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Phönix aus der Asche

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«Wir sind hier berühmt für Dinge, die furchtbar schiefgelaufen sind», sagt Sean in seinem singenden nordirischen Englisch und lächelt schief. Sean zeigt uns auf einer geführten Tour durch die nordirische Hauptstadt politische Wand­male­reien. Und er hat recht mit seiner Aussage. Die zwei Hauptattraktionen Belfasts sind: die Titanic, die hier gebaut wurde, bevor sie auf ihrer Jungfernfahrt 1912 mit einem Eisberg zusammenstiess und sank. Und eben die Wandmalereien, die vom jahrzehntelangen blutigen Konflikt zwischen den mehrheitlich protestantischen Loyalisten und den katholischen Republikanern erzählen. Bis 1998 wurden in dem Konflikt rund 3500 Menschen getötet.

Identität und Politik

In einem schwarzen Taxi fährt uns Sean durch das protestantische Viertel Shankill und erzählt. «Der Konflikt dreht sich nicht um Religion, sondern um Identität und Politik.» Auf der einen Seite sind da die mehrheitlich katholischen Nationalisten, die für ein Zusammengehen Nordirlands mit der unabhängigen Republik Irland kämpfen. Auf der anderen sind es die mehrheitlich protestantischen Unionisten, die für einen Verbleib Nordirlands in Grossbritannien sind. Viele von ihnen sind Nachfahren von englischen und schottischen Siedlern, die vor rund 250 Jahren nach Nordirland kamen.

Sean hält an einem Mauerbild, das – wie viele andere auch – einem getöteten protestantischen Kämpfer gewidmet ist. Auf einem Mäuerchen neben dem Wandbild ist ein Vermummter mit Maschinengewehr abgebildet, der dem Betrachter mit dem Gewehrlauf zu folgen scheint. In der Nähe gibt es aber auch friedlichere Male­reien: etwa die Abbildung zweier Buben inmitten von Trümmern. «Es erzählt von der Freundschaft eines katholischen und eines protestantischen Buben, die sich wegen des Konflikts nicht mehr treffen konnten.»

Eine Mauer für den Frieden

Der nächste Halt ist die sogenannte Peace Wall, die Friedensmauer, die das protestantische Viertel Shankill vom katholischen Viertel Falls Road trennt. «Tagsüber gibt es mehrere Durchgänge für den Verkehr, aber um halb sieben Uhr abends werden sie geschlossen», sagt Sean. Die Mauer bewahre den Frieden. «2023 soll sie abgebaut werden, aber ich glaube nicht, dass das passiert.» Nach dem Waffenstillstand und dem Friedensabkommen von 1998, das beiden Seiten eine Mitwirkung in der nordirischen Politik garantierte, war die Situation zwar jahrelang ruhig. Doch seit zwei Jahren gibt es keine nord­irische Regierung mehr, und mit dem Brexit droht weitere Unsicherheit. Die Nordiren befürchten, dass die offene Grenze zwischen Nordirland und dem EU-Mitglied Irland geschlossen wird. Erinnerungen an Grenzkontrollen zu Zeiten der «Troubles», wie die Nord­iren den Konflikt nennen, werden wach. In den letzten Monaten kam es immer wieder zu lokalen Ausschreitungen; zuletzt wurde in der Stadt Derry gar eine Journalistin getötet.

Sean will gar nicht mehr sagen zum Brexit, er winkt resigniert ab. Wir fahren weiter nach Falls Road, wo die Strassen wie in der Republik Irland auf Englisch und Gälisch angeschrieben sind. Sean hält an einer Haus­ecke, an der ein buntes Wandbild Bobby Sands zeigt. Der Nationalist starb 1981 bei einem Hungerstreik im Gefängnis. Im Haus befindet sich das Hauptquartier von Sinn Féin, einer Partei, die sowohl in Nordirland als auch in der Republik Irland aktiv ist und für ein Ende der politischen Teilung der Insel kämpft. Vor dem Haus sind Parteimitglieder damit beschäftigt, Wahlplakate zu ordnen. «Sie sind sehr gut organisiert», sagt Sean. Und populär: Bei den katholischen Einwohnern Nordirlands ist Sinn Féin seit einigen Jahren die stärkste Partei.

Feiern und gut essen

Was Sean auf unserer Tour immer wieder betont: Die Militanten auf beiden Seiten sind eine Minderheit. Die meisten Nordiren wollen einfach in Frieden leben. Im Zentrum von Belfast spüren Besucher kaum etwas vom Konflikt. Kleiderläden und hippe Cafés erinnern an andere europäische Städte. Im Ausgehviertel Cathedral Quarter ist die Stimmung ausgelassen; ohne Reservation ist es schwierig, in einem der vielen gemütlich eingerichteten Restaurants einen Platz zu erhalten. Und das mit gutem Grund: Das Essen hier hat wenig zu tun mit fadem frittiertem Fisch. Serviert werden Linseneintöpfe oder Vegi-Burger in Vollkornbrötchen.

Allerlei Köstlichkeiten gibt es auch im St. Georges Market, einer überdachten Markthalle im viktorianischen Stil. Daneben bieten Händler Kunst an und Postkarten mit Sprüchen im typisch trockenen Humor der Belfaster: «The Titanic: Built by Irishmen, sunk by an Englishman» – «Die Titanic: Von Iren gebaut, von einem Engländer versenkt», steht auf einer. Neben einem Postkartenstand verkauft Paddy Silberschmuck. Als er unseren fremden Akzent hört, ist er begeistert. «Es ist so schön, dass heute Touristen Belfast besuchen», sagt er. «Als ich noch jung war, war das undenkbar.» Er habe damals sein Viertel kaum verlassen – ins Stadtzentrum zu gehen, sei gefährlich gewesen. «Wenn ich einmal nicht zur vereinbarten Zeit zu Hause war, haben sich meine Eltern sofort grosse Sorgen gemacht.»

Heute tummeln sich im Stadtzentrum europäische Touristen zahlreicher Nationen, und Iren aus der Republik kommen fürs Wochenendshopping. Die nordirische Hauptstadt ist vom Konfliktherd zur Feriendestination geworden. Und die Nordiren hoffen, dass sich das mit dem drohenden Brexit nicht ändert.

Museum

Titanic auf vier Etagen

Belfast liegt zwar nicht direkt am Meer, aber an der Mündung des Flusses Lagan in die irische See. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die nordirische Hauptstadt zu einem wichtigen Werftstandort Grossbritanniens. Und so wurde dort zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Titanic gebaut: der gigantische Luxusdampfer, der zunächst als unsinkbar galt, 1912 aber auf seiner Jungfernfahrt mit einem Eisberg zusammenstiess und sank.

An der Stelle der Werft, in der die Titanic gebaut wurde, steht seit einigen Jahren ein markantes silbernes Gebäude: das Titanic-Museum. Auf vier Etagen widmet es sich ausführlich dem grossen Schiff. Die Ausstellung beginnt mit der sozialen und wirtschaftlichen Situation in Belfast um 1900 und erklärt, weshalb in dieser Zeit überhaupt solch riesige Schiffe gebaut wurden. Sie zeichnet die Planung der Titanic mit Originalplänen nach, der Bau wird mit Hammertönen und einer nachgebauten Werfthalle grosszügig inszeniert. Am stärksten ist die Ausstellung jedoch dort, wo sie leise wird und respektvoll vom eigentlichen Untergang erzählt. In dunklen Räumen wird das Sinken des Schiffs schematisch auf dunkelblaue Wände projiziert. Daneben sind die Notrufe der Titanic auf den Wänden zu lesen – bis zum Abbruch der Kom­mu­nika­tion. Überlebende erzählen über Lautsprecher, wie sie den Untergang erlebt haben.

Die Ausstellung endet mit der Wiederentdeckung des Wracks, einem Unterwasserfilm und zahlreichen wissenschaftlichen Angaben. Sie sind jedoch nur noch schwer aufzunehmen nach der langen Reise durch vier Etagen Titanic-Welt.

nas

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