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Ortsplanung beschäftigt die Stadt

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Seit zwölf Jahren ist die Stadt Freiburg daran, ihren Ortsplan zu revidieren. Auch bei der dritten Auflage sind 127 Bemerkungen und Einsprachen eingegangen. Stadtarchitekt Enrico Slongo hat Ideen, wie das raumplanerische Instrument mit weniger Aufwand überarbeitet werden könnte.

Enrico Slongo, warum ändern die Visionen zum Städtebau so rasch, dass Ortspläne alle fünfzehn Jahre überholt werden müssen?

Ich glaube nicht, dass die Visionen rasch ändern. Wir haben natürlich im Jahr 2013 einen Paradigmenwechsel erlebt, als sich das Schweizer Stimmvolk in einer Abstimmung für ein Wachstum gegen Innen und gegen weitere Einzonungen entschieden hat. Bis dahin bestand Raumplanung darin, dass man neues Land einzonte, wenn man neuen Siedlungsraum generieren musste.

Ein Ortsplan ist in den letzten Jahrzehnten komplexer und umfassender geworden. Welche Bereiche waren vor dreissig Jahren noch nicht darin enthalten?

Die Raumplanung ist eine noch junge Disziplin; sie kam in den 1960er-, 1970er-Jahren auf. Früher ging es um Nutzungsfragen; die Gemeinden schufen getrennte Wohn-, Arbeits- und Industriequartiere, Zonen für den Sport und so weiter. Heute stellen wir uns Fragen zum Denkmalschutz, zur Natur, zur Energie. 1991, als Freiburg seinen Ortsplan letztmals revidierte, gab es diese Fragestellungen noch nicht. Und morgen kommen neue Fragen hinzu: Klimaveränderung, Pandemie, Smartcity.

Ein Ortsplan muss alle fünfzehn Jahre überarbeitet werden, seine Überarbeitung dauert aber gerade bei grösseren Gemeinden und Städten mindestens ebenso lange. Ist das noch machbar?

Ich frage mich, ob Gesamtrevisionen noch aktuell sind. Es ist sehr schwierig für eine Gemeinde, diese Arbeit zu leisten. Sehr viele Leute in der Verwaltung und viele mandatierte Fachleute arbeiten nur auf die Auflage des Ortsplans hin. Auf diesen Moment hin muss alles parat sein. Auch für den Gemeinderat und später für die kantonalen Stellen ist der Aufwand enorm.

Wie könnte der Ortsplan denn sonst revidiert werden?

Im Kanton Bern sind grössere Gemeinden im Gespräch mit dem Kanton: Sie überlegen, wie sie in kleineren Schritten vorwärtsgehen könnten. Beispielsweise, indem sie themenmässige Revisionen vornehmen, also sich einmal dem Thema Energie annehmen, einmal die Baubegriffe harmonisieren, einmal die Landschaft in den Mittelpunkt stellen.

Besteht bei themenzentrierten Revisionen nicht die Gefahr, dass der Blick aufs Ganze verloren geht?

Das könnte sein. Ein anderer Ansatz ist es denn auch, den Ortsplan quartierweise zu revidieren. Dabei würde die Richtplanung das städtebauliche Gesamtbild zusammenhalten und mehr Gewicht erhalten müssen.

Gibt es im Kanton Freiburg Überlegungen, die Ortsplanrevisionen anders zu gestalten?

Im Kanton Freiburg hat sich dazu noch niemand öffentlich Gedanken gemacht. Die kantonale Richtplanung ist auch gerade erst im Jahr 2018 erneuert worden, viele Gemeinden stecken mitten in der Ortsplanrevision. Da steht eine solche Diskussion nicht an erster Stelle. Die Stadt Freiburg ist aber sicher offen und interessiert an solchen Gesprächen.

Wäre ein Ortsplan noch verlässlich, wenn Quartier für Quartier revidiert würde?

Verlässlichkeit heisst Planungssicherheit. Wenn ein Quartier während fünf Jahren betrachtet und raumplanerisch entwickelt wird, dann ist in den anderen Quartieren die Planungssicherheit gegeben. Würden wir in Fünf-Jahres-Schritten Quartiere anschauen, könnten wir besser auf aktuelle Fragen eingehen.

Was heisst das?

In unserer Ortsplanrevision haben wir auch Quartiere überarbeitet, in welche keine grosse Bewegung kommt. Mit einem anderen Vorgehen könnten wir beispielsweise schauen, in welchen Quartieren in den nächsten zehn bis fünfzehn Jahren ein Generationenwechsel ansteht, und in denen die neuen Bewohnerinnen und Bewohner viel in die alte Bausubstanz investieren werden. Für ein solches Quartier wäre eine Revision angebracht. Nicht aber in jenem, in dem viele junge Familien wohnen. Eine Stadt braucht keine flächendeckende Entwicklung.

Bevölkerungswachstum

«Das ist auch ein politischer Entscheid»

Bei der ersten Auflage des Ortsplans 2018 rechnete die Stadt Freiburg mit einem sehr grossen Bevölkerungswachstum und setzte auf starke Verdichtung. Damals war Enrico Slongo noch nicht Stadtarchitekt. In der jetzigen, dritten Auflage hat die Stadt deutlich zurückbuchstabiert.

Enrico Slongo, warum setzte die Stadt Freiburg bei der ersten Auflage ihres Ortsplans so sehr auf Verdichtung?

Von 2010 bis 2014 wuchs die Bevölkerung in der Stadt und im Kanton Freiburg stark an. Das Bundesamt für Statistik prognostizierte damals für den Kanton Freiburg weiterhin ein sehr grosses Wachstum, und das Kantonsparlament beschloss, den kantonalen Richtplan am grössten zu erwartenden Wachstum auszurichten. Die Agglomeration übernahm diese Annahmen, und die Stadt richtete sich folgerichtig an diesen Zahlen aus.

Doch das erwartete Bevölkerungswachstum in der Stadt Freiburg hat nicht eingesetzt.

Nein, ab 2014 flachte die Wachstumskurve zuerst ab, und seit drei Jahren haben wir eine Abwanderung von 0,4 Prozent. Solche Schwankungen sind normal; darum sollte man die langfristige Perspektive betrachten.

Warum hat sich das Bundesamt für Statistik so getäuscht?

Das Amt hat 2015 im Vergleich zu 2010 eine neue Berechnungsart angewandt. Dies wurde nun korrigiert. Das Bundesamt für Statistik sagt für den Kanton Freiburg immer noch ein Bevölkerungswachstum voraus, aber nicht mehr ein so starkes.

Für die Ortsplanung hat sich die Stadt also auf zu hohe Prognosen verlassen?

Unter dem Druck der übergeordneten Vorgaben ging auch die Stadt optimistisch davon aus, viel zusätzlichen Raum für Wohnen und Arbeit zu schaffen.

Sie sprechen von Optimismus. Ist denn ein schnelles Wachstum nicht eher ein Problem für eine Stadt?

Das sehe ich auch so. Eine Stadt muss auch mit der Infrastruktur nachziehen. Es ist zudem nicht ideal für ein intaktes Stadtbild, wenn eine Gemeinde zu schnell wächst. Daher sollte man sich fragen, was stadtverträglich ist: Welche Infrastrukturen kann die Stadt ausbauen, welchen Mehrverkehr kann sie aufnehmen? Daraus kann ein Gesamtbild abgeleitet werden, wie eine Stadt wachsen will.

Dann ist eine Gemeinde also nicht einfach verurteilt dazu, ein bestimmtes Wachstum hinzunehmen?

Wie viel eine Stadt wachsen will, ist auch ein politischer Entscheid. Ein kontinuierliches Wachstum ist wichtig für die Wirtschaft; ein zu schnelles Wachstum kann aber der Stadt schaden. Dabei denke ich auch an die Finanzen. Ein Team aus Raumplanern in unserem Amt muss die Gemeinderatsmitglieder ganzheitlich beraten, damit diese ihre Entscheide treffen können. Bei der ersten Auflage des Ortsplans hat niemand die Zahlen des Bundesamts und die Folgen kritisch hinterfragt.

njb

Zahlen und Fakten

Erneut 127 Bemerkungen und Einsprachen

Seit 2008 ist die Stadt Freiburg daran, ihren Ortsplan aus dem Jahr 1991 zu überarbeiten. Damals ging der Gemeinderat davon aus, die Revision in drei bis vier Jahren über die Bühne zu bringen. Doch weit gefehlt: Die Stadt legte den revidierten Ortsplan zum ersten Mal Ende 2018 öffentlich auf. In der zweiten Auflage Mitte 2019 ging es um Perimeterbereinigungen. Gegen die erste Auflage gab es 217 Einsprachen. In allen Fällen fanden Einspracheverhandlungen statt. Die meisten Einsprecher warteten auf die dritte Auflage des Ortsplans, um zu entscheiden, ob sie ihre Einsprache zurückziehen; deren Auflage ist am 19. Oktober zu Ende gegangen. Das Resultat: «Wir haben 127 Zuschriften erhalten», sagt der Freiburger Stadtarchitekt Enrico Slongo. Dabei gab es Einsprachen gegen einige Quartierbeschreibungen – beispielsweise im Daillettes- und im Vignettaz-Quartier, wo es um die Fragen des Denkmalschutzes ging. Aber auch der neuen Detailbebauungsplan für die St.-Peters-Gasse (Rue St-Pierre) ist Grund für Einsprachen. Diese Häuserzeile aus den 1960er-Jahren, die unter Denkmalschutz steht, ist sanierungsbedürftig. Ein Schwerpunkt unter den Einsprachen bildet auch das Projekt Haut de Schiffenen: Das Megaprojekt mit zu Beginn 1000 geplanten Wohnungen im Windig soll nun weniger dicht und weniger hoch gebaut werden. «Dagegen wehren sich nun alle Seiten», so Slongo. Und auch dass in der Pisciculture nun doch keine Wohnsiedlung entstehen soll, stösst bei den Grundeigentümern auf keine Gegenliebe. Gleichzeitig stören sich Naturschützer daran, dass die Pisciculture eine Arbeitszone bleibt. «Wir brauchen noch Zeit, um einen Entscheid zu treffen», sagt Slongo. In weiteren Eingaben haben viele Freiburgerinnen und Freiburger zudem mitgeteilt, dass sie ihre frühere Einsprache aufrecht erhalten. Wie viele ihre Einsprache zurückgezogen haben, muss noch genauer analysiert werden. Nun wird die Stadt Freiburg Einspracheverhandlungen führen; es gibt aber keine grundsätzliche Überarbeitung mehr. Diese Phase dauert rund ein Jahr.

njb

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