Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

«Ohne Glanz und Glamour»

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

«Ohne Glanz und Glamour»

Autor: irmgard Lehmann

Im zweiten Stock des Stadthauses Zürich zeigt die Ausstellung «Ohne Glanz und Glamour» mit Fotos und kurzen Begleittexten, was es heisst, Opfer von Frauenhändlern zu sein, und was es heisst, als Zwangsprostituierte in der Schweiz zu leben: Die Geschichte von Janet steht stellvertretend für viele andere. Janet kommt aus Argentinien in die Schweiz und ist 26 Jahre alt.

Tätern hoffnungslos ausgeliefert

In ihrer Heimat arbeitete Janet in einer Cafeteria und sorgte mit ihrem Einkommen für ihre vierjährige Tochter und ihre Mutter. Doch der Lohn war gering, er reichte kaum, um die Grundbedürfnisse zu befriedigen.

Da erzählte ihr eine Bekannte von einer Stelle in einem Restaurant in der Schweiz. Janet sah eine Möglichkeit für ein besseres Einkommen, vertraute der Bekannten und reiste in die Schweiz.

In Zürich angekommen, wurde Janet von einem Schweizer Mann abgeholt und direkt in ein Bordell in einer Kleinstadt gesteckt. Pass und Ticket wurden ihr weggenommen. Sie erfuhr, dass sie 10 000 Franken Schulden habe, die sie nun abarbeiten müsse. Dies würde etwa fünf Monate dauern, machte ihr der Schweizer klar. Danach könne sie auf eigene Rechnung arbeiten.

Unter Aufsicht und ohne Kontakt

Janet leistete die Arbeit nur widerwillig, mit dem Ziel vor Augen, in ein paar Monaten ihrer Familie Geld schicken zu können.

Sie durfte das Haus nicht ohne Begleitung verlassen und wurde rund um die Uhr kontrolliert. Janet arbeitete sieben Tage die Woche, musste alle Dienste leisten, die die Freier verlangten, und erhielt keinen Lohn.

Auch andere Frauen lebten in dem Bordell. Sie stammten aber aus osteuropäischen Ländern. Janet konnte sich mit ihnen nicht verständigen.

Manchmal wurden die Frauen vom Besitzer oder der Aufseherin geschlagen. Nach acht Monaten erhielt Janet noch immer kein Geld. Eines nachts floh sie und stieg in einen Zug. Mit Hilfe einer Passantin fand sie ins Fiz (Fraueninformationszentrum Zürich). Sie überlegte sich, eine Anzeige zu machen, entschied sich aber aus Angst vor Repressalien dagegen. Sie wollte so schnell wie möglich nach Argentinien zurück. Das Fiz unterstützte sie bei der Rückkehr.

Nebst diesem Schicksal erzählt u. a. ein Video die Geschichte der 19-jährigen Juliette (s. Kasten).

Wer geht, kann verlieren, wer bleibt, hat verloren

Armut und Perspektivlosigkeit in den Heimatländern sowie falsche Vorstellungen vom Leben und Arbeiten in Westeuropa lassen Frauen an Mittelsmänner oder Agenturen geraten, die seriöse Arbeit versprechen, dann aber die Frauen an Bordelle verkaufen.

Frauen, die sich auf die Versprechungen einlassen, stammen häufig aus schwierigen Familienverhältnissen. Oft tragen sie Verantwortung für Familienangehörige oder Belastungen wie plötzlich anfallende Krankheitskosten. Besonders schwierig ist die Lage der Frauen in Russland und in den ehemaligen Sowjetrepubliken: Die sozialistische Wirtschaft existiert nicht mehr und eine Marktwirtschaft funktioniert noch nicht.

Beispiel Moldawien

In Moldawien beispielsweise leben fast 40 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze mit zwei Dollar pro Tag. Die Arbeitslosigkeit liegt bei 70 Prozent. Viele Frauen wissen nicht, wie sie ihre Familie ernähren sollen.

In dieser verzweifelten Situation suchen sie nach Auswegen. Bis zu 400 000 junge Frauen (10 Prozent der Bevölkerung) wurden seit 1991 weltweit in die Prostitution verkauft. Der Handel mit Frauen nimmt stetig zu, heisst es in der Ausstellung «Ohne Glanz und Glamour».

Frauen auf dem Land seien ahnungslos und daher sehr gefährdet. Ein Aufenthalt in Deutschland oder in der Schweiz ist ein Wunschtraum fast aller Mädchen.

Ähnlich ist die Situation in Weissrussland. Hier leben die Frauen in einem Land, das durch Wirtschaftsmisere und die Spätfolgen der atomaren Verstrahlung weiter Landstriche durch die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl (1986) kaum Zukunftsperspektiven bietet.

Frauengruppe hat das Risiko erkannt

In Weissrussland hat eine Gruppe engagierter Frauen erkannt, wie wichtig es ist, junge Weissrussinnen über die Risiken zweifelhafter Arbeitsangebote oder Heiratsannoncen aus dem Ausland aufzuklären. Sie gehen mit Broschüren in Friseursalons und Kosmetikstudios, sie betreuen junge Frauen während und nach einem Haftaufenthalt, sie informieren Schülerinnen und Studentinnen über Frauenhandel.

Die Menschenrechtsorganisation Terre des femmes – seit 2003 gibt es die Organisation auch in der Schweiz – unterstützt das Projekt. Die Wanderausstellung «Ohne Glanz und Glamour» wird nächstes Jahr an verschiedenen Orten der Schweiz als Wanderausstellung zu sehen sein.

Stadthaus Zürich, Stadthausquai 17, beim Fraumünster (5 Min. vom Bahnhof) bis 5. Dezember. Mo. bis Fr. 9-18 Uhr; Eintritt frei.

Meistgelesen

Mehr zum Thema