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Ohne Aufträge kein Ausweg

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Die Zahlen, welche Polytype-Generaldirektor Peter Ruth gestern vorlegte, sind dramatisch. Bei der Einheit Polytype Converting, welche Grossanlagen zum Beschichten technischer Folien und beweglicher Verpackungen baut (siehe Kasten), ist der Bestellungseingang der ersten neun Monate des Jahres im Vergleich zum Vorjahr von 18,7 Millionen auf 3,8 Millionen Franken zurückgegangen. Ende September 2012 hatte die Einheit noch Aufträge für 20,2 Millionen Franken; ein Jahr später ist das Auftragsbuch praktisch leer.

Das Unternehmen hatte in der Vergangenheit mit Kurzarbeit auf den Bestellungsrückgang reagiert, jetzt aber sagt Peter Ruth: «Wenn keine Aufträge mehr da sind, hilft Kurzarbeit auch nichts.»

200 Stellen gefährdet

Verwaltungsrat und Geschäftsführung haben deshalb beschlossen, den Bau von Grossanlagen einzustellen und Polytype Converting drastisch zu redimensionieren. In einem ersten Schritt wird es deshalb zu einem Abbau von voraussichtlich 50 Stellen kommen, informierte Ruth gestern an einer Medienorientierung. Der Hauptteil davon betrifft die Polytype Converting, ein kleinerer Teil den Support. Die Einheit hat insgesamt 68 Angestellte.

Personalchef François Butty sagte, im Moment sei es noch nicht möglich zu sagen, wie viele Entlassungen, Frühpensionierungen und natürliche Abgänge es geben wird. Nun beginnt ein dreiwöchiges Konsultationsverfahren, um sozialverträgliche Lösungen zu finden. Ein Resultat dieses Verfahrens sei ab dem 13. Dezember zu erwarten, erste Kündigungen würden frühestens am 6. Januar ausgesprochen, so CEO Ruth.

Mit diesem Schritt kehrt aber noch keine Ruhe ein. An die Polytype Converting sind am Standort Freiburg weitere Gesellschaften und Funktionen gebunden, die ebenfalls betroffen sind. So kümmert sich die Polyman AG um die Teilchenfertigung für das Gesamtunternehmen. 40 Prozent dieser Teile wurden bisher an die Polytype Converting geliefert. Wenn Polyman diese Produktion nicht mit Drittkunden wettmacht, droht auch hier ein Abbau von 80 Stellen. Dazu kommt, dass die Wifag mit dem Bereich Zeitungsdruckmaschinen immer kleiner wird und dann auch in der Holding, beim Support und Einkauf nicht mehr so viele Stellen wie heute nötig wären.

Der Generaldirektor spricht davon, dass in einem Zeitraum von anderthalb Jahren ein Verlust von total 200 Arbeitsplätzen droht. Die Polytype-Gruppe beschäftigt heute in Freiburg 460 Angestellte. Nicht betroffen ist nach Auskunft Ruths der Ausbildungsbereich mit heute 83 Lernenden. «Alle können ihre Lehre sicher beenden, und in Zukunft wollen wir unseren Ausbildungsbetrieb noch mehr für externe Firmen öffnen», so Peter Ruth.

 Das Personal hat die drohenden Einschnitte gestern anlässlich der vierteljährlichen Orientierung über den Geschäftsgang erfahren. Laut Ruth gab es «keine Revolte und auch keine böse Stimmung». Durch die fehlenden Aufträge war den Angestellten klar gewesen, «dass etwas kommt». Nun herrsche Klarheit, wie es um das Unternehmen steht und wie es weitergeht. «Belastend ist, dass wir noch nicht sagen können, wer, wie, wann und wo betroffen sein wird», so Ruth.

 Ein Markt in Nöten

«Wir haben eine strategische Analyse gemacht. Die Massnahmen sind kein Schnellschuss», sagte der CEO. Personalchef Butty wies auf die paradoxe Situation hin, dass die Polytype AG mit den Maschinen zur Bedruckung von Kunstoffbechern und -tuben sogar ein Wachstum verzeichne: 25 Prozent bei den Tuben und 15 Prozent bei den Bechern. Angestellte hätten da zum Teil sogar an Feiertagen arbeiten müssen.

Bei den Grossanlagen hingegen sei der Markt eingebrochen. Peter Ruth sagte, Schwankungen bei den Bestellungen seien normal, die Zeiten ohne Bestellungen seien aber häufiger und länger geworden. Die Analyse habe ergeben, dass sowohl die Kunden als auch die Konkurrenten Rückgänge verzeichnen oder gar schliessen müssen. Neue Märkte fanden sich ebenfalls keine. Selbst der Umstieg auf neue Technologien wurde geprüft. Ruth: «Die Entwicklung einer neuartigen Anlage kostet 50 Millionen Franken; so viel haben wir nicht.» Der starke Franken helfe zwar nicht, aber Ruth will ihm nicht die Schuld geben. «Der Grund ist der Markt und die Technologie.»

Reaktionen:Unterstützung von verschiedener Seite in Aussicht gestellt

Dass Polytype Probleme hat, wusste Staatsrat Beat Vonlanthen seit den Ilford-Verhandlungen. «Wir gingen aber nicht davon aus, dass es so schwerwiegend ist.» Vonlanthen versicherte, dass der Kanton versuche, mit seinen Diensten jede mögliche Unterstützung zu geben. Deshalb nahm er auch die Dienstchefs des Arbeitsamtes und der Arbeitslosenkasse mit zur Orientierung der Polytype. Laut Vonlanthen wurde Polytype durch den globalen Markt in Mitleidenschaft gezogen. «Der Standort Freiburg war nicht ausschlaggebend. Das hätte auch Bern, Waadt oder Zug passieren können.»

Die Polytype verfüge über ein grosses Wissen und leiste hervorragende Arbeit, sagte der Freiburger Syndic Pierre-Alain Clément auf. «Leider ist die Situation auf dem Markt seit Jahren sehr angespannt.» Für die Stadt und die Region bedeute der Abbau der Arbeitsstellen einen grossen Verlust, sagte er. Wichtig sei aber, dass die Zahl der Lehrlinge nicht reduziert werde.

 In einer Medienmitteilung bedauerte die Gewerkschaft Angestellte Schweiz den Entscheid der Geschäftsleitung und versprach, die Angestellten «in der Konsultationsphase aktiv zu unterstützen, um einen Verlust von Stellen und Know-how möglichst zu vermeiden». Mit der Schliessung von Cardinal, dem Stellenabbau bei Ilford und der nun geplanten Restrukturierung werde Freiburg hart getroffen. «Es muss vermieden werden, dass Freiburg zur Schlafstadt wird.»

Armand Jaquier, Generalsekretär der Gewerkschaft Unia, betonte, die Verantwortlichen müssten nun alles dafür tun, um möglichst viele Personen in anderen Bereichen des Unternehmens einzusetzen. Sei dies nicht möglich, gelte es, einen angemessenen Sozialplan auszuarbeiten. «Die Direktion hat angekündigt, dass sie einen Sozialplan machen will. Das ist zwar positiv, was jedoch zählt, ist der Inhalt.»

Zunächst gelte es, jede Situation einzeln zu betrachten, sagte Philipp Huber, Präsident des Personalverbands von Polytype. «Wir versuchen, Personen ab einem gewissen Alter und Familienväter so gut wie möglich auszuklammern.» Was den Sozialplan betreffe, sei er zuversichtlich. «Ich arbeite seit 25 Jahren hier, und bisher haben wir immer einen Konsens gefunden.» uh/rb

Chronologie

Schon mehrere Entlassungswellen

Seit mehreren Jahren kämpft die Freiburger Firma Polytype mit Problemen: 2001 hatten die Globalisierung und das schlechte Börsenjahr dazu geführt, dass die Polytype AG 60 der 600 Arbeitsstellen abbaute. 2009 musste die Polytype Converting AG ihr Personal um 24 Stellen reduzieren. Bei einer Umstrukturierung zu Beginn des Jahres 2012, in welcher das Unternehmen die Kleinteilefertigung in die neu gegründete Polyman AG auslagerte, wurden 21 Stellen gestrichen. Und schliesslich stellte die Wifag-Polytype-Gruppe zu Beginn dieses Jahres ihre auf grossflächigen Digitaldruck spezialisierte Geschäftseinheit Virtu ein.rb

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