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Odyssee nach Marsens hat ein Ende

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«Die Qualität der psychiatrischen Behandlung beruht auf der Beherrschung der Sprache des Patienten.» Dieser Überzeugung ist Serge Renevey, Generaldirektor des Freiburger Netzwerkes für psychische Gesundheit (FNPG). «Das ist fast wichtiger als die fachliche Spezialisierung.»

Dass das Personal die gleiche Sprache wie die Patienten spricht, ist für Deutschfreiburger Patienten im Psychiatriezentrum Marsens alles andere als selbstverständlich. Doch dies wird sich bald bessern: Spätestens Anfang 2017 wird in den Gebäuden des Diözesanseminars ein Psychiatriezentrum für deutschsprachige Patienten bereitstehen, verkündete Gesundheitsdirektorin Anne-Claude Demierre gestern an einer Pressekonferenz in Tafers. Der Standort befindet auf dem Gemeindegebiet von Villars-sur-Glâne, unmittelbar neben dem Kantonsspital.

 Das Psychiatriezentrum soll eine akutpsychiatrische Klinik mit 16 Betten, eine offene allgemeinpsychiatrische Station mit 18 Betten, eine Tagesklinik mit 16 Plätzen und sämtliche ambulante Leistungen umfassen. Dazu kommt eine Station für Kurztherapien für deutsch- und französischsprachige Patienten mit sechs Betten.

Gemäss Generaldirektor Renevey sollten der ambulante Bereich und die Tagesklinik im neuen Zentrum schon in einem bis anderthalb Jahren den Betrieb aufnehmen können.

Tagesklinik zeigt den Weg

Damit wird der Kanton in Zukunft über ein Psychiatriezentrum für französischsprachige Patienten in Marsens und eines mit dem glei- chen Behandlungsangebot für Deutschsprachige im Kantonszentrum verfügen.

Das FNPG zählt jährlich rund 8000 Patienten, aber nur zwölf Prozent von ihnen sind deutschsprachig, so Demierre. «Wahrscheinlich nehmen die Deutschprachigen das Angebot in Marsens nicht wahr, weil es zu weit entfernt ist und die Pflege auf Deutsch nicht garantiert ist.» Als Folge da- von verbrachten zuletzt 130 Deutschfreiburger Patienten 5800 Tage in Kliniken ausserhalb des Kantons, ergänzte die Staatsrätin.

Mit dem neuen, zentralen Standort würden die Qualität und die Erreichbarkeit verbessert, ist Demierre überzeugt. «Für die Mehrheit der Deutschfreiburger wird sich das neue Psychiatriezentrum innerhalb von 20 Kilometern befinden. Mit dem öffentlichen Verkehr gewinnt der Patient 45 bis 60 Minuten.» Dass das Kantonszentrum als Standort für Deutschsprachige ideal sei, zeige der Erfolg der psychiatrischen Tagesklinik im Perolles-Quartier.

Anne-Claude Demierre bezeichnet die Verfügbarkeit des Diözesanseminars als Glücksfall. Überlegungen für eine Lösung bei den Spitälern Merlach und Tafers hätten sich zerschlagen, weil das HFR dort den Platz braucht (siehe Text unten). Bei der jetzt gewählten Variante sei eine schnelle Inbetriebnahme möglich. Die Lösung auf dem Bertigny-Hügel eröffnete sich im September letzten Jahres.

Das FNPG geht mit der Stiftung Diözesanseminar einen Mietvertrag über 30 Jahre ein. Der Psychiatrie werden dieImmobilienverwaltung der Universität und Studentenwohnungen weichen müssen. Eines von fünf Gebäuden nutzt die Stiftung weiter, dafür wird das FNPG Richtung Süden einen Anbau realisieren.

Finanzierung gesichert

Gemäss Generaldirektor Serge Renevey sind für das deutschsprachige Psychiatriezentrum Investitionen von rund zehn Millionen Franken notwendig. Die Kosten werden durch die neue Spitalfinanzierung bereits gedeckt. «Bei einer Tagespauschale von 720 Franken sind 70 Franken für Investitionen vorgesehen. 15 000 Pflegetage mal 70 Franken bringen eine Million Franken im Jahr, und das finanziert die Investitionen», rechnete Renevey vor. Der Grosse Rat muss zum Projekt keinen Kredit sprechen.

Aus Marsens würden 30 Betten nach Villars-sur-Glâne verlegt, erklärte der Generaldirektor. Mit den Betten verlegt das FNPG auch 25 bis 30 Stellen, vom medizini- schen bis zum technischen Personal, an den neuen Standort. Dies entspreche einem Drittel des benötigten Personals, zwei Drittel seien noch zu rekrutieren, so Renevey. Die Rekrutierung von deutschsprachigem Personal dürfte für den Standort Freiburg einfacher werden als für Marsens: Renevey erwartet vor allem aus der Region Bern ein grösseres Echo.

Profitieren sollen auch die deutschsprachigen Patienten, die derzeit in Marsens behandelt werden, erklärte der ärztliche Direktor Marco Merlo. «Der Startschuss für das neue Projekt ist heute», sagte er. «Bereits in der Übergangszeit wollen wir in Marsens eine Station mit einem rein deutschsprachigen Team aufbauen. Ziel ist, ein Team vorzubereiten, das bereit ist, wenn das neue Psychiatriezentrum zur Verfügung steht.»

Spitäler brauchen Platz für sich

Die Spitäler in Merlach und Tafers standen als Standort für ein Deutschfreiburger Psychiatriezentrum zur Debatte. An beiden Orten hat es zu wenig Kapazität.

 Als Oberamtmann musste Nicolas Bürgisser öfter fürsorgerische Massnahmen anordnen. «Wenn ich Leute nach Marsens schickte, war ich mir nicht sicher, ob sie richtig betreut werden», sagte er an der gestrigen Pressekonferenz des Freiburger Netzwerks für psychische Gesundheit (FNPG). Doch auch wenn deutschsprachige Patienten nach Bern gehen, ist das für ihn keine gute Lösung. «Freiburg muss Bern dafür viele Millionen Franken zahlen.»

Aus diesem Grund sagte Bürgisser zum gestern vorgestellten Projekt eines Psychiatriezentrums in Freiburg: «Diese Lösung ist für uns Deutschsprachige gut. Viel besser als die bisherige Lösung.»

Der Oberamtmann ist nicht betrübt, dass das Psychiatriezentrum nun nicht dem Spital Tafers angegliedert wird. Im Gegenteil, er pflichtet Staatsrätin Anne-Claude Demierre bei, die sagte: «Der Spitalstandort Tafers ist sogar noch ge- stärkt, weil durch die HFR-Strategie das Bedürfnis nach den Spitalräumlichkeiten bestätigt wurde.» FNPG-Generaldirektor Serge Renevey bestätigte, dass in Tafers zu wenig Platz für 50 stationäre Betten in der Psychiatrie vorhanden wäre. «Psychiatrie braucht sogar noch mehr Fläche als somatische Pflege», sagte er.

Für Markus Ith, Präsident des Gesundheitsnetzes See, präsentiert sich die Lage im Seebezirk gleich wie im Sensebezirk: «Das HFR Merlach braucht den Platz für die ihm zugewiesenen Aufgaben.»

Das Projekt eines Psychiatriezentrums für Deutschfreiburg lobt er zwar, aber er sagt: «Der Wille ist da, dem müssen nun aber auch Taten folgen. Die Personalrekrutierung ist nicht einfach. Es braucht deutschsprachiges Personal, das geht am besten über eine rein deutschsprachige Stellenausschreibung. Darauf wird die Bevölkerung achten. Sonst ist der natürliche Reflex das Ausweichen nach Bern.» uh

Ein neuer Standort erhöht Kosten um drei Prozent

Auch wenn Deutschfreiburg ein Psychiatriezentrum erhält: An der Organisation des Netzwerks für psychische Gesundheit ändert sich nichts.

Das geplante Psychiatriezentrum in Villars-sur-Glâne wird für Deutschsprachige die gleichen Behandlungen anbieten wie Marsens für Französischsprachige. Beide Standorte werden zum Netzwerk für psychische Gesundheit gehören, und eine Direktion schaut zu beiden Etablissements. Wo möglich, würden Synergien genutzt, so Generaldirektor Serge Renevey gestern an der Pressekonferenz in Tafers. Es mache beispielsweise keinen Sinn, mehr als ein Personalbüro zu haben. Die Mehrkosten für die gleichen Behandlungen an zwei Standorten bezifferte er mit rund drei Prozent oder etwa 20 Franken pro Tagespauschale.

Bereits jetzt bietet das FNPG seine Leistungen an 13 Standorten im ganzen Kanton an, darunter eine Tagesklinik und ein forensisches Zentrum. Als Kompetenzzentrum beschäftigt das FNPG 600 Mitarbeitende, nicht nur im Gesundheitsbereich, sondern auch in fast 40 anderen Berufszweigen. Es versteht sich als Lehr- und Weiterbildungsbetrieb. uh

Zahlen und Fakten

Wenig Betten im nationalen Vergleich

Der Kanton Freiburg bietet für knapp 300000 Einwohner 170 Psychiatriebetten an. Die Quote von 0,6 Betten pro 1000 Einwohner ist eine der tiefsten der Schweiz. Noch tiefer ist die Quote für die Deutschfreiburger: Im Behandlungszentrum Marsens werden im Jahr rund 250 deutschsprachige Patienten behandelt, die zusammen 7500 Pflegetage in Anspruch nehmen. Dies entspricht 24 Betten. Beim neuen Psychiatriezentrum in Freiburg wird diese Bettenzahl mehr als verdoppelt. Sie wird dann auch ungefähr dem Verhältnis der deutschsprachigen Bevölkerung entsprechen. In Marsens befinden sich acht Betten für Jugendliche, 117 Betten für Erwachsene und 45 Betten für Senioren.uh

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