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«Paare entwickeln sich auseinander»

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«Paare entwickeln sich auseinander»

Autor: irMGARD LEHMANN

Das Familieninstitut befasst sich seit rund 15 Jahren mit der Frage, wie Stress die Partnerschaft beeinflusst. In einer weiteren Studie fokussieren Sie sich nun auf paarexternen Stress. Was ist damit gemeint?

Paarexterner Stress wirkt von aussen auf die Partnerschaft – paarinterner hingegen betrifft unterschiedliche Wünsche, die innerhalb des Paares zu Stress oder Konflikten führen.

Beim paarexternen Stress unterscheiden wir zwei Arten: Makro- und Mikrostress. Unter Makrostress fallen einschneidende Ereignisse wie Unfälle, Krankheiten, Todesfälle, Arbeitslosigkeit oder auch Umzüge.

Mikrostress verursachen hingegen die täglichen Widrigkeiten wie Busverpassen, Zuspätkommen, kritisiert werden, lärmige Nachbarn. Dieser schadet der Partnerschaft viel mehr als der Makrostress.

Warum?

Bei Makrostress rücken die Paare häufig näher zusammen, oder aber sie erfahren eine Krise.

Die kleinen Widrigkeiten des Alltags hingegen vergiften das Paarklima. Der Partner hat wenig Verständnis für die schlechte Laune, nur weil man den Bus verpasst hat oder kritisiert wurde.

Ein vergiftetes Klima, das sich auf die Sexualität auswirkt?

Sexualität ist ein sensibler Indikator für die Partnerschaft. Denn nur wenn man positiv zueinander steht, findet man sich sexuell. Vor allem Frauen haben keine Lust auf Sexualität, wenn das Klima schlecht ist. Untersuchungen haben dies gezeigt. Bei Männern hingegen führt Stress häufig zu mehr sexueller Lust. Für sie ist sexuelle Aktivität in vielen Fällen ein Ventil, um Stress abzubauen.

Und wie kann ein Paar Stress auffangen?

Wenn beispielsweise die Frau verschlossen und verärgert nach Hause kommt, könnte der Partner ihr die einfache Frage stellen: «Was ist denn passiert, was ist los mit dir?» So kann die Gestresste erzählen, und der Partner merkt, dass nicht er, sondern externer Stress Grund der Missstimmung ist. Im Normalfall bezieht der Partner zuhause das Gereiztsein seiner Partnerin auf sich.

Sie sagen, dass heute die Lustlosigkeit zugenommen hat. Wie begründen Sie dies?

Einer der Gründe ist die Mehrfachbelastung der Frau und dass das Leben allgemein hektischer geworden ist. Mehr Leistungsdruck, mehr Zeitdruck, hohe Mobilität. Das schafft mehr Mikrostress und damit in der Folge häufiger weniger sexuelle Lust.

Den Grund für die Lustlosigkeit sehen Sie aber auch in allzu frühen sexuellen Kontakten. Das müssten Sie erklären.

Heute haben Jugendliche sexuelle Kontakte, bevor ihre Persönlichkeit gereift ist. Die ersten Erfahrungen sind oft negativ, was sich auf ihr späteres Sexualleben auswirkt. Die Freude und das Interesse daran können geschwächt werden – vor allem bei den Frauen. Wenn Sexualität zu früh, zu schnell und zu mechanisch betrieben wird, dann kann ein Defizit an Geborgenheit und Aufgehobensein erfolgen.

Sexualität ist ein sensibler Indikator der Beziehungsqualität. Wenn Sexualität nicht funktioniert zwischen einem Paar, ist dies häufig ein Anzeichen, dass etwas nicht stimmt.

Was raten Sie einem Paar, damit es stabil und glücklich sein kann?

Der Aufbau des «Wir-Gefühls», gemeinsame Erlebnisse, das Teilen von Geschichte und eine gute Kommunikation.

Wenn aber beide 100-prozentig arbeiten und noch Kinder da sind, bleibt wenig Begegnungsraum. Und so haben sie wenig gemeinsame Geschichte. Eine Studie hat gezeigt, dass die Kommunikation sehr viel oberflächlicher wird und Probleme häufiger rein effizienzmässig gelöst werden.

Die Gespräche sind sachbezogener und lösungsorientierter – es finde jedoch kaum ein wirklicher, intimer Austausch zwischen den Partnern statt. Man kann sich nicht zwischen Tür und Angel emotional austauschen und sich persönlich mitteilen …

… und wenn der Austausch fehlt, ist die Beziehung gefährdet.

Ja, in vielen Fällen trennen sich Paare heute nicht mehr wegen Streitigkeiten, sondern wegen Entfremdung, wie eine neuere Studie von uns zeigte. Mit den Jahren entwickeln sich die meisten Paare auseinander – berufsbedingt, kontextbedingt, häufig auch im Zuge der Kinder. Viele Paare sind sich am Anfang sehr ähnlich. Einstellung, Erwartungen, Ziel und Bedürfnisse decken sich. Auch äusserlich sind sie oft ähnlich.

Dann sollte man also nur einen Acht-Jahres-Heiratsvertrag machen?

Nicht unbedingt. Es ist jedoch so, dass sich viele Paare nach einigen Ehejahren nichts mehr zu sagen haben. Sie haben sich auseinandergelebt. Es ist wie bei einem Kind. Ein dreimonatiges Kind, das man erst ein Jahr später sieht, ist einem völlig fremd geworden. Wenn man aber mit diesem Kind immer wieder interagiert, dann realisiert man auch gar nicht, dass es anders wird. Und so ist es in der Partnerschaft. Das Miteinanderreden wirkt der Entfremdung entgegen.

Emotionales Reden also?

Ja, man muss immer wieder sagen, wo man steht, was für uns wichtig ist, was uns beschäftigt. So bleiben wir uns immer nah, obwohl wir uns auseinanderentwickeln. Bei Stress aber wird diese emotionale Kommunikation reduziert, und die Beziehung ist gefährdet.

Prof. Guy Bodenmann ist ein international anerkannter Experte auf dem Gebiet der Partnerschaftsforschung. Er hat das Familieninstitut an der Uni Freiburg aufgebaut. gegründet. Im Sommer verlässt er Freiburg und wird Professor für klinische Psychologie an der Uni Zürich. Guy Bodenmann ist verheiratet und Vater von drei Kindern. Die Familie wohnt in Düdingen.

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