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Politologe findet Gründe für die Wahlschlappe der Linken bei Christian Levrat 

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Der Freiburger Politologe Nicolas Hayoz ist überzeugt, dass Isabelle Chassots Persönlichkeit den Ausschlag für ihre Wahl in den Ständerat gab. Er ist überrascht, wie wenig sie vergessen ging. Er findet aber auch Fehler aufseiten der Linken.

Nicolas Hayoz ist Professor für Politikwissenschaften an der Universität Freiburg. Im Gespräch mit den FN analysiert er den Ausgang der Ständeratswahl und mögliche Auswirkungen auf die kantonalen Wahlen.

Die Ergänzungswahl in den Ständerat vom Sonntag deckte keinerlei Gräben auf, weder Stadt-Land noch Deutschfreiburg-Französischfreiburg, und keine politischen Hochburgen. Was sagt das aus?

Hayoz: Das war schon bei den letzten Ständeratswahlen so. Bei der Wahl von Johanna Gapany (FDP) gab es auch keine grossen Unterschiede zwischen den Sprachregionen. Die Wahl von Isabelle Chassot (Die Mitte) jetzt hat gewiss mit ihrer Persönlichkeit zu tun. Carl-Alex Ridoré (SP) hätte Trümpfe gehabt, etwa sein jüngeres Alter oder seinen Hintergrund — er wäre der erste dunkelhäutige Ständerat geworden. Dass Chassot den Weg von der Verwaltung zurück in die Politik geht, ist selten. Christian Levrat ging den genau umgekehrten Weg, und das in einem noch jüngeren Alter als sie. Faszinierend ist, welches Gedächtnis die Freiburger haben, dass Chassot nach fast zehn Jahren immer noch so populär ist. Ich hätte eher erwartet, dass das Zauberformel-Denken der Freiburger noch stärker ausgeprägt ist, nachdem fast zwei Jahrzehnte eine Links-rechts-Verteilung herrschte. Dass dem nicht so ist, zeigt doch auf, dass es nun eine Frage der Persönlichkeit ist.

Und dennoch widerspiegelt das Stimmenverhältnis zwischen Chassot und Ridoré ziemlich gut die politischen Kräfteverhältnisse zwischen Bürgerlichen und Linken im Kanton.

Bei Levrat stand immer die Persönlichkeit im Vordergrund, die bis weit in die politische Mitte ausgestrahlt hatte. Er war so eine Lokomotive: Die Wählerinnen und Wähler hatten den Eindruck, er könne die Interessen des Kantons am besten vertreten. Diesbezüglich wurde wohl das Gewicht Ridorés überschätzt. Wenn die vereinte Linke auf 40 Prozent kommt und 2023 wieder einen Angriff auf den Ständeratssitz machen will, muss sie mit einer Persönlichkeit kommen, die über die Partei hinaus Stimmen holen kann. Sonst kann sie Gapany ihren Sitz nicht streitig machen. Es wird jemand sein müssen, der so jung und dynamisch daherkommt und mit sozialen Medien genauso gut umgehen kann wie sie vor zwei Jahren. Ob Gapanys Sitz gefährdet ist, hängt auch von ihrer Leistung im Parlament in den nächsten zwei Jahren ab. Beat Vonlanthen war 2019 zum Verhängnis geworden, dass er sich zu sehr auf dem Status als Bisheriger ausgeruht hat.

Aber 2023 müssen zwei und nicht eine Person gewählt werden. Die Ausgangslage ist doch da ganz anders?

Ja, da dürfte das Streben nach einem Ausgleich vermutlich wieder mehr spielen. Aber wenn man davon ausgeht, dass es eine Persönlichkeitswahl ist, dann muss sich die Linke bei der Personenkür recht anstrengen, wenn sie gegen die zwei Amtsinhaberinnen bestehen will: Es muss eine Führungsperson sein. Isabelle Chassot hat sich immer als eine Person präsentiert, die Leute um sich vereinen kann. Die Freiburgerinnen und Freiburger glauben an so etwas. Ridoré konnte diese Zuversicht nie so verbreiten. Er ist zu wenig aufgetreten, seine Kampagne lief neben seinen Auftritten als Oberamtmann her. Und dann hat ihm wohl die Schmach mit der Fusionsabstimmung zusätzlich geschadet. Man kann sich aber auch überlegen, wie sehr Christian Levrat für die Niederlage verantwortlich ist. Sicher spielte der Zeitpunkt seines Rücktritts eine Rolle. Er konnte diesen selber auswählen und hat dabei auf seine eigene Karriere geschaut. Er nahm wenig Rücksicht darauf, welche Chancen seine Partei hatte. Und seine Partei hat im Moment keine grosse Auswahl an Personal, vor allem bei den 40- bis 50-Jährigen.

Nicolas Hayoz findet mehrere Gründe für das Scheitern der Freiburger Linken.
Aldo Ellena/a

Die letzten Jahre erzielte die Linke einen Wahlsieg nach dem anderen. Kann ihre jetzige Niederlage ein Anzeichen für eine Trendwende sein?

Das glaube ich nicht. Es ist zu zufällig und zu sehr einer politischen Konjunktur geschuldet. Es kann bei den Staatsratswahlen wieder ganz anders aussehen. Die Linke ist da nicht schlecht aufgestellt mit einem bisherigen Staatsrat, einer Nationalrätin, die zurück nach Freiburg will, und auch die grüne Kandidatur von Sylvie Bonvin-Sansonnens ist vielversprechend. Ich habe eher das Gefühl, dass bei der Rechten oder der Mitte ein Sitz verloren gehen könnte. Es stellt sich noch die Frage, wie die SVP abschneidet. Das Spiel ist offen.

Zwischen den nationalen Wahlen 2019 und der Ständeratswahl vom Sonntag liegt eine Pandemie. Könnte sie an den politischen Kräfteverhältnissen etwas geändert haben?

Schwer zu sagen. Sie würde vielleicht eine Rolle spielen, wenn man behauptete, der Staatsrat habe zu wenig gut auf die Pandemie reagiert. Aber er hat meiner Ansicht nach ein gutes Krisenmanagement betrieben. Mit seinen Hilfspaketen hat er in der Bevölkerung Vertrauen geschaffen. Das gibt den bisherigen Staatsräten, die wieder antreten, eine gute Basis für die Wiederwahl, auch weil sie als Team einen guten Eindruck machten. Die Herausforderer können sich nicht auf einen solchen Leistungsausweis berufen.

Können die Parteien aus den Wahlkampagnen für den Ständerat noch Lehren für die kantonalen Wahlen im November ziehen?

So wie Ridoré sollte man die Kampagne wohl nicht führen. Tafeln aufstellen reicht nicht. Aber nehmen wir die SVP: Wenn sie eine Chance haben will, muss sie nun viel mehr Gas geben als bisher. Die verbleibenden sechs bis sieben Wochen sind dafür wahnsinnig knapp. Wenn man jetzt noch nicht über den Bezirk hinaus bekannt ist, bleibt man chancenlos.

Man kann sich also nicht kurzfristig von Isabelle Chassot noch inspirieren lassen?

Frau Chassot kommt zurück und sagt: Hallo, hier bin ich. Sie musste sich nicht zuerst noch beweisen. Aber für Junge, die noch nicht so bekannt sind, ist das schwierig. Das gilt etwa für Romain Collaud (FDP) und Luana Menoud-Baldi (Die Mitte). Sie brauchen viel länger für einen gewissen Bekanntheitsgrad: Jahre und nicht nur ein Jahr.

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