Open-Air-Kino Plaffeien: Wenn die grosse Leinwand ins Dorf kommt

Zum 25. Mal startet am Samstag das Open-Air-Kino in Plaffeien. Hinsichtlich der Jubiläumsausgabe werfen die FN einen Blick auf die Anfänge des beliebten Filmevents.

«Am Anfang haben wir noch mit 35-mm-Filmrollen gearbeitet und hatten damit zu kämpfen, dass die Leinwand nicht schief hing.» Der Mitgründer und erste OK-Präsident des Open-Air-Kinos in Plaffeien, Daniel Gruber, erinnert sich gut an die ersten paar Ausgaben des kleinen Kino-Events. Anlässlich der 850-Jahr-Feier der Gemeinde Plaffeien entstand 1998 die Idee, in Plaffeien ein Open-Air-Kino auf die Beine zu stellen. «Die erste Ausgabe dauerte nur drei Tage, und es regnete ständig», erzählt Gruber und lacht. Trotz der durchzogenen Premiere gaben die Gründer dem Event eine zweite Chance und entschieden sogar, die zweite Ausgabe acht, statt nur drei Tage dauern zu lassen. Eine Entscheidung, die sich gelohnt hat: «Das Wetter war gut, und wir machten sogar einen kleinen Gewinn», erzählt Daniel Gruber. «Obwohl wir nur zu sechst waren und keine Ahnung hatten, was wir da eigentlich machten», fügt er an und lacht. Fast von Anfang an mit dabei war auch der jetzige OK-Präsident Etienne Raemy. Als Stuehl-Bueb half er als Jugendlicher dabei, Stühle aufzureihen und den grossen Platz im Innenhof der OS Plaffeien zu wischen.

Der Streit ums Programm

In der Zwischenzeit hat sich einiges verändert. Stuehl-Buebe gibt es noch immer, Filmrollen braucht man heute aber nicht mehr. Seit 2012 zeigt das Open-Air-Kino Plaffeien die Filme in digitaler Version. Das hat vieles erleichtert. «Wir müssen uns mittlerweile keine Sorgen mehr machen, dass es von einem gewünschten Film nur eine limitierte Anzahl Rollen gibt», sagt Etienne Raemy. Die Filmauswahl hingegen sorgt nach wie vor jedes Jahr für zahlreiche Diskussionen im OK. Jeweils im Frühling trifft das Team seine Auswahl. «Alle im OK dürfen mitreden und mitentscheiden – da kommt es regelmässig zu harten Diskussionen und geheime Abstimmungen sind oft nötig», erzählt Raemy und lacht. Während jedes Jahr möglichst aktuelle und beliebte Filme gezeigt werden, hat sich die Grundstruktur des Programms nie geändert. «Von Anfang an haben wir darauf geachtet, dass wir möglichst viele Vorlieben abdecken können», sagt Mitgründer Daniel Gruber. So findet man jedes Jahr einen Actionfilm, einen Kinderfilm, einen Blockbuster, ein Drama und einen Liebesfilm auf dem Programm.

Konstante Zahlen

Während normale Kinos seit Jahren mit Besucherschwund kämpfen, halten sich die Zuschauerzahlen des Open-Air-Kinos Plaffeien auf stabilem Niveau. Jedes Jahr schauen sich in Plaffeien zwischen 1200 und 2400 Personen einen Film an der frischen Luft an. «Da gibt es aber grosse Schwankungen», relativiert Raemy. Je nach Wetter und Film können die Besucherzahlen stark variieren. «Ist das Wetter schlecht und der Film gut, kommt niemand und ist das Wetter gut aber der Film schlecht, kommt auch niemand», sagt er und schmunzelt. Den absoluten Rekord brachte vor einigen Jahren der Film «Ein ganzes halbes Jahr». 618 Zuschauerinnen und Zuschauer schauten sich das Werk der Direktorin Thea Sharrock an. «Damals sind wir aus allen Nähten geplatzt», erinnert sich Etienne Raemy. «Die Leute sind wieder nach Hause gegangen und haben Gartenstühle und Bänke geholt, damit alle einen Platz haben.»

Wie viele Personen an einem Abend ein Ticket kaufen, hat nicht nur einen Einfluss auf die Platzverhältnisse, sondern auch auf den Preis des Films. «Je mehr Leute kommen, desto teurer wird der Preis für den Film», erklärt Etienne Raemy. Je nach Anbieter geben die Veranstalter 30 bis 50 Prozent jedes verkauften Tickets an den Filmverleiher weiter. Darum ergebe es auch keinen Sinn, einen Film nicht zu zeigen. Etwa bei schlechtem Wetter. «Jeder Eintritt zählt – auch aus diesem Grund haben wir wegen Besuchermangels noch nie einen Film nicht gezeigt.» Da kommt es auch mal vor, dass nur 20 Kinofans vor der grossen Leinwand sitzen. «Aber auch diese Stimmung hat ihren Charme», weiss Kino-Mitgründer Daniel Gruber.

Die Sache mit den Risikofilmen

Aber nicht nur das Wetter kann den Organisatoren einen Strich durch die Rechnung machen. Etienne Raemy spricht von sogenannten Risikofilmen. «Das sind oft die Filme, die das OK unbedingt zeigen möchte – etwas speziellere Filme, die möglicherweise kein grosses Publikum anziehen.» Zu dieser Kategorie gehören auch Filme, die in Originalsprache gezeigt werden. Dieses Jahr steht zum ersten Mal seit langem wieder ein solcher Film auf dem Programm. Die britische Komödie «The Duke» wird am Sonntag in der Originalfassung gezeigt. «Es ist ein Wagnis, denn aus der Vergangenheit wissen wir, dass die Leute im Kino nicht gerne lesen und dass solche Filme nicht so gut besucht werden», so die Einschätzung von Etienne Raemy. Dass das OK das Risiko auf sich nimmt, liegt unter anderem auch daran, dass Raemy selber ein grosser Fan von nicht-synchronisierten Filmen ist. Und auch der Open-Air-Plaffeien-Mitgründer Daniel Gruber will sich den britischen Film nicht entgehen lassen. «Darauf freue ich mich besonders», sagt Gruber, der mittlerweile gerne als Gast am Kino-Event dabei ist und mit Freude beobachtet, dass es den Event auch nach 25 Jahren noch gibt.