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Rache der Dummen

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

 Es fing so an: Da stand ich bis auf die Unterhosen verschwitzt vor einer Schar Richter. Ein Bier in der Hand, sieben im Kopf. Sie fanden meinen Auftritt toll, ich beschissen. Aber das mussten sie ja nicht wissen. Gespräch zu Ende. Leider verzogen sich die Jungs nicht gleich wieder und wollten mehr als den üblichen Schwatz über Seislerdütsch, Rockstarklischees und Gottéron. Da standen wir uns also gegenüber. Da die Richter, sichtlich erregt von der ungewohnten Nähe zu mir, wartend auf irgendeinen tollen Spruch, oder weiss der Geier, was die von mir wollten, und dort stand ich, ein abgehangener Clownfisch, der sich gleich selber ausweiden wird. Eine sich immer stärker, bis knapp unter die Aussenwand meines Schädels ausbreitende Hirnleere machte sich in mir breit. Ich wusste ums Verrecken nicht, was ich mit denen quatschen sollte. «Na, ihr! Welchen Regierungsrat muss ich denn nun für das billige Bier einklagen, wer von denen ist euer Chef?» Ich konnte nicht ahnen, wie zerstörend diese dämliche Frage postwendend mein Ego treffen sollte. Einer der Krawattierten antwortete lakonisch: «Schon mal was gehört von Gewaltentrennung?» Gelächter.

 

 Da stand ich also vor dem Gesetz–geohrfeigt, gedemütigt, gekränkt, verletzt, schamrot ob der öffentlichen Sezierung meiner Dummheit und auf einen Hammerschlag wieder nüchtern. Die einzige Erklärung für die Zurschaustellung meiner Dämlichkeit konnte nur das Feldschlösschen sein (warum auch sparen die bei ihrer lahmen Fete beim Bier?). Oder die Unwissenheit darüber, dass man vor Juristen, Anwälten, Richtern, Polizisten und Psychoanalytikern einfach keinen unüberlegten Small Talk machen darf. Denn merke: Du verhedderst dich irgendwann, das Gespräch wird zur Groteske und nimmt die schlimmstmögliche Wendung, die es nehmen kann (siehe Dürrenmatt).

 

 Abgeschossen verliess ich die hohe Bühne. Zog mein Selbstbewusstsein wie einen toten Rehbock hinter mir nach Hause. Keine Gage der Welt konnte diese Demütigung aufwerten. Die ganze Nacht spielte ich die Szene in meiner virtuellen Welt nach. Hätte ich nur weniger getrunken, wo war meine Spontaneität, als ich sie am dringendsten gebraucht hätte, warum bin ich so dumm, dumm, DUMM, weshalb habe ich nur dieses Engagement angenommen, wieso mache ich überhaupt Musik, warum bin ich je geboren worden? Mit zehntausend Speerspitzen in meiner Selbstachtung und einem Bombengürtel um das blutende Ego schlief ich ein und schwor Rache.

 

 Schon nach ein paar Stunden unruhigen Schlafes verebbte der Frust, und die Wut wich einem Durst, als ob ich einen Monat lang wasserlos durch die Wüste gelaufen wäre. Bier hat bekanntlich heilende Kräfte –, solange es nicht aus Rheinfelden kommt. So schloss sich auch diese Wunde. Wie schon so viele vorher.

Pascal Vonlanthenalias Gustav ist Musiker und lebt in Freiburg. Als Kulturschaffender ist er in einem FN-Kolumnistenkollektiv tätig, das in regelmässigem Rhythmus frei gewählte Themen bearbeitet.

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