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Pfahlbauer – am See und in den Bergen

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Erstmals öffentlich zu sehen: Pfeile, Bogen und Bogenfutteral vom Schnidejoch. Bild Archäologischer Dienst des Kantons Bern, zvg

Die Berner nennen ihn liebevoll «Schnidi», in Anlehnung an «Ötzi», jene jungsteinzeitliche Eismumie, die 1991 in den Ötztaler Alpen in Südtirol gefunden wurde. Auch Schnidi war vor 5000 Jahren als Jäger in den Alpen unterwegs, auf dem Schnidejoch in den westlichen Berner Alpen, dem er seinen Namen verdankt. Im Gegensatz zu Ötzi wurden die sterblichen Überreste von Schnidi jedoch nie gefunden. Was von ihm übrig geblieben ist, ist spektakulär genug und sorgt seit dem Hitzesommer 2003 für Schlagzeilen.

400 Objekte aus 6500 Jahren

 Damals nämlich war ein Ehepaar aus Thun in der Gegend unterwegs und entdeckte etwa 200 Meter unterhalb des Schnidejochs einen Gegenstand aus Birkenrinde, der sich als 5000 Jahre alter Deckel eines Köchers entpuppen sollte. Das Schnidejoch (2756 m. ü. M.) wurde in der Folge zu einer der wichtigsten archäologischen Fundstellen des europäischen Alpenraums: Bis 2005 fanden Archäologen in dem schmelzenden Eisfeld rund 400 Objekte und Fragmente aus 6500 Jahren Menschheitsgeschichte. Die ältesten Fundstücke stammen aus der Zeit um 4500 v. Chr., die jüngsten, Fragmente einer Ledersohle, aus dem späten Mittelalter. Neben den zahlreichen jungsteinzeitlichen Objekten aus Holz, Leder und Fell fanden sich auch Gegenstände aus der Bronze- und der Römerzeit.

Und was ist nun mit dem mysteriösen Schnidi? Tatsache ist, dass die verstreuten Überreste von Kleidern und Ausrüstungsgegenständen, welche die Archäologen auf dem Schnidejoch sicherstellten, die fast komplette Ausrüstung eines jungsteinzeitlichen Jägers ergaben. Zwar konnten sie nicht zweifelsfrei einer einzigen Person zugeordnet werden, das Gebiet wurde aber trotzdem minutiös nach einer Eismumie abgesucht–vergeblich. Dennoch hat Schnidi jetzt Gestalt angenommen: als Nachbildung im Bernischen Historischen Museum, das die Funde vom Schnidejoch in den Mittelpunkt einer grossen Sonderausstellung rückt.

Erstmals öffentlich zu sehen

 Die Ausstellung, die bis zum 26. Oktober läuft, trägt den Titel «Die Pfahlbauer–Am Wasser und über die Alpen». Sie zeigt, dass die Pfahlbauer nicht, wie lange angenommen, ausschliesslich an den Seeufern lebten. «Das Hochgebirge war für die damaligen Menschen weder unüberwindliche Barriere noch unwirtliches Niemandsland, sondern vielmehr Teil ihres Lebensraums», schreiben die Ausstellungsmacher. Dies belegen immer mehr Funde wie jene vom Schnidejoch: Wegen des fortschreitenden Abschmelzens der Gletscher kommen auch in höheren Lagen Objekte aus der Pfahlbauzeit zum Vorschein.

Die Ausstellung ist thematisch gegliedert. Höhepunkt ist der Teil über das Schnidejoch, der die Funde aus dem Berner Oberland erstmals öffentlich präsentiert. Andere Teile befassen sich mit dem Alltag der Pfahlbauer, ihrer Art, zu bauen und zu wohnen, zu handeln und zu reisen, aber auch etwa mit ihrem Umgang mit dem Tod. Modelle wie jenes der Pfahlbausiedlung Sutz-Lattrigen am Bielersee im Jahre 3393 v. Chr. veranschaulichen das Dorfleben.

 Insgesamt sind auf 1200 Quadratmetern 460 Objekte zu entdecken. Darunter befinden sich etwa das älteste, vollständig erhaltene Brot Europas (3530 v. Chr., Twann/BE), das älteste Rad (3200 v. Chr., Zürich), der älteste Goldbecher (2400 v. Chr., Eschenz/TG)–oder 5000 Jahre alte Brocken aus Birkenteer: die Kaugummis der Jungsteinzeit.

Ungebrochene Faszination

So können die Besucherinnen und Besucher tief in die Welt der Pfahlbauer eintauchen, jenseits des Mythos des helvetischen Urvolks, der seit der Entdeckung der ersten Seeufersiedlungen in der Schweiz in der Mitte des 19. Jahrhunderts nachwirkt. Zwar weiss man längst, dass die Pfahlbauer keineswegs auf Plattformen mitten in den Seen lebten, sondern dass sie ihre Häuser am Seeufer zum Schutz vor Überschwemmungen auf Pfählen bauten. Ebenso ist bekannt, dass es sich nicht um ein «Volk» handelte, sondern um eine Lebensform, die sich im Zeitraum von 4300 bis 800 v. Chr. im ganzen alpinen Raum fand.

Von ihrer Faszination haben sie dennoch kaum etwas eingebüsst, und die wissenschaftliche Bedeutung der Pfahlbau-Fundplätze ist unbestritten. Erst im Jahr 2011 hat die Unesco 111 solcher Stätten in der Schweiz, Deutschland, Österreich, Frankreich, Italien und Slowenien als Weltkulturerbe definiert. 56 der 111 Siedlungen liegen in der Schweiz, viele davon im Drei-Seen-Land.

Bernisches Historisches Museum, Helvetiaplatz 5, Bern. Bis zum 26. Oktober. Di. bis So. 10 bis 17 Uhr. Weitere Informationen: www.bhm.ch.

Das Modell der Pfahlbausiedlung Sutz-Lattrigen am Bielersee im Jahr 3393 v. Chr. gibt Einblick in das damalige Leben. Bild Bernisches Historisches Museum, zvg

Museumspark : Hausbau, Ackerbau und Metallbearbeitung wie bei den Pfahlbauern

W er hautnah erleben möchte, wie sich das Leben der Pfahlbauer gestaltet hat, hat dazu im zur Ausstellung gehörenden Museumspark Gelegenheit: Hier werden zwei Häuser der Fundstelle Sutz-Lattrigen nachgebaut, im Originalmassstab und mit jungsteinzeitlichen Werkzeugen und Materialien. Schulklassen können sich am Bau beteiligen; wenn genug Platz ist, auch andere Besucherinnen und Besucher.

Experimentelle Archäologie

Auf dem Land neben den entstehenden Häusern werden alte Erbsen- und Weizensorten angebaut. Im Spätsommer findet die Ernte statt; danach werden Brot und Erbsensuppe produziert. Schliesslich gibt es auch eine neolithische Metallwerkstatt, die immer mittwochs und sonntags offen ist. Hier werden Fundgegenstände aus einem frühbronzezeitlichen Fürstengrab mit damaligen Methoden nachgebildet. Darunter befindet sich etwa ein Prunkbeil aus Bronze, Kupfer und Gold. Doch wie schafften es die Handwerker, ein Beil aus drei Materialien herzustellen – in einer Zeit, in der es noch kein Eisenwerkzeug gab? Die Experimentalarchäologen, die in der Museumswerkstatt arbeiten, wollen genau solche Fragen beantworten und damit nicht nur das Publikum unterhalten, sondern auch wissenschaftliche Erkenntnisse gewinnen. cs

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