Das Tanzen an einer vertikalen Metallstange wird oft mit Striptease assoziiert. Dass Poledance viel mehr ist, zeigt Marilyne Schafer. Sie zeigt die Randsportart als abwechslungsreiche Herausforderung.
Spagate, Drehungen und Saltos: Das ist Poledance. Oder besser: Polesport oder Poleartistik. «Heute spricht man eher von Polesport oder Poleartistik und nicht mehr von Poledance», erklärt Marilyne Schafer, Co-Direktorin und Gründerin von PoleMovement. Sie führt zusammen mit Monique Fischer in Freiburg und Bulle eine Tanzschule der etwas anderen Art. Obwohl Poledance im allgemeinen Sprachgebrauch noch gang und gäbe ist, benutzen offizielle Tanzschulen diese Bezeichnung eher nicht mehr. «Poledance ist ein weiter Begriff und kann eher als Oberbegriff angesehen werden», so Schafer. Grund für die Namensänderung sei die nationale und internationale Weiterentwicklung der Sportart.
Polesport und -artistik
Es gibt zwei Tendenzen im Poledance: Polesport ist die technische Version, bei welcher der Schwerpunkt auf die Tricks, auf deren Schwierigkeit und die exakte Ausführung der Figur gelegt wird. Alles müsse berechnet werden: «Wo legt man die Hand hin? Was macht mein Fuss? Hier sind keine Variationen erlaubt». Bei allen Niveaus wird also die Wichtigkeit auf das saubere Ausführen von Tricks gesetzt. «Während Wettbewerben dürfen die Athleten nicht zu viel auf dem Boden sein», sagt die Gründerin von PoleMovement. Während Polesport also die Gymnastikversion ist, werden bei Poleartistik die Tricks mit Tanz und Choreografien verbunden. «Poleartistik ist die liberale Form, bei der die Figuren und Tricks verändert werden können», so Schafer. Es werden, wie auch bei anderen Tanzformen, Geschichten erzählt.
Es gibt die Möglichkeit, zu zweit oder allein an der Stange zu tanzen.
zvgEs gibt zwei Tendenzen im Poledance: die technische Version Polesport und die liberalere Form Poleartistik, die Tricks mit Tanz und Choreografien verbunden wird.
zvgPoledance ist eine kreative Randsportart.
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Sexy Version
Inmitten dieser zwei Begriffe stehen weitere Stilrichtungen in Verbindung mit der vertikalen Metallstange. «Polecomic ist die vergleichsweise lustige Form, bei Poleflow tanzt man eher um und auf dem Boden», so Schafer. Des Weiteren gäbe es die Möglichkeit, zu zweit oder allein an der Stange zu tanzen. «Natürlich gibt es auch eine sexy Version», führt Schafer aus. «Ja, Stripperinnen, die in Filmen an Stangen tanzen, machen auch Pole», so die Co-Direktorin. Schafer und die Tanzschule PoleMovement distanzieren sich aber von diesem Pole Exotic, wie diese sexy Version auch genannt wird. Pole Exotic ist ein Begriff, welcher sich durch die Wortwahl aus dem Sprachgebrauch entfernt. «Leute sollten sich vom Gegenteil überzeugen, dass es nicht nur sexy Pole gibt», so Schafer.
Die Vorurteile sind wohl durch die karge Bekleidung entstanden, was aber für den Halt an der glatten Metallstange nötig ist. Dennoch würde sich das Verständnis von Pole verändern, so Schafer: «Wir leiten spezielle Juniorenklassen und haben Kinder ab sieben Jahren, die bei uns tanzen». Dies sei ein Zeichen dafür, dass sich die Mentalität ändert. «Eltern schicken ihre Kinder sicher nicht in eine Poleschule, wenn sie die stereotypischen Filmszenen im Kopf haben».

Yannic Neuhaus
Alle können profitieren
Die Tanzschule PoleMovement sei auch ein Treffpunkt von Menschen aller Körperformen und Identitäten. «Alle sind willkommen», so Schafer. Die Polecommunity sei sehr offen und für alle zugänglich. «Manche Therapeutinnen und Therapeuten empfehlen Polesport sogar». Menschen mit Rückenproblemen und vermindertem Selbstwertgefühl können so zu alter Stärke finden und das Selbstvertrauen verstärken.
«Es ist unglaublich, wie Pole den Körper, aber auch die Psyche positiv beeinflussen kann».
Marilyne Schafer
Co-Direktorin der Tanzschule PoleMovement
Ob sieben oder 62 Jahre alt, fit und weniger fit: Alle würden die gleiche Motivation teilen. Die Tanzschule hatte auf dem Instagram-Account eine Sommerserie gestartet, bei der die Schüler und Schülerinnen gefragt wurden, wieso sie mit Pole angefangen haben. Schafer: «Die meisten hätten mit dem Wiederfinden von Selbstvertrauen geantwortet». Marilyne Schafer führt aus: «Es ist unglaublich, wie Pole den Körper, aber auch die Psyche positiv beeinflussen kann».

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Die seit 2017 bestehende Tanzschule begleitet Schülerinnen und Schüler auf ihrem Weg und beobachtet, wie starke Freundschaften entstehen. «Wir sehen, wie schüchterne Personen tiefe Freundschaften entwickeln, sich öffnen und gemeinsam in die Ferien gehen», so Schafer. Die physische und verbale Unterstützung erlaube eine Vertrauensentwicklung und beeinflusst nicht nur das Sportleben, sondern auch das Privatleben. «Diese persönliche Entwicklung ist auch ausserhalb des Tanzstudios von grossem Wert», schliesst Marilyne Schafer.
Fakten
Poledance: Geschichte, Männeranteile und Verbreitung
Woher Poledance kam, ist bislang unklar, so Marilyne Schafer. «Die heutige Form dieser Tanzart aber erschien 1920 in einem kanadischen Zirkus, in welchem sich Tänzer und Tänzerinnen um die Zeltstangen bewegten», erklärt Schafer. Dies werde als «Hoochie Coochie» bezeichnet.
Die Randsportart ist mehrheitlich von Frauen geprägt. «Natürlich gibt es männliche Polesportler und internationale Wettkämpfe für Männer.» PoleMovement führe öfters Spezialkurse für Männer durch. Das zeige, dass das Interesse da sei. Dennoch ist Poledance eine von Frauen dominierte Sportart.
Heute existieren in der Schweiz mehr als 70 Studios, in denen Polesport und Poleartistic praktiziert werden können.
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