Nach der Eröffnung des Bahnhofs in Freiburg 1862 entstand oberhalb der Geleise das Beauregard-Quartier. Viele Häuser, die um die Jahrhundertwende in der «Belle Epoque» gebaut wurden, sind mittlerweile verschwunden. Nun sollen vier weitere Gebäude aus jener Zeit abgerissen werden und modernen Häusern weichen. Mit einer Petition will eine Gruppe von Bürgern mit Unterstützung von Pro Freiburg insbesondere den Abriss des Hauptgebäudes an der Beauregard-Allee 8 verhindern.
«Man darf nicht zulassen, dass dieses beeindruckende Haus abgerissen wird», sagt Martine Nida-Rümelin, Initiantin der Petition, welche innerhalb von zwei Tagen über 300 Leute unterschrieben haben. Zu viele Häuser aus der Zeit seien bereits aus Freiburg verschwunden, sagt sie. Gleich sieht es Sylvie Genoud, Generalsekretärin von Pro Freiburg. «Die Häuser zeugen von der Entwicklung des Quartiers und der Stadt. Sie machen den Reichtum von Freiburg aus. Man muss auch solche Gebäude schützen, nicht nur Schlösser und Kirchen.» Die Häuser würden sich gut in das moderne Quartier integrieren.
Genoud und Nida-Rümelin denken, dass die Rettung des Gebäudes noch gelingen kann. Insbesondere weil kürzlich der Abriss von Gebäuden an der Dailettes-Strasse und der Industriestrasse verhindert wurde (die FN berichteten). «Es wäre eine Rettung in letzter Minute», sagt Genoud. Und damit liegt sie richtig: Stadt und Kanton haben den Detailbebauungsplan bewilligt, der den Abriss der alten Gebäude und den Bau moderner Häuser vorsieht. Nun prüft der Oberamtmann des Saanebezirks, Carl-Alex Ridoré, bereits das Gesuch für den Abbruch sowie für den Bau neuer Gebäude. Dass die kantonale Baudirektion den Detailbebauungsplan bewilligt habe, sei eine Bedingung, um die Baubewilligung erteilen zu können. «Aber es ist nur eine Bedingung, ich habe weitere Gutachten angefordert», sagt Ridoré. So etwa eine Stellungnahme des Amts für Kulturgüter. Sobald alle Gutachten da seien, werde er entscheiden.
Stanislas Rück, Vorsteher des Amts für Kulturgüter, setzt sich seit Längerem dafür ein, das Gebäude im Beauregard-Quartier unter Schutz zu stellen. «Da der Detailbebauungsplan bewilligt ist, wird es nun sehr schwierig», sagt er. «Wir haben kaum mehr Einfluss auf das Projekt.» Er bedauert, dass sein Amt so spät Stellung nehmen konnte, nämlich erst bei der Schlussprüfung des Detailbebauungsplans. «Da es vorher kein negatives Gutachten gab, haben die Promotoren das Projekt weiterentwickelt.» Dass sich das Amt nicht bereits in der Vorprüfung habe äussern können, liege in der Verantwortung der Stadt, des kantonalen Raumplanungsamts und der Architekten. «Man kann niemandem direkt die Schuld geben, aber das Ganze ist einfach schade.»
Zwei Immobilienfirmen
Gemäss Grundbuch gehören die Gebäude im Beauregard-Quartier den beiden Freiburger Immobilienfirmen Coralu AG und Kleros Properties AG. Die Verantwortlichen waren gestern für keine Stellungnahme erreichbar.