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Pappeln müssen weichen, damit sich der Steinkauz vermehren kann

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Beim Brästengraben in Kallnach werden diese Woche Dutzende Bäume für die Artenvielfalt gefällt. Die hohen Pappeln stellen nämlich ein unüberwindbares Hindernis für den Steinkauz dar.

Wollte man helfen, die Population von gefährdeten Vogelarten zu erhöhen, würde man wohl kaum auf die Idee kommen, zur Kettensäge zu greifen. Genau dies geschieht aber diese Woche im Grossen Moos. Dort fällt die Naturschutzorganisation Bird Life Schweiz mithilfe des Kantons Bern ein paar Dutzend Bäume, um dem Steinkauz wieder auf die Sprünge zu helfen.

Waldkauz frisst Steinkauz

Im Brästengraben zwischen Kallnach und Fräschels stehen 20 Meter hohe Pyramidenpappeln und kanadische Hybrid-Pappeln. Dazwischen gibt es Nadelbäume wie Föhren sowie Sträucher. «Der Steinkauz glaubt, dass dies ein Wald ist», sagt Lucas Lombardi von Bird Life Schweiz, der das Projekt leitet. Steinkäuze meiden den Wald und den Waldrand, weil sie in das Beuteschema des wesentlich grösseren Waldkauzes passen. Tatsächlich würden sich in solchen Baumreihen gelegentlich Waldkäuze aufhalten. Der Windschutzstreifen beim Brästengraben stellen somit ein Hindernis für die Eule dar. Es gelangen keine Steinkäuze auf die andere Seite des Kanals, um neue Reviere zu gründen. «Der Steinkauz kann sich aufgrund dieser natürlichen Barriere im Grossen Moos nicht ausbreiten.» Aus diesem Grund soll diese Barriere für die Steinkäuze nun weg.

Hier liegt der Brästengraben:

Auch andere Vögel profitieren

Bird Life Schweiz fällt diese Woche in Zusammenarbeit mit dem Kanton Bern auf einer Länge von ungefähr 1,5 Kilometern entlang des Brästengrabens rund hundert Bäume. Die Arbeiten werden in zwei Etappen ausgeführt: Diese Woche fällen die Verantwortlichen die Hälfte der Bäume, im Herbst wird der Rest gefällt. Es sei zwar immer schade, Bäume zu fällen, sagt Lombardo. «Der Nutzen dieser ortsfremden Bäume für die Biodiversität ist aber relativ niedrig.»

Neben dem Fällen der Pappeln und Nadelbäume stellen die Verantwortlichen die einheimischen Bäume wie Kirschbäume und Nussbäume sowie Sträucher wie Heckenrosen oder Weissdorn gezielt frei. «Diese Bäume und Sträucher haben danach einen höheren Nutzen für die Flora und Fauna.» Konkret würden neben dem Steinkauz noch andere verschiedene Vogelarten von diesen Massnahmen profitieren. «Wir erhoffen uns, dass die Dorngrasmücke oder die Nachtigall zurückkehren, die auf gepflegte Hecken angewiesen sind.» Momentan seien diese Vogelarten nämlich dort nicht anzutreffen.

Aus dem gefällten Holz schafft Bird Life Schweiz und der Kanton Bern entlang des Brästengrabens und auf den Feldern Kleinstrukturen wie Asthaufen und Scheiterbeigen. Diese Strukturen sind wichtig für den Steinkauz, denn sie dienen ihm als Sitzwarte. Aber auch das bedrohte Wiesel und andere Tierarten sollen davon profitieren.

Der Steinkauz ist der Vogel des Jahres

Der Steinkauz ist rund 200 Gramm schwer.
zvg

Der Steinkauz ist mit rund 22 Zentimetern Grösse und 200 Gramm Gewicht eine kleine Eule. Von den ungefähr 800 Brutpaaren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, waren vor 20 Jahren nur noch lediglich 50 bis 60 Brutpaare in der Schweiz vorhanden. Grund für diesen dramatischen Rückgang sei vor allem die Rodung von Hochstammobstgärten und die Intensivierung der Landwirtschaft gewesen, wie die Naturschutzorganisation Bird Life auf ihrer Webseite schreibt. Dies habe zur Zerstörung der Lebensräume von Steinkäuzen geführt. Durch gezielte Schutzaktivitäten sei der Bestand nun wieder auf 149 Brutpaare angestiegen. Heute leben sie in den Eichenhainen des Kantons Genf, den Hochstamm-Obstgärten der Ajoie im Kanton Jura, den Tieflagen des Tessins und im Freiburger und Berner Seeland. Bird Life Schweiz hat den Steinkauz zum Vogel des Jahres 2021 gekürt. Im Grossen Moos ist seit 2015 ein Steinkauz-Forschungsprojekt der Schweizerischen Vogelwarte Sempach am Laufen (die FN berichteten).

Kanton Bern hilft mit

Der Einsatz diese Woche erfolge in Zusammenarbeit mit dem Amt für Wasser und Abfall des Kantons Bern (AWA), konkret mit dem Unterhaltsdienst der Juragewässerkorrektion, so Lombardi. Dieser ist verantwortlich für den Unterhalt der Kanäle im Seeland, darunter auch das Binnenkanalnetz im Grossen Moos. Von den Massnahmen dieser Woche würden auch sie profitieren, so Lombardi. Denn die herabgefallenen Äste der Pappeln, die in die Kanäle fallen, seien ein Ärgernis für das AWA. So übernehme der Kanton Bern die Kosten für den Einsatz. Dessen Höhe sei momentan noch schwierig zu beziffern, liege aber wahrscheinlich bei rund 15’000 bis 20’000 Franken.

Es braucht mehr Strukturen

Der Einsatz sei sicherlich ein relativ grosser Eingriff in das Landschaftsbild, gibt Lombardi zu. Deshalb werde die Aktion auch in zwei Tranchen durchgeführt, damit sich die Leute an das neue Bild gewöhnen können. Der Einsatz sei jedoch notwendig, wenn man seltene Vogelarten wie den Steinkauz fördern wolle. «Naturschutz bedingt halt manchmal gröbere Einsätze.» Ziel sei es, dass sich die Zahl der Steinkäuze in fünf bis zehn Jahren ungefähr verdreifache. Momentan hat es im Grossen Moos drei bekannte Steinkauz-Brutpaare. Alleine mit dem Einsatz beim Brästengraben sei es aber noch nicht gemacht. «Es braucht auf den Feldern mehr Strukturen wie Asthaufen, Holzbeigen, Bruthöhlen und Pfähle.» Zudem brauche es mehr Buschgruppen und Hecken. «Davon profitieren Insekten, was schlussendlich auch den Vögeln zugutekommt.»

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