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Raphael Wicky: «Siegen darf nie selbstverständlich sein»

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Es müsste viel passieren, dass die Young Boys nicht zum 16. Mal in der Vereinsgeschichte, zum vierten Mal in den letzten fünf Jahren, Schweizer Meister werden. Trainer Raphael Wicky, der das Amt nach dem enttäuschenden 3. Platz in der vergangenen Saison übernommen hat, spricht im Interview mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA unter anderem über die Gründe der Dominanz, in welchen Bereichen er sich entwickelt hat, und Rückschläge.

Raphael Wicky, Ihr Team führt die Tabelle nach 25 Runden mit einem Vorsprung von 18 Punkten an. Auf was führen Sie diese Dominanz zurück?

Wir waren bis jetzt sehr konstant, das ist der wichtigste Punkt, dass wir einen dermassen grossen Vorsprung haben. Wir schafften es auch in Spielen, in denen wir nicht den besten Tag hatten, nicht zu verlieren oder sogar zu gewinnen.

Was macht YB besser als die anderen Teams?

Das kann ich nicht erklären, ich weiss ja nicht, was die anderen machen. Es liegt nicht an mir, das zu beurteilen. Ein entscheidender Punkt bei uns ist sicherlich, dass wir vom ersten Tag an eine tolle Einheit sind, auf und neben dem Feld, und dass jeder Spieler sich in den Dienst der Mannschaft stellt, auch wenn er mal nicht von Anfang an zum Einsatz kommt, und versucht, seine Qualitäten einzubringen.

Ist es mit einem solch grossen Vorsprung schwierig, die Spannung immer hochzuhalten?

Wir als Staff versuchen, dass wir nie in eine Komfortzone kommen, wollen keine Zufriedenheit ausstrahlen. Natürlich sind wir zufrieden, wenn wir einen Match gewinnen. Ich sage der Mannschaft immer, sie sollen diese Momente geniessen. Siegen darf nie selbstverständlich sein. Es geht allerdings darum, immer hungrig zu bleiben, immer mehr zu wollen, noch mehr zu machen. Je besser wir sind, umso mehr möchten uns die anderen bezwingen. Das sprechen wir bewusst immer wieder an. Hilfreich ist sicherlich, dass wir einen grossen Konkurrenzkampf innerhalb der Mannschaft haben. Ich finde das sehr, sehr wichtig, um die Spannung hochhalten zu können. Es hilft, wenn man nicht nur künstlichen Druck erzeugen muss.

YB und Raphael Wicky haben den Meistertitel bereits so gut wie in der Tasche.
Keystone

Der Club hat eine lange Durststrecke ohne Titelgewinn hinter sich, es wurde gar der Ausdruck «Veryoungboysen» kreiert. Nun ist YB der Vorzeigeclub schlechthin in der Schweiz. Was sind aus Ihrer Sicht die Gründe dafür?

Es bestätigt sich, was ich zuvor aus der Ferne beobachtet hatte: Bei YB kann man in Ruhe arbeiten, es ist ein Verein mit viel Kontinuität, der sehr gut strukturiert ist und gut funktioniert. Leute wie Spycher, Chapuisat, Castella oder Graf arbeiten schon sehr lange zusammen, auch Sportchef Von Bergen kennt den Club seit Langem, es herrscht ein gutes gegenseitiges Verständnis. Es gibt klare Ziele, klare Werte, klare Vorstellungen, alle sind sehr bodenständig, aber trotzdem ambitioniert. Das ist sicher eine Stärke von YB.

Stillstand ist Rückschritt. In welchen Bereichen haben Sie sich seit Ihren ersten Tagen als Trainer weiterentwickelt?

Ich denke, dass ich mich überall weiterentwickelt habe, ich finde, das ist in meinem Job notwendig. Fussballtrainer ist ein Beruf, in dem man stark durch die gesammelten Erfahrungen wächst. Für mich war wichtig, nach jeder Station zu analysieren, in welchen Komponenten ich besser werden will. Da geht es einerseits um Menschenführung, wie ich mit dem Staff, mit der Mannschaft umgehen, kommunizieren will. Das sind sehr wichtige Punkte, in denen ich mich hoffentlich noch mehr entwickeln werde. Andererseits versuche ich, taktisch auf dem Laufenden zu bleiben. Der Fussball verändert sich, wird immer athletischer.

Früher gab es oft «harte Hunde» als Trainer. In der heutigen Generation, in der die Spieler neugieriger sind, muss man da fast mehr Psychologe als Fachmann sein?

Ich bin nach wie vor überzeugt, dass du als Trainer einen Spieler fachlich überzeugen, ihm zeigen musst, dass du ihn besser machen kannst. Aber natürlich ist Menschenführung heutzutage extrem wichtig in einer Leaderfunktion – in jedem Business. Als Trainer führe ich 25 bis 30 Spieler plus 15 bis 20 Staff-Mitglieder. Ich trage also sozusagen für ein Kleinunternehmen die Mitverantwortung. Die Rollen müssen klar verteilt sein, es gilt, gut zu kommunizieren. Das ist heute noch wichtiger als zu jener Zeit, als ich noch selber gespielt habe.

In Basel wurden Sie nach einem Jahr entlassen, in Chicago wurde die Zusammenarbeit nach zwei Saisons nicht mehr fortgesetzt. Können Sie solche Tiefschläge rasch verarbeiten?

Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, das hat mich nicht beschäftigt. Entlassen zu werden, das tut weh und darf es auch, schliesslich bin ich keine Maschine. Ich musste das verdauen, das erste Mal tut immer am meisten weh, glaube ich. Aber danach weiss man definitiv, dass auch diese Seite zum Trainerberuf dazugehört. Damit muss ich umgehen können.

Nach dem Ende bei Chicago entschlossen Sie sich, eine Auszeit zu nehmen. Ging es darum, die Batterien wieder aufzuladen?

Ich hatte damals privat mit der Krankheit von meinem Vater eine schwierige Situation, deshalb war für mich klar, in die Schweiz zurückzukehren, als mir Chicago im November mitgeteilt hat, dass mein Vertrag nicht verlängert wird. Ich wollte bei meiner Familie sein und bewusst bis im Sommer warten, um zu schauen, wie sich alles entwickelt. Aber natürlich wollte ich alles auch mal sacken lassen und mich mental erholen, denn Trainer zu sein, ist ein stressiger Job.

Apropos Stress. Wie einfach fällt es Ihnen, abzuschalten?

Ich versuche, mit der Familie und mit Sport abzuschalten, ein normales Privatleben zu führen. Es ist für mich gerade auch wegen der hohen Arbeitszeit extrem wichtig, eine gute Work-Life-Balance zu finden, Abwechslung zu haben und nicht immer an Fussball zu denken. Das ist allerdings schwierig. Es kommt vor, dass ich zu Hause bin und im Kopf abschweife.

Zum Schluss nochmals zurück zu YB. Am Samstag treffen Sie mit Ihrem Team in Genf mit Servette auf den ersten Verfolger, drei Tage später kommt es in Basel zum Cup-Kracher um den Finaleinzug. Wie blicken Sie auf diese Partien voraus?

Ich versuche immer, Spiel für Spiel zu nehmen, deshalb denke ich noch nicht gross an den Cup. Gegen Servette ist es aus zwei Gründen keine einfache Partie: Erstens haben sie zu Hause bloss ein Spiel verloren, zweitens ist es für ein Team mit so vielen Internationalen, wie wir das haben, nach einer Nationalmannschaftspause nie einfach. Ich hatte bloss sieben, acht Spieler im Training. Das macht es noch schwieriger. Ich will mich jedoch nicht beklagen. Es erfüllt mich mit Stolz, wenn die Spieler zu ihren Nationen gehen können. Aber es ist definitiv so, dass wir die Pause nicht dazu nutzen konnten, um im mannschaftstaktischen Bereich zu arbeiten. Es wird sicher nicht alles perfekt sein in Genf. Ich bin sicher, dass wir gefestigt genug sind, um gut zu spielen.

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