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Proteste der Pendler zeigen Wirkung

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«Die zahlreichen Reaktionen aus dem Seebezirk haben uns gezeigt, wie gross die Schwierigkeiten sind, die der neue Fahrplan dort mit sich bringen könnte», sagt Gré­goire Cantin, Vorsteher des kantonalen Amtes für Mobilität. Am Sonntag ist die Vernehmlassungsfrist für den Entwurf des Fahplanentwurfs 2018 abgelaufen. Die Zahlen sind eindrücklich: 800 Stellungnahmen sind insgesamt zum neuen Fahrplan eingegangen. In anderen Jahren seien es jeweils zwischen 300 und 500 Äusserungen gewesen. «Dieser Fahrplan enthält zahlreiche Änderungen. Deshalb haben wir auch mehr Wortmeldungen erwartet.» Alleine aus dem Seebezirk trafen 500 Stellungnahmen ein. Pendler aus dem Seebezirk haben sich unter anderem über die Streichung des ersten Zuges in Richtung Bern beschwert. Auch die Station Muntelier-Löwenberg gibt zu reden. Denn die S5 nach Bern soll dort zu Stosszeiten nicht mehr halten. Muntelier-Löwenberg würde zudem die direkte Verbindung mit Neuenburg verlieren. «Die Äus­serungen aus dem Seebezirk betreffen überwiegend diese drei Themen», sagt Cantin.

Auto wird zur Option

Manuel Inderbitzin ist einer der Pendler, die sich gegen den Entwurf des Fahrplans gewehrt haben. Der Familienvater aus Muntelier fährt täglich mit dem Zug nach Bern zur Arbeit. «Der geplante Fahrplan läuft allen Zeichen der Zeit zuwider», sagt Inderbitzin. Er setze bewusst auf den Zug, nicht nur aus ökologischen Gründen: «Im Zug kann ich auch die Zeit besser nutzen.» Würde der Fahrplan Realität, so müsse er sich überlegen, für den Arbeitsweg ein Auto anzuschaffen. «Mit dem neuen Fahrplan müsste ich dreimal in der Woche um 16.15 Uhr in Bern das Büro verlassen, damit ich meinen Sohn rechtzeitig abholen kann.» Das sei auch mit einem modernen Arbeitgeber nicht möglich.

Neben der gestrichenen ersten Verbindung stören Inderbitzin auch die fehlenden Halte der S5 in den Stosszeiten. Ein Umweg über Murten sei keine Option. «Klar könnte ich bei schönem Wetter mit dem Velo nach Murten fahren, um dort einzusteigen.» Gerade im Winter bei Schnee und Regen sei das in Bürokleidung aber kaum praktikabel. «Wenn ich mit dem Auto nach Murten muss, dann kann ich auch direkt nach Bern fahren.»

Er kenne jetzt schon Muntelierer, die mit dem Auto nach Bern pendeln. «Diese fühlen sich jetzt bestätigt. Und andere werden auf das Auto umsteigen.» Einige wären fast dazu genötigt, weil sie nicht mehr rechtzeitig zur Arbeit kommen. Inderbitzin nennt als Beispiel eine Frau, die als Hebamme im Inselspital arbeitet. «Ihre Frühschicht beginnt um 7 Uhr. Fährt der erste Zug ab Muntelier erst um 6.49 Uhr, ist sie nicht mehr rechtzeitig in Bern.»

«Liegt nicht in unserer Hand»

Grégoire Cantin hat grosses Verständnis für die Proteste aus dem Seebezirk. «Wir wollen Muntelier nicht abhängen», betont der Chef des kantonalen Amtes für Mobilität. Die Verschlechterungen in Muntelier würden der Politik des Kantons widersprechen. «Nur können wir bei der Gestaltung des Fahrplans vieles nicht alleine entscheiden», so Cantin.

Der Kanton habe sowohl die erste Verbindung nach Bern als auch die Zugshalte in Muntelier bestellt. «Doch die Transportunternehmen entscheiden, welche Leistungen sie mit der vorhandenen Infrastruktur erbringen können.» Cantin nennt etwa die Streichung des ersten Zuges. Dieser verliess Murten bislang um 5.47 Uhr in Richtung Bern. Ab 2018 führt nicht mehr die BLS, sondern die SBB den ersten Zug. Durch diesen Betreiberwechsel stünden die Zugskompositionen am Morgen nicht mehr wie gewohnt am gleichen Ort bereit. «Darum fiel der Zug aus dem Entwurf des Fahrplans heraus.» Der Kanton werde sich aber dafür engagieren, dass die SBB den Zug wieder ins Programm aufnimmt. Die Chancen dafür stünden nicht schlecht.

Konflikt mit Güterverkehr

Dass die S5 von und nach Bern zu Stosszeiten nicht mehr in Muntelier-Löwenberg halten soll, beruht laut Cantin auf einem Konflikt mit dem Güterverkehr. «Wir bestellen für den Personenverkehr ein Kontingent an Schienennutzungsrechten. Die Unternehmen des Güterverkehrs bestellen ebenfalls ein bestimmtes Kontingent.» Auf der Linie Murten–Kerzers überschreite nun die Nachfrage zu den Stosszeiten die Kapazität. «In einem solchen Fall entscheidet die SBB als Besitzerin der Gleisanlagen nach einem festgelegten Verfahren, wer zum Zug kommt.» Aus diesem Verfahren sei die Aufhebung der Halte in Muntelier-Löwenberg als Lösung hervorgegangen. Ausserhalb der Stosszeiten komme es nicht zu Kapazitätsengpässen, deshalb könnten die Züge dann halten. «Wir werden mit den Transportunternehmen diskutieren, ob sie wirklich alle bestellten Kapazitäten brauchen.» Die Chancen dafür seien schwierig abzuschätzen.

Wenig Chancen für S20

Dass die Züge der S20 nach Neuenburg und Freiburg nicht mehr in Muntelier-Löwenberg halten sollen, habe wieder andere Gründe. Die BLS baue die Verbindung von Bern über Neuenburg nach La-Chaux-de-Fonds aus. «Nun kommt die S20 im Bahnhof Neuenburg diesem Regioexpress in die Quere.» Um diesen Konflikt zu lösen, müsse die S20 eineinhalb Minuten Fahrzeit einsparen. «Das kann sie am besten, wenn sie nicht mehr in Muntelier-Löwenberg hält.» Die Lösung dieses Problem werde nicht einfach, meint Cantin. «Dafür müsste man die Strecke zwischen Ins und Neuenburg ausbauen.» Das sei aber ein Entscheid der Kantone Bern und Neuenburg.»

Station soll erhalten bleiben

Der Station Muntelier-Löwenberg drohe keine Schliessung, sagt Cantin. An Werktagen benützten 300 Reisende die Linie nach Bern. Rund 50 fahren nach Freiburg, 30 nach Neuenburg. «Der kantonale Richtplan sieht zudem im Löwenberg einen strategischen Sektor mit 3000 neuen Arbeitsplätzen vor. Da würde eine Schliessung keinen Sinn machen.» Der Kanton wolle stattdessen die Anbindung wieder verbessern. «Wir werden uns für die Pendler im Seebezirk einsetzen», verspricht Cantin.

Kommentar

Sandro Sprecher

Kritik aus Muntelier ist mehr als berechtigt

Rund 500 Äusserungen gingen aus dem Seebezirk zum Entwurf des Fahrplans ein. Das zeigt: Gerade in Muntelier bergen die geplanten Änderungen Zündstoff. Nun könnte man achselzuckend einwenden, Muntelier sei im Verhältnis zu seiner Grösse bis jetzt komfortabel bedient worden; die Muntelierer beklagten sich also über ein Luxusproblem. Diese Sichtweise greift zu kurz: Muntelier ist ein Pendlerdorf. Gerade in den neueren Quartieren wohnen viele Einwohner, die in Bern arbeiten, aber am Murtensee leben. Sie haben sich auf ein Modell eingestellt, das nun plötzlich ins Wanken gerät. Die Arbeitsstelle zu wechseln, dürfte für die meisten ebenso wenig zur Diskussion stehen wie ein Umzug nach Bern. So besteht die Gefahr, dass viele Pendler künftig mit dem Auto zur Arbeit fahren. Haben sie einmal die Annehmlichkeiten des eigenen Fahrzeugs entdeckt, verliert die Schiene Marktanteile an die Strasse, die sich nur mühsam wieder zurückholen lassen. Das kann aber nicht im Sinne eines Kantons sein, der mittels öffentlichem Verkehr seine Verkehrsprobleme lösen will. Das Bekenntnis des Kantons zum Bahnhof Muntelier-Löwenberg ist darum lobenswert. Nicht alle Probleme lassen sich aber von heute auf morgen lösen. Der Kanton, die betroffenen Gemeinden und die Transportunternehmen sind deshalb gefordert, den Pendlern valable Alternativen anzubieten. Nur so lässt sich vermeiden, dass diese auf die Strasse ausweichen. Daran hat nicht nur der Seebezirk ein Interesse, sondern vor allem auch die nahen Zentrumsstädte. Denn diese sind von einer weiteren Zunahme des Strassenverkehrs besonders betroffen. Die Kritiker haben recht: Eine Schwächung des öffentlichen Verkehrs würde allen Zeichen der Zeit zuwiderlaufen.

«Der geplante Fahrplan läuft allen Zeichen der Zeit zuwider.»

Manuel Inderbitzin

Pendler aus Muntelier

«Wir werden uns für die Pendler im Seebezirk einsetzen.»

Grégoire Cantin

Amt für Mobilität

Reaktionen

SBB und Gemeinde Galmiz reagieren zurückhaltend

Nicht wenige Einwohner von Muntelier gingen bis anhin davon aus, dass die Station Muntelier-Löwenberg von einem Abbau verschont bleibt. Dies, weil die SBB im benachbarten Löwenberg ein Ausbildungs- und Seminarzentrum betreibt. Im Mai haben die SBB angekündigt, das Zentrum einer Immobiliengesellschaft zu verkaufen, um es später als Betreiber wieder zurückzumieten (die FN berichteten). Daniele Pallecchi, Mediensprecher der SBB, stellt klar: «Zwischen dem Verkauf und dem veränderten Fahrplan gibt es keinen Zusammenhang.» Ein ausgedünnter Fahrplan würde das Centre Löwenberg laut Pallecchi kaum in Schwierigkeiten bringen. «Wir können bei Bedarf die Zeiten der Veranstaltungen dem veränderten Fahrplan anpassen.» Die SBB könne wie jede andere Person oder Organisation zum Entwurf des Fahrplans Stellung nehmen. Ob sich die SBB zu den gestrichenen Zugshalten geäussert hat, will Pallecchi aber im Moment nicht sagen.

Zwiespältiges Bild in Galmiz

Während in Muntelier Konsternation herrscht, zieht der Gemeinderat von Galmiz ein zwiespältiges Fazit. «Neu halten in den Morgenstunden zwei Züge nach Bern zusätzlich. Auch am Abend halten zu den Stosszeiten zwei zusätzliche Züge aus Bern», sagt Gemeindepräsident Thomas Wyssa auf Anfrage. Damit erhalte Galmiz markant bessere Verbindungen nach Bern. Auf der anderen Seite verliert die Gemeinde die direkt Verbindung nach Freiburg, weil die S21 nicht mehr zwischen Kerzers und Freiburg, sondern zwischen Ins und Freiburg verkehrt. Die Schülerinnen und Schüler erreichen Freiburg aber laut Wyssa trotzdem rechtzeitig. «Sie müssen etwas früher auf den Zug und beim Umsteigen in Murten 13 Minuten warten.» Eine direktere Verbindung in die Kantonshauptstadt sei gerade für die Schülerinnen und Schüler sicher wünschenswert. Wie viele Leute in Galmiz den Zug brauchen, sei schwer abzuschätzen. «Weil die wichtigen Züge nach Bern in Galmiz nicht hielten, fuhren viele Galmizer mit dem Velo oder dem Auto nach Muntelier und stiegen dort ein.» Mit dem neuen Fahrplan könnten mehr Muntelierer den Zug in Galmiz nehmen, spekuliert Wyssa.

sos

 

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