Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Ohne Verdichtung geht es nicht

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Als Chef des Raumplanungs-, Umwelt- und Baudirektion ist Staatsrat Jean-François Steiert (SP) neben seinen Regierungskollegen Olivier Curty (CVP) und Marie Garnier (Grüne) eine der drei wesentlichen treibenden staatsrätlichen Kräfte hinter dem neuen Kantonalen Richtplan. Seine Domäne ist nebst der Raumplanung die Mobilität. Im Gespräch lotet er die Chancen und Grenzen der Reichweite dieses Richtplans aus.

 

Wie gewichtet der Kantonale Richtplan den öffentlichen Verkehr, den Autoverkehr und den Langsamverkehr?

Es gibt zwei Grundsätze. Der erste ist das Effizienzprinzip. Es gilt, darauf zu achten, dass die Verkehrsteilnehmer möglichst das effizienteste Verkehrsmittel benutzen. Menschen, die auf dem Land wohnen und woanders auf dem Land arbeiten, werden weiterhin den Individualverkehr mit einem motorisierten Verkehrsmittel bevorzugen. Wer aber innerhalb einer Agglomeration nur einige Kilometer unterwegs ist, soll nach Möglichkeit den öffentlichen Verkehr oder den Langsamverkehr benutzen. So sind auch die Strassen weniger verstopft. Der zweite Grundsatz ergibt sich aus der massiven demografischen Entwicklung. Die Bevölkerungszahl des Kantons Freiburg wird von 300 000 auf 450 000 Einwohner steigen. Wir sind einer der Kantone mit dem grössten Bevölkerungswachstum. Und gleichermassen wird auch das Mobilitätsbedürfnis steigen.

Was hat das für Konsequenzen?

Man muss sich überlegen, wo die Leute in Zukunft wohnen und arbeiten und wie viel Platz man für die Mobilität zur Verfügung stellen will. Wir kommen um eine innere Verdichtung nicht herum.

Die Entwicklung soll also vor allem entlang der Achsen des öffentlichen Verkehrs stattfinden? Oder soll sich die ÖV-Entwicklung nach der Siedlungsentwicklung richten? Was ist zuerst? Das Huhn oder das Ei?

Je dichter ein Raum besiedelt ist, desto grösser ist auch das Potenzial für den öffentlichen Verkehr. Öffentlicher Verkehr funktioniert dort, wo sich viele Menschen auf einer ähnlichen Strecke fortbewegen. Zum Beispiel in Grossfreiburg, das irgendwann die 100 000-Einwohner-Schwelle überschreiten wird. Aber auch in Bulle. Daher ist zum Beispiel der Viertelstundentakt in den Agglomerationen zentral.

Es geht also nicht darum, die einzelnen Verkehrsmittel gegeneinander auszuspielen?

Nein. Einen Streit um Verkehrsmittel, wie er zum Beispiel im Grossraum Zürich ausgetragen wird, halte ich für höchst unproduktiv.

Es gilt aber, in die Zukunft zu denken?

Genau. Kürzlich hiess es in Bern, es gebe zu wenig Zugpassagiere auf der Strecke Bern–Bulle. Ich plädiere aber dafür, an das starke Bevölkerungswachstum in den nächsten 10 bis 15 Jahren zu denken und die notwendigen Bahnangebote frühzeitig zu planen. Und dann sieht es wieder anders aus.

Also nochmals: Was ist zuerst, das Huhn oder das Ei?

Beides entwickelt sich parallel. Das zuständige Bundesamt wäre sicher nicht glücklich darüber, wenn sich die zusätzlichen Einwohner über den ganzen Kanton Freiburg verteilen würden. Gefragt ist vielmehr eine Verdichtung entlang des bestehenden Verkehrsangebotes.

Man hört oft von Autofahrern, sie fühlten sich in der Stadt Freiburg nicht mehr wirklich willkommen, etwa wenn es um das Parkplatzregime oder die künftige Gestaltung des Bahnhofplatzes geht. Was sagt der Richtplan dazu?

Das sind eigentlich Bereiche, wo die Stadt Freiburg und nicht der Kanton zuständig ist. Eine gewisse Autonomie soll ja auch bei den Gemeinden bleiben. Grundsätzlich achtet der Richtplan aber stark auf die Komplementarität. Jede Person, die ein gutes ÖV-Angebot nutzt, ist eine weniger, die die Strassen verstopft. Wenn ich also den ÖV fördere, fördere ich auch den Autofahrer. Dabei geht es allerdings sicher nicht darum, die Menschen zu etwas zu zwingen. Vielmehr sind Anreize zu schaffen. Dazu gehört auch die Förderung des Angebots für Velofahrer und für die kombinierte Mobilität.

Was kann man zum Sensebezirk sagen? Der ÖV scheint hier eine weniger wichtige Rolle zu spielen…

Wenn man die Gesamtfläche betrachtet, stimmt diese Aussage, wenn man allerdings die Pendlerbewegungen betrachtet, weniger. Der untere Teil des Sensebezirks ist mit Bahnhöfen sehr gut erschlossen. Aber auch die Frage der Kundenfrequenz im ÖV ist eigentlich eher eine Frage der Verkehrspolitik als eine der Raumplanungspolitik. Der Raum Düdingen-Tafers wird in Zukunft sicher eine zentrale Rolle spielen. Ein weiteres Ziel ist, Düdingen ab dem Jahr 2020 an eine Schnellzugverbindung anzuschliessen – in welcher Form, das ist allerdings derzeit noch offen. Auf alle Fälle wird das aber für mehr Wohnungen und Arbeitsstellen in Düdingen sorgen.

Und die Busse?

Ein Ziel ist, auch das Busangebot zu verbessern, etwa im Süden des Kantons, aber auch im Sense- und Seebezirk, sei es als Zubringer zur Bahn oder bei den Abendangeboten.

Im Richtplan wird als Ziel formuliert: «Unser Kanton ist hervorragend an den Rest des Landes angebunden.» Was aber hat man konkret für Verbesserungen für die nächsten 15 Jahre im Blickfeld?

Bei der Bahn liegt die Priorität klar beim Viertelstundentakt in der Agglomeration, aber auch bei der Linie Payerne–Murten, beim erwähnten Schnellzugangebot für Düdingen, langfristig aber auch bei der Verbindung Bern–Lausanne. Dazu kommen Angebotsverbesserungen in der Broye-Region, über die im Dezember informiert wird. Im Norden des Kantons betrifft uns auch die Linie Bern–Neuenburg.

Und bei den Strassen?

Komplett neue Autobahnen sind nicht geplant. Auch hier geht es letztlich um die Frage der Verdichtung. Es gilt unter anderem, gewisse Autobahn-Ausfahrten weiterzuentwickeln, etwa in Matran oder Freiburg-Süd. Letztlich ist hier aber in erster Linie das Bundesamt für Strassen am Zug.

Und die Voralpengebiete? Welche Schnittstellen sehen Sie hier etwa zum Themenbereich Tourismus?

Der Richtplan sieht vor, dass sich bestehende, solide touristische Schwerpunktgebiete wie der Schwarzsee, Charmey, Moléson oder Jaun weiterentwickeln und an die klimatischen Änderungen anpassen können. Dazu gehört auch ein gutes ÖV-Angebot. Grundsätzlich muss die Frage der Mobilität bei der Tourismus-Politik immer mitdiskutiert werden. Zuerst aber gilt es dort zunächst einmal, die touristischen Grundsätze zu überdenken.

Kann der Kanton den ÖV überhaupt alleine weiterentwickeln? Ist er da nicht essenziell auf seine Partner angewiesen?

Auf jeden Fall. Sämtliche Planung, die den ÖV betrifft, geschieht im ständigen Austausch mit den drei Partnern SBB, BLS und TPF sowie mit weiteren Konzessionsbetrieben. Ausserdem sind verschiedene Bundesämter sowie die Nachbarkantone involviert. Und genau aus diesem Grund lassen wir die Nachbarkantone auch an unserer Vernehmlassung zum Kantonalen Richtplan teilhaben.

Wann wird die Fahrzeit des Zugs zwischen Freiburg und Lausanne endlich verkürzt? Gegenwärtig beträgt sie ja noch ungefähr 45 Minuten.

Wann das genau geschehen wird, wird insbesondere das Bundesparlament bestimmen. Das Problem ist nicht das Technische, sondern das Finanzielle. Es gibt Pläne mit einer begradigten Verbindung von Bern nach Lausanne in 30 Minuten. Das würde wohl über zwei Milliarden Franken kosten.

Im Weiteren ist im Kantonalen Richtplan von «angemessenen Anschlüssen» an den ÖV die Rede. Was ist damit genau gemeint?

Zu diesem Thema werden wir das Ende der Vernehmlassung abwarten, um die Details aufgrund der Antworten festzulegen. Eine Extremposition wäre etwa, dass es einen Intercity-Anschluss braucht, um sich weiterzuentwickeln. Eine andere, gar nichts zu tun – was die Bahn extrem schwächen würde. Die angemessene Lösung ist auf jeden Fall nicht mit der Bahn allein zu schaffen. Da braucht es auch ein effizienteres Busangebot.

Und ein Tram?

Das ist momentan kein Thema. Als Kind bin ich noch mit dem Tram durch Freiburg gefahren. Doch in den 1960er-Jahren galt es in Freiburg wie etwa auch in Winterthur oder La Chaux-de-Fonds als modern, die Trams abzuschaffen. Grundsätzlich muss man in einer verdichteten Zukunft alle Optionen überdenken. Da gehören neben dem Tram auch schnelle Trolleybusse auf eigener Spur oder gar urbane Seilbahnen dazu. Letztere müssen aber noch auf ihre Effizienz überprüft werden.

Sind konkret auch mehr Velowege geplant?

Das entspricht dem Grundgedanken der Komplementarität. Mehr Velowege helfen sicher, die Strassen zu entlasten, vor allem in den stärker urbanisierten Räumen. Gegenwärtig liegt der Anteil der Velofahrer am Total der Verkehrsteilnehmer im Kanton Freiburg lediglich bei 2 Prozent, in anderen Kantonen bei bis zu 25 Prozent. Diese Ziele werden wir wohl nicht erreichen, und dennoch gibt es beim Velo-Verkehr ein massives Entwicklungspotenzial.

Kann man dabei von Erfahrungen in Gebieten profitieren, wo der Veloverkehr bereits aufgewertet ist, etwa in den Niederlanden oder Dänemark?

Kopieren kann man das sicher nicht einfach so, weil die Kultur dort anders ist. Aber man kann sich davon inspirieren lassen. Früher sagte man auch, dass der Kanton Freiburg generell zu hügelig für Velofahrer sei. Aber mit einem E-­Bike-Anteil von 40 Prozent sieht das heute wieder anders aus.

Und Park-and-Ride-Anlagen?

Da wird es im nächsten Jahr ein Gesamtkonzept für den ganzen Kanton geben. Davon wird die weitere Planung ausgehen.

Wie sieht es mit der Fusswegplanung aus?

Der Richtplan ist bei diesem Thema relativ allgemein. Er legt die grossen Achsen fest, aber die Umsetzung ist wie im Falle der Parkplatzfrage wieder eine Sache der Gemeinden. Dasselbe gilt auch für die Aufwertung der Ortsdurchfahrten.

Der Kantonale Richtplan kann also gar nicht alles alleine regeln.

Es geht um ein Zusammenspiel zwischen dem Kantonalen Richtplan und Regionalplänen. Im Sense- und Seebezirk funktioniert die regionale Planung lobenswerterweise schon ausgezeichnet. Da haben die welschen Bezirke noch Nachholbedarf. Im Bereich der Kantonshauptstadt wiederum ist die Regionalplanung nicht in erster Linie eine Angelegenheit des Bezirks, sondern der Agglomeration.

«Es gilt, darauf zu achten, dass die Verkehrsteil­nehmer möglichst das effizienteste Verkehrsmittel ­benutzen.»

Jean-François Steiert

Staatsrat

Serie

Ein Blick in die Zukunft des Kantons

Am 8. November hat der Staatsrat den kantonalen Richtplan vorgestellt. Dieser ist bis zum 10. Januar in der öffentlichen Vernehmlassung. Die Bevölkerung kann sämtliche Dokumente des Richtplans einsehen und dazu Stellung beziehen. In einer Serie beleuchten die FN die wichtigsten Punkte dieses zentralen Instruments der kantonalen Entwicklung.

uh

 

Meistgelesen

Mehr zum Thema