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Qualität steht auf dem Spiel

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Qualität steht auf dem Spiel

Journalisten aus der Deutschschweiz und dem Tessin sind seit einem Jahr ohne Gav

Die Qualität in den Medienerzeugnissen und faire Arbeitsbedingungen garantieren: Dafür setzen sich die Journalisten aus der Deutschschweiz und dem Tessin ein, denn vor einem Jahr hat ihnen der Arbeitgeber-Verband den Gav gekündigt.

Mit CHRISTOPH BERTSCHY
sprach JEAN-LUC BRÜLHART

Weshalb brauchen Journalisten einen Gesamt-Arbeitsvertrag?

Wie in jeder anderen Branche auch ist der Gav ein Regelwerk zwischen den Arbeitnehmern und den Arbeitgebern – in diesem Fall zwischen den Journalisten und dem Verband Schweizer Presse. Eine Sozialpartnerschaftliche Vereinbarung besteht bereits seit 1918. Ein Gav ist nötig, weil im Schweizerischen Obligationen-Recht wenig zwingende Vorgaben zum Schutz der Arbeitnehmer festgehalten sind. Ich denke da zum Beispiel an die Lohnfortzahlungen bei Unfall oder Krankheit sowie an die Sozialplanpflicht. Das Obligationen-Recht schreibt lediglich vor, bei Massen-Entlassungen ab zehn Personen die kantonalen Behörden zu informieren. In einem Gav können die Parteien zudem nach vier Jahren flexibel auf Entwicklungen und neue Notwendigkeiten reagieren.

Der Verband Schweizer Presse hat den Gav vor einem Jahr gekündigt. Welches sind die Folgen?

Der Gav wurde zwar gekündigt, er hat aber in den Redaktionen weiterhin Bestand, sofern sich die Journalisten nicht mit Änderungsverträgen konfrontiert sehen. In einem solchen Fall haben Journalisten die Wahl zwischen einem neuen schlechter dotierten Vertrag oder der Kündigung. Gerade in grossen Verlagen der Schweiz kam es im vergangenen Jahr zu Sozialabbau. Die Lohnfortzahlungen werden gekürzt oder die Kündigungsfrist gekürzt. Änderungskündigungen sind ein Druckmittel der Verleger. Der Gav hingegen gibt den Arbeitnehmern eine gewisse Sicherheit. Durch Wegfallen des Gav sind vor allem die freien Journalisten betroffen, denn die Honorare sind nicht mehr festgelegt. Früher wurden sie zudem den Festangestellten gleichgesetzt, sobald sie regelmässige Mandate erhielten. Gerade in Kreativbranchen wie der Presse sind motivierte und zufriedene Mitarbeiter das wichtigste Kapital.

Hanspeter Lebrument, Präsident des Verbandes Schweizer Presse, bezeichnet den Presse-Gav aber als «Luxus-Gav».

Er bezieht sich dabei auf die Mindestlöhne, die bei erfahrenen Journalisten nach Region überdurchschnittlich sind. Auf den ersten Blick sind das sicher schöne Löhne. Man muss aber bedenken, dass rund die Hälfte der Journalisten Hochschulabgänger sind und über 80 Prozent eine Maturität haben. Diese Löhne halten dem Vergleich mit ähnlich qualifizierten Mitarbeitern in der Versicherungs- oder Bankenbranche stand. Journalisten tragen eine grosse Verantwortung. Sie müssen unabhängig sowie objektiv informieren und tragen zur Meinungsbildung bei. Wie erwähnt sind die Mindestlöhne aber nur ein Aspekt, der im Gav geregelt wird.

Inwiefern leidet die Qualität der Medienerzeugnisse ohne Gav?

Ohne Gav mit verbindlichen Rahmenbedingungen wird der Markt geöffnet für Mitarbeiter, die das journalistische Handwerk nicht beherrschen, dafür aber bereit sind für tiefere Löhne zu arbeiten. Seit den Bilateralen I ist der Arbeitsmarkt Schweiz offen für Personen aus den bisherigen EU-Staaten. Mit Mindestlöhnen wollen wir dem Lohn- und Sozialdumping entgegenwirken. Heute wird überall abgebaut, die Qualität aber muss bestehen. Die Abschaffung des Korrektorats, wie es ein konkretes Beispiel zeigt, hat zur Folge, dass in der Zeitung mehr Fehler erscheinen. Die Verantwortlichen haben dies entschieden im Bewusstsein, dass die Qualität leidet. Die Schweiz ist eines der Länder mit der grössten Zeitungsdichte weltweit. Pressefreiheit ist Voraussetzung für die Meinungsbildung und die Medien ein Eckpfeiler der Demokratie. Es muss im Interesse aller sein, die Qualität der Presseerzeugnisse aufrechtzuerhalten: für die Leserschaft, die Verleger, die Inserenten und die Journalisten.

Wie soll es nun weitergehen?

Seit über einem Jahr sind die Arbeitgeber nicht auf unsere Verhandlungsangebote eingegangen. Sie erwarten von den Arbeitnehmern, auf die Mindestlöhne und -honorare zu verzichten. Wir dagegen fordern eine faire Sozialpartnerschaft und hoffen, dass sich der Verband Schweizer Presse der Bedeutung eines Gav bewusst wird und die Qualität in der Presse nicht aufs Spiel setzen wird. Ich bin zuversichtlich, dass sich die Parteien wieder an einen Tisch setzen werden.

Die Arbeitnehmerverbände Impressum und Comedia oganisieren am Mittwoch, 14. September, in der Deutschschweiz und im Tessin einen Aktionstag. Ein Spiel zum Anlass gibt es unter www.GAVgame.ch.

Zur Person

Der Düdinger Christoph Bertschy hat im Jahr 2000 sein Jus-Studium abgeschlossen. Nach Praktika in einer Anwaltskanzlei und am Gericht hatte er eine Anstellung im Amt für Strafvollzug. Seit April 2004 ist er einer von fünf Zentralsekretären bei Impressum, dem Schweizerischen Berufsverband für Journalistinnen und Journalisten. Das Zentralsekretariat befindet sich in Freiburg. Der 32-Jährige macht zurzeit eine berufsbegleitende Ausbildung zum Sozialversicherungs-Fachmann. jlb

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