Es ist nicht nur Playoff-, sondern auch Osterzeit. Und ähnlich wie für die Hockeyspieler gehts für die Ostereier ums nackte Überleben.
Das eine Ei hatte dank Lebensmittelfarbe ein poppiges, violett-bläuliches Osterkleid, auf das es stolz war wie ein Eishockeycrack auf seinen Playoffbart. Um dieses Kleid fürchtete es bei der traditionellen Eiertütschete. Aber um diese kam ein echtes Osterei nicht herum. Und die anderen, viel grösseren, spitzigeren Eier zeigten einander bereits ihre Muskeln und machten Trashtalk vor dem Ernstkampf. Unser Ei hatte keine Zeit, Angst aufkommen zu lassen. Es wurde von der Tochter der Familie zum ersten Eierduell dieses Jahres ausgewählt, obwohl es sich doch hinter den stolzen Gockeln geduckt hatte.
Sein letztes Stündchen hatte also geschlagen. Aber das Ei verlor nicht die Hoffnung auf ein Wunder und konzentrierte seine ganze Energie in seinem Köpfchen. Dann «klack»!
Der Kopf schmerzte, aber als es sacht die Augen aufmachte, verspeiste grad der grössere Bruder des Mädchens fluchend den grossen, spitzigen Widersacher. «Adieu Goliath», zitterte das violett-bläuliche Osterei.
Und so ging es weiter. Eine kurze Konzentration auf den Zusammenprall und kurz darauf wurde wieder ein Gegner verschlungen. «So ein Duell ist nur eine Sache des Kopfes», sagte sich das Osterei, bis alle anderen Eier weggeköpfelt waren.
Alle bis auf eines. Das hatte es geschafft, irgendwie schwächlich genug auszusehen und dadurch hinten im Kühlschrank sitzend am Leben zu bleiben. Das violett-bläuliche Ei schaute das rosafarbene mitleidig an. Aber da gabs kein Zurück. Für einen ersten richtigen Meistertitel musste auch jenes weggeknallt werden.
Alles war organisiert. Seine Freunde im Kühlschrank – Butter und Joghurt – bereiteten die überraschende Meisterfeier vor. Darauf hatten das Osterei und seine Fans viele, viele Jahre gewartet. Das Ei freute sich riesig. Als es zum letzten Kampf antrat, da sah es sich schon mit einem Champagnerglas in der Hand und einer Zigarre im Mund bei einem Bad im städtischen Fluss den grossen Triumph feiern.
Naja, hätte und wollte.
«Der letzte Sieg ist immer der schwierigste», heisst es im Eishockey. Doch dem Mädchen war dies egal. Es schüttelte den Kopf und verspeiste das violett-bläuliche Osterei mit Wonne. Dieses Ei hatte durch seine gewachsenen Hoffnungen und Pläne am meisten zu verlieren gehabt.
Ja, es kann nur einen Meister geben. Und der Zweite ist immer der erste Verlierer – in den Playoffs wie bei der Eiertütschete.