger in Folge sein Amtsjahr als Grossratspräsident. Ende Dezember übergibt er sein Amt an Roland Mesot (SVP, Châtel-Saint-Denis). Zeit, Bilanz zu ziehen.

Sie geben Ihr Amt an Silvester ab. Es gibt aber keine Schlüsselübergabe …

Nein, zumal auch keine offenen Dossiers vorhanden sind. Vermutlich wird es um Mitternacht zu einer «Schlüsselübergabe» per SMS kommen, die aber eher scherzhafter Natur ist. Ich treffe mich wohl um die Jahreswende nochmals mit Roland Mesot, um bilateral noch das eine oder andere zu besprechen. Eine eigentliche Schlüsselübergabe gibt es nicht. Der Grossratspräsident hat ja auch kein eigenes Büro, und sämtliche Dossiers sind beim Generalsekretariat.

Ihr Präsidialjahr scheint sehr schnell vorübergegangen zu sein. Ist Ihnen das auch so vorgekommen?

Gefühlsmässig schon. Wenn ich mir aber nochmals all die Traktandenlisten vor Augen halte, weiss ich, dass im Gros­sen Rat doch viel gearbeitet worden ist.

Wie schade ist es für Sie, dass Sie das Präsidium schon wieder abgeben müssen?

Nun, man weiss es von Anfang an und stellt sich darauf ein. Für den Rat als Institution ist das Annuitätsprinzip sicher ein Vorteil.

Welches waren für Sie die politischen Highlights in diesem grossrätlichen Jahr?

Im Hinblick auf die Nachhaltigkeit sicher die Steuerreform im Dezember. Denn sie wird das wirtschaftliche Gefüge des Kantons für die nächsten Jahrzehnte prägen. Sehr am Herzen lag mir auch der Kredit für den Rathausumbau, weil es diesem altehrwürdigen Haus einen echten Mehrwert bringt.

War das Präsidium so, wie Sie es sich vorgestellt hatten?

Was bezüglich Repräsentationspflichten auf mich zukommt, war mir klar. Die Vielfalt der Anlässe war gleichwohl erstaunlich. Was ich zeitlich eher unterschätzt habe, war die Vorbereitungsarbeit für die Sessionen und deren Ablauf, zumal dies in aller Regel in den zehn Tagen vor der Session geschehen muss. Was mich dabei auch überrascht hat, ist, dass das Organisieren dieses «Drehbuchs» trotz aller Bestrebungen für ein papierloses Parlament für den Präsidenten ohne Papier-Ausdrucke praktisch unmöglich ist. Dasselbe hat mir auch der diesjährige Freiburger Nationalratspräsident Dominique de Buman (CVP) bestätigt. Die Ausdrucke geben einem auch Sicherheit.

Inwiefern?

Immerhin sind 109 andere Grossratsmitglieder im Saal, die darauf vertrauen, dass ich den Ablauf genau im Kopf habe. Natürlich kann der Präsident auch noch auf die Mit- hilfe des Generalsekretariats ­zählen.

Das Generalsekretariat bot Ihnen also einen guten Rückhalt?

Einen enormen, was das Tagesgeschäft betrifft. Denn es kümmert sich um alle Dokumente, von den Einladungen bis zu den Protokollen. Etwas anderes sind die repräsentativen Auftritte: Da ist der Präsident allein verantwortlich, auch für das Schreiben der ­Reden.

Was ist das für ein Gefühl, auf dem Präsidentensessel zu sitzen, wenn einen alle anschauen und erwarten, dass man die Sitzungen souverän managt?

Es bedeutet natürlich schon eine gewisse Verantwortung. Andererseits ist es wahrscheinlich wie bei einem Musiker oder einem Schauspieler: Wenn man erst mal auf der Bühne steht, ist man einfach bemüht, sein Bestes zu geben, und kümmert sich nicht mehr um das Publikum.

Sie haben die Musik angesprochen. Ist der Grossratspräsident eine Art Dirigent?

Nein, weil man ja die Ein­sätze nicht selbst geben kann. Aber man kann in heiklen Diskussionen immerhin versuchen, die Wortmeldungen ausgeglichen zu gestalten. Der Präsident ist ja nicht verpflichtet, deren Abfolge in der Reihenfolge ihrer Anmeldung einzuhalten. Am spannendsten war auch diesbezüglich die Steuerdebatte. Dort fragte ich mich, ob ich überhaupt mitstimmen oder darauf warten soll, dass ich eventuell einen Stichentscheid zu fällen habe. Denn schon als ich den Murtner Generalrat führte, habe ich das immer als etwas befremdend empfunden, dass der Präsident mit seiner normalen Stimme und dem Stichentscheid zwei Stimmen haben soll. Ich musste aber in meiner Amtszeit als Grossratspräsident schliesslich nie einen Stichentscheid fällen.

Vom Präsidenten wird erwartet, dass er sich in den Debatten inhaltlich zurücknimmt. Hat Sie das gestört?

Bei gewissen Diskussionen würde man schon gerne mal intervenieren. Dass ich mich wieder vermehrt einbringen kann, motiviert mich jetzt sicher, wieder in die Reihen des Plenums zurückzukehren. Man darf aber nicht vergessen, dass man auch als Präsident seine politische Ausrichtung in den Abstimmungen und in der Fraktion durchaus kundtun darf.

Wie haben Sie die Sitzungsdisziplin der Grossrats­mitglieder empfunden?

Im Allgemeinen sehr positiv. Am unruhigsten ist in der Regel die Sitzung am Dienstagnachmittag. Aber insgesamt war die Disziplin doch höher als in anderen Jahren, und das hatte wohl nicht unbedingt etwas mit mir zu tun. Aber ich bin mit der Glocke bewusst immer sehr sparsam und nicht schulmeisterlich umgegangen und habe sie nie dazu verwendet, um für Ruhe im Saal zu sorgen. Es ist übrigens inte­ressant, dass die deutschsprachig geführten Sitzungen eher ruhiger und disziplinierter waren, weil die Mehrheit der französischsprachigen Grossratsmitglieder dann gezwungen war, ein wenig aufmerksamer zu sein.

Wie intensiv war dieses Jahr für Sie bezüglich dieser Repräsentationspflichten?

Es war sicher eine grosse Freude und Bereicherung, all diese Menschen im ganzen Kanton zu treffen. Ich habe auch immer darauf geachtet, dass ich die ganze Veranstaltung besuchte, wenn ich irgendwo hinging. Denn es gibt nichts Unangenehmeres als später kommen oder früher gehen zu müssen, weil man noch geschäftliche Termine hat. Natürlich hat mein Berufsleben in diesem Jahr nicht völlig geruht. Aber ich konnte mein diesbezügliches Engagement genügend reduzieren und organisieren, so dass ich diese Anlässe wirklich in ihrer Gesamtheit wahrnehmen konnte, ohne immer wieder auf die Uhr schauen zu müssen.

Fanden Sie zwischendurch auch mal etwas Zeit, um sich entspannen oder gar Ferien machen zu können?

In einem solchen Jahr entspannt man sich einfach etwas anders als sonst – nicht am Stück, sondern mit kleineren Auszeiten zwischendurch. Glücklicherweise empfand ich zudem die Reise nach Nova Friburgo, die in dieses Jahr fiel, nicht als belastend, sondern ebenfalls als Luftveränderung. Zudem nahm ich im Herbst eine komplette Woche Ferien.

Ist es Ihnen im Allgemeinen gut gelungen, das Grossratspräsidium, das Berufliche und das Private unter einen Hut zu bringen?

Abstriche waren schon nötig. Bewusst verzichtet habe ich auf mein musikalisches Engagement als Saxofonist und Klarinettist bei der Seeband Muntelier. Mein Sportprogramm versuchte ich so weit wie möglich durchzuziehen, was aber auch unproblematischer ist, da ich Individualsportler und nicht Teil einer Equipe bin. Und für die Familie bestand die Schwierigkeit darin, sich um mich herum zu organisieren, wenn es etwa um die Wahl der Zeit oder der Örtlichkeit für gemeinsame Aktivitäten ging.

Wie sehen für Sie die Prioritä­ten für nächstes Jahr aus?

Ich habe mir das bewusst offengelassen und nicht bereits auf Anfang Jahr hin eine grös­sere neue Herausforderung gesucht. Ausserdem habe ich ja ein laufendes Mandat bei ­ Fri Up. Ich habe natürlich ein gewisses Netzwerk, und auch in diesem Jahr kam es zu zusätzlichen Kontakten. Aber ob sich daraus wirklich etwas Konkretes ergibt, weiss ich zum heutigen Zeitpunkt noch nicht. Spannend wird sicher das Projekt der dritten Juragewässerkorrektur. Wie dieses sich weiter entwickelt, wird sich zeigen.

Sie bleiben aber bis auf weiteres ohnehin Mitglied des Grossen Rats.

Ja. Was sich im Weiteren politisch für mich ergibt, wird sich zeigen. Bei den kommenden nationalen Wahlen trete ich nicht als Kandidat an. Denkbar sind für mich aber weitere Engagements auf Gemeinde- oder Kantonsebene; das lasse ich momentan noch offen.

Reizt es Sie nicht, als Parlamentarier nach Bundesbern zu gehen?

Doch, natürlich. Ich war ja 2015 bereits auf der Nationalratsliste. Aber der jetzige Zeitpunkt ist einfach nicht opportun für mich. Vielleicht wird es 2023 wieder eine Option, je nachdem, wie meine sonstige Situation dann aussieht.

Und das Oberamt? Wäre das eine Perspektive?

Das wird mir tatsächlich immer wieder als Option eröffnet. Im Moment ist aber auch das kein Thema für mich. Diese Frage stellt sich frühestens im Jahr 2021. Im Moment möchte ich noch gar nichts zu diesem Thema sagen.

«Ich bin mit der Glocke bewusst immer sehr sparsam und nicht schulmeisterlich umgegangen.»

Zur Person

Betriebsökonom und Skifahrer

Der 46-jährige, abtretende Grossratspräsident Markus Ith aus Murten ist selbstständiger Unternehmer und Familienvater. Er hat Betriebs­ökonomie an der Hochschule für Wirtschaft in Bern studiert. Beruflich ist er seit 2016 als Coach beim Gründerzentrum Nord von Fri Up tätig. Seit 20 Jahren engagiert er sich politisch auf regionaler und kantonaler Ebene. Mit seiner Frau und seinen beiden Kindern spielt er gerne Brettspiele, fährt Ski oder erkundet die Schweiz.

jcg

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