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«Oft kommt die Seele zu kurz»

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Autor: Imelda Ruffieux

Den Nidwaldner Dialekt hat Alfred Gräni auch nach 30 Jahren Wohnsitz in Tafers noch nicht abgelegt. «Meine Frau und ich fühlen uns hier sehr wohl», erklärt er. «Aber ich bin immer noch stark mit der Innerschweiz verwurzelt.» Auch wenn es anfangs kleinere Verständigungsschwierigkeiten mit seinen Patienten gab, so haben die sich mittlerweile daran gewöhnt, dass ihr Arzt kein Senslerdeutsch spricht.

Echte Berufung

Es ist Zufall, dass Alfred Gräni in Tafers «gelandet» ist. Seinen Wunsch, Tierarzt zu werden, musste er aufgeben, weil ihm die körperlichen Voraussetzungen fehlten. «Und auch die Tierliebe», fügt er hinzu. So hat er nach einem Jahr Studium an der Universität Bern zur Humanmedizin gewechselt. Durch eine Bekannte aus der alten Heimat ist er schliesslich in den Sensebezirk gekommen. «Arzt zu sein, ist der Idealberuf für mich. Ich könnte keinen handwerklichen Beruf ausüben oder durch meine Tätigkeit in der Öffentlichkeit stehen», hält er fest. Ihm passe es, eher im Stillen zu wirken. «Und da ich den Kontakt zu den Patienten immer sehr geschätzt habe, habe ich in meinem Beruf eine echte Berufung gefunden.»

Multifunktionell tätig

Leicht ist er nicht, der Alltag eines Landarztes. «Der Beruf ist mit sehr viel Verantwortung verbunden.» Als Arzt habe er eine multifunktionelle Aufgabe: «Ich bin auch Psychiater, Sozialarbeiter und Pfarrer», sagt Alfred Gräni und erzählt, dass er bei einigen Hausbesuchen gar mit «Guten Tag, Herr Pfarrer» angesprochen worden sei.

Dass er zuweilen auch als Seelendoktor wirken müsse, sei keine Belastung für ihn. «Es ist für mich die grösste Genugtuung, wenn ich einem Menschen nicht nur körperlich helfen kann.» Schon früh hatte er die Erkenntnis, dass Seele und Körper eine Einheit bilden. «Der Mensch wird heute viel zu sehr als mechanisches Wesen angeschaut. Die Schulmedizin sorgt dafür, dass er funktioniert. Dabei kommt aber oft die Seele zu kurz», führt er aus. Er sehe die Komplementärmedizin als Ergänzung zur Schulmedizin, die aber einigen Patienten nur bis zu einem gewissen Punkt helfen könne. «Der Mensch ist eben keine Maschine, sondern er hat eine Seele. Seelische Stimmungen werden durch die Schulmedizin oft nicht genügend abgedeckt.»

Das Leiden verstehen

Ein Arzt müsse sozial und empathisch sein, also mitfühlen und sich auf den Patienten einschwingen können, antwortet er auf die Frage, was ein guter Mediziner für Eigenschaften haben sollte. «Er muss die Gabe haben, dem Patienten zuzuhören und sein Leiden zu verstehen.» Dafür brauche es viel Geduld und das Gespür, herauszuhören, was der Patient zwischen den Zeilen sage. Oft komme dieser mit einem körperlichen Leiden, dem aber eher ein seelisches Problem zugrunde liege.

Als Beispiel nennt er die Feinfühligkeit von Kindern. Sie reagieren oft unbewusst auf körperlicher Ebene, wenn sie in der Familie eine Spannung spüren. «Kranke Kinder sind der Spiegel der Familiendynamik», ist er überzeugt.

Ängste machen krank

«Der Mensch ist heute nicht gesünder als früher», meint Alfred Gräni im Rückblick. «Die Welt ist hektischer geworden, die Wirtschaftslage unsicherer. Das schafft Ängste und diese schwächen das Immunsystem.» Der Mensch werde dadurch anfälliger für Viren, Unfälle und auch chronische Krankheiten.

Er plädiert dafür, dass Menschen vermehrt auf sich selbst hören sollten. «Sie lassen sich zu stark von aussen beeinflussen und dieses Halbwissen verunsichert sie und macht ihnen Angst.» Gerade Mütter hätten eigentlich ein instinktives Gespür, was gut für ihr Kind sei.

In den drei Jahrzehnten hat er auch oft die Beobachtung gemacht, dass die Bequemlichkeit eine Urschwäche des Menschen ist. «Einige leiden lieber, als aus der Krankheit zu lernen.» Es brauche eben viel Mut, etwas zu ändern.

An Kräften gezehrt

Auch ein Arzt sei nicht gegen Krankheit gefeit, hält Alfred Gräni fest. Die grosse Verantwortung und früher die häufigen Nachteinsätze seien schon kräftezehrend gewesen, erinnert sich der Arzt, der froh ist über die neue Organisation des medizinischen Notfalldienstes.

Er ist stolz darauf, dass er in den letzten 30 Jahren nie krankheitshalber gefehlt hat, und führt dies auch auf seine disziplinierte Lebenshaltung zurück. «Ich habe versucht, so zu leben, wie ich es meinen Patienten immer gepredigt habe.» Seine Prinzipien sind: viel Wasser trinken, genügend Bewegung haben, regelmässig Früchte und Gemüse essen und ausreichend schlafen. «Für einen Dorfarzt ist es wichtig, eine Vorbildfunktion wahrzunehmen. Das schafft bei den Patienten Vertrauen.»

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