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Raub aus Totenkapellen: «Es ist unter jedem Sauhund, was ich gemacht habe»

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27 Mal schlich sich ein 64-jähriger Mann in Totenkapellen im ganzen Sensebezirk und entwendete Kondolenzkarten. Insgesamt erbeutete er dabei rund 5400 Franken. Am Dienstag musste er sich vor dem Polizeigericht in Tafers für seine Taten verantworten.

«Es ist beschämend, was ich getan habe – ich habe aus finanzieller Not gehandelt, aber das entschuldigt mein Verhalten nicht.» So die Worte eines 64-Jährigen am Dienstagvormittag am Bezirksgericht Sense in Tafers. Zusammen mit einem Komplizen hatte sich der Mann im Herbst 2021 nach eigenen Angaben 27 Mal in Totenkapellen im ganzen Sensebezirk geschlichen, um Kondolenzkarten zu stehlen. In solchen Karten befindet sich oft Bargeld (siehe Kasten). Rund 5400 Franken erbeuteten die beiden laut Anklageschrift auf diese Weise. Der Komplize des 64-Jährigen wurde bereits im letzten Oktober zu einer bedingten Gefängnisstrafe verurteilt (die FN berichteten).

An der Hauptverhandlung ebenfalls anwesend waren Vertreter einiger betroffener Trauerfamilien. Ein Anwesender wollte keine finanziellen Forderungen geltend machen. Er begründete seine Anwesenheit mit folgenden Worten:

Ich bin aber hier, um die Kreatur zu sehen, die so etwas macht.

Während seiner Befragung schilderte der Beschuldigte seine Lage und versuchte zu erklären, wie es so weit kommen konnte, dass er damit anfing, Kondolenzkarten zu stehlen. Er sei finanziell auf keinen grünen Zweig gekommen und habe Schulden. «Obwohl ich mein ganzes Leben lang gearbeitet habe.» Er habe regelmässig Post vom Betreibungsamt erhalten und diese schlussendlich gar nicht mehr aufgemacht. Sein Komplize habe schliesslich den Vorschlag mit den Kondolenzkarten gemacht. «Das war mir nicht geheuer – es ist schlimm, Tote zu beklauen», so der Beschuldigte. Aber irgendwann habe er die Hemmungen verloren. Während seiner Befragung wandte sich der 64-Jährige mehrmals an die anwesenden Privatkläger im Saal und entschuldigte sich.

In Deutschfreiburg ist es immer noch üblich, den Kondolenzkarten Bargeld beizulegen.
Archivbild Keystone

«Niemand traut sich, etwas zu sagen»

Wie schlimm diese Zeit für die betroffenen Familien war, erzählt Kurt Dänzer im Gespräch mit den FN. Er ist Geschäftsführer und Mitinhaber von Trauerhilfe Hasler in Düdingen. «Es ist etwas vom Schlimmsten, was einer Trauerfamilie passieren kann.» Es gehe den meisten nicht um das Geld, das in den Karten war. Der Bestatter betont:

Es werden Freundschaftsverhältnisse gestört.

Wenn man von einem Freund keine Karte erhalte, wundere man sich oder sei im schlimmsten Fall verletzt. Und umgekehrt: Wenn Bekannte keine Dankeskarte bekommen, weil ihre Kondolenzkarte nie bei der Familie ankam, könne das auch verletzten. «Und niemand traut sich in dieser Situation, etwas zu sagen.»

Diese delikaten Umstände machten auch die Aufklärung des vorliegenden Falls umso schwieriger. Nur einige wenige Familien konnten mit Sicherheit sagen, dass Kondolenzkarten aus der Urne in der Totenkapelle entwendet wurden. Die restlichen Fälle wurden durch das Geständnis des Beschuldigten aufgeklärt.

Bestatter ziehen Konsequenzen

Ebenfalls direkt betroffen war der Bestattungsdienst Raemy in Giffers. «Auch wir als Bestattungsunternehmen sahen uns in der Verantwortung», erinnert sich die Mitarbeiterin Jolanda Jungo. Dass die Fälle jetzt aufgeklärt werden konnten, sei eine umso grössere Erleichterung. «Trotzdem habe ich immer noch grosse Mühe damit, mir vorzustellen, wie jemand so hemmungslos sein kann und vor den Toten diese Karten stiehlt», sagt Jolanda Jungo. Aufgrund der Diebestour vom Herbst 2021 kontrolliert das Bestattungsunternehmen Raemy die Totenkapellen jetzt öfter. Und auch die Gemeinden, welche die Besitzerinnen der Behälter für die Karten sind, hätten ihre Hausaufgaben gemacht, betont Jungo. «Sie haben aufgerüstet und die Kästen revidiert, es ist jetzt fast unmöglich, etwas aus so einer Urne zu entfernen.»

Am Gericht in Tafers fand am Dienstag die Hauptverhandlung statt.
Archivbild Sarah Neuhaus

Urteil noch nicht gefällt

Doch nun zurück ans Gericht in Tafers: Im November 2021 konnten die Diebe dank der Zusammenarbeit der Kantonspolizei und der Bestattungsunternehmen schliesslich in Heitenried auf frischer Tat ertappt werden. Bei der anschliessenden Befragung gestand der 64-Jährige seine Tat vollumfänglich. Und auch während der Hauptverhandlung am Dienstag machte er keine Anstalten, seine Taten zu verneinen oder entschuldigen. «Es ist unter jedem Sauhund, was ich gemacht habe», so seine Worte.

Aber der Mann musste sich nicht nur wegen des Diebstahls der Kondolenzkarten vor Gericht verantworten. Er hatte auch diverse Male kleine Beträge aus Opferstöcken verschiedener Kirchen in der Region gestohlen. Laut der Anklageschrift hat er dabei rund 50 Franken erbeutet. Ausserdem ist der Beschuldigte ohne gültigen Führerausweis gefahren.

Die letzte Chance?

In seinem Parteivortrag plädierte der amtliche Verteidiger des 64-Jährigen auf eine bedingte Freiheitsstrafe von fünf Monaten mit einer Bewährungszeit von fünf Jahren – trotz bestehender Vorstrafen. Da sich diese Vorstrafen aber nicht auf Diebstahl-Delikte beziehen würden, sei die Strafe bedingt auszusprechen, so der Verteidiger. Es sei «eine letzte Chance» für ihn. «Die maximale Probezeit wird ausreichen, um ihn davon abzuhalten, weitere Straftaten zu begehen», so der Anwalt. Das Urteil wird im Verlauf der nächsten Tage gefällt.

Kondolenzkarten

Bargeld weiterhin verbreitet

Obwohl in vielen Todesanzeigen eine IBAN-Nummer angegeben wird, bevorzugen es viele Leute immer noch, Bargeld in Kondolenzkarten zu legen. Das bestätigt Jolanda Jungo vom Bestattungsinstitut Raemy. Wenn man dies so handhaben möchte, solle man die Karten am besten während des Gebetsgottesdienstes oder der Beerdigung in die dafür vorgesehene Urne legen. «An diesen Anlässen überwachen wir die Urnen», so Jungo. Wohnt die Trauerfamilie ausserdem in einem eher abgelegenen Gebiet, empfehle sie, jeweils einen Nachbarn darum zu bitten, während der Beerdigung das eigene Haus zu überwachen. Es sei auch schon vorgekommen, dass Häuser von Trauerfamilien während der Beerdigung ausgeraubt worden seien. «Den meisten ist das aber bewusst, und viele bieten ihren Nachbarn an, in so einer Zeit auf ihr Haus aufzupassen», sagt Jungo. san

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