Ende März konnte man in der Presse lesen, dass Swiss Olympic, der Dachverband des Schweizer Sports, wieder mal eine Kandidatur für Olympische Winterspiele prüfen will. Offensichtlich ist das IOC auf den Schweizer Dachverband zugekommen und will den Schweizern die Austragung im Jahr 2030 schmackhaft machen. Vordergründig argumentiert das IOC, dass es sich vom Gigantismus abkehren und zurück zum authentischen Ursprung will. Böse Zungen behaupten aber, dass das IOC – das noch ohne Candidate City für die Winterspiele 2030 dasteht – von seinem hohen Ross runtergekommen sei und den Schweizern die Austragung der Olympischen Spiele zu einem Spottpreis angeboten habe. Nachdem bekannte Wintersportnationen wie Kanada, USA, Deutschland, Norwegen und Japan für 2030 bereits abgewunken haben, ist das IOC unter massivem Zugzwang, will es nicht sein Gesicht verlieren. Um dieses Worst-Case-Szenario zu verhindern, wurde der Entscheid über die Vergabe der Winterspiele 2030 vorsorglich auf 2024 verschoben, anstatt 2023.
Leider haben die Schweiz und Swiss Olympic keine gute Bilanz bei Olympiakandidaturen. Anlässlich der verlorenen Volksabstimmung 2013 sagte zum Beispiel der damalige Swiss-Olympic-Präsident Jörg Schild, dass sämtliche Projekte einer Schweizer Kandidatur für Olympische Spiele in den nächsten 20 Jahren vergessen werden können. Ich finde diese Aussage richtig, weil nur mit gezielten Massnahmen und positiver Berichterstattung über einen längeren Zeitraum die Aussenwahrnehmung des IOC und möglicher Olympischer Spiele in der Schweiz verändert werden kann. Leider hat sich das Image der Olympischen Spiele seit damals aber nicht verbessert, womit die Gegner viel zu einfaches Spiel hätten. Eine Schweizer Kandidatur, über die 2024 entschieden werden müsste, hätte es meiner Meinung nach deshalb sehr schwer.
Was mir in dieser Olympiadiskussion seitens der Initianten aber gänzlich fehlt, ist, es mit einem komplett anderen Ansatz zu probieren. Die Vergangenheit zeigt uns, dass es über die Sportschiene nicht funktioniert. Ein Grund dafür ist, dass der Sport in der öffentlichen Wahrnehmung als zu wenig systemrelevant angesehen wird. Deshalb braucht der Sport Alliierte. Lassen Sie uns deshalb mal die gewohnten Denkmuster verlassen. Wie wäre es zum Beispiel, wenn die Olympischen Spiele nur ein kleiner Teil eines gesamtschweizerischen «Impuls-Programms 2034» wären, das vom Gesamtbundesrat lanciert würde, um der Schweiz nach den schwarzen Corona-Jahren mittels unvergleichlicher und breit gefächerter Investitionsprogramme neuen Schwung zu verleihen? Liebe Initianten, denkt mal darüber nach, denn sonst werden Sie sich nach einer weiteren gescheiterten Kandidatur wie im Film «Und täglich grüsst das Murmeltier» vorkommen.
Patrick Buchs kennt die Schweizer Sportszene bestens. Der diplomierte Sportmanager und Swiss-Olympic-Trainer Spitzensport war zwischen 2003 und 2017 für verschiedene nationale Sportverbände tätig. Der ehemalige Düdinger Diskuswerfer war 2008 und 2012 als Trainer und Funktionär an den Olympischen Spielen dabei. Seit 2018 arbeitet er als Headhunter und unterstützt Firmen bei der Rekrutierung und Entwicklung von Führungskräften.
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