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Raus aus dem Schiesskeller, rein ins Leben

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Irene Beyeler ist vierzehnfache Weltmeisterin und fünffache Europameisterin. Schweizer Meistertitel hat sie in ihrer Karriere gesammelt wie andere Kaffeerahmdeckeli – 82 insgesamt. Damit ist die 34-Jährige eine der erfolgreichsten Schweizer Sportschützinnen überhaupt.

Nun hat Beyeler nach 16 Jahren ihre internationale Karriere beendet und den Rücktritt aus der Schweizer Nationalmannschaft gegeben. Was sie dazu bewogen hat, erklärt sie im Interview mit den FN. Sie erzählt von den Hochs und Tiefs ihrer bewegten Laufbahn und verrät, warum sie von Roger Federer Kuchen erhalten hat.

Irene Beyeler, Sie wohnen in Schwarzenburg, schiessen aber seit Jahren für zwei Freiburger Vereine. Fühlen Sie sich als Bernerin oder als Freiburgerin?

Im normalen Leben bin ich wohl Bernerin, aber im Sport und im Vereinsleben, das einen sehr grossen Teil in meinem Leben einnimmt, fühle ich mich als Freiburgerin. In Freiburg gab es immer die besseren Sportschützenvereine, weshalb es mich schon früh über die Kantonsgrenze zog. Durch meinen Vater, der Kontakt zu Othmar Baeriswyl hatte, kam ich seinerzeit nach Tafers, wo ich auch heute noch Luftgewehr schiesse. Und mit den Kleinkaliberschützen Maggenberg-Alterswil habe ich einen zweiten Freiburger Herzensclub, für den ich Wettkämpfe über 50 m bestreite.

Sie begannen Ihre internationale Karriere als 15-Jährige. Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Wettkampf?

Es war in Österreich und ich war – wie soll ich sagen – noch etwas unerfahren. Ich weiss noch, wie ich in einem Restaurant ein Rivella bestellt habe. Meine Kollegen haben mich dann sehr charmant darauf aufmerksam gemacht, dass es dieses Getränk nur in der Schweiz gibt (lacht).

Bereits ein Jahr später haben Sie bei der EM in Thessaloniki (GRE) Ihre ersten internationalen Titelkämpfe bestritten – und dabei landesweit für Aufmerksamkeit gesorgt.

Auch daran erinnere ich mich, als wäre es gestern gewesen. Mit 393 Punkten schaffte ich es in den Final der besten Acht. Im Final war ich so nervös, dass ich gezittert und beim Einschiessen die Scheibe kaum getroffen habe. Ich traf sogar Siebner, es war echt übel. Am Ende erreichte ich dennoch den fünften Platz. Für eine 16-Jährige war dies damals ziemlich aussergewöhnlich.

Es war der Startschuss zu einer langen Karriere mit vielen Erfolgen. Gibt es einen, der Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Am eindrücklichsten waren meine ersten Olympischen Spiele 2008 in Peking. Einen Monat habe ich zusammen mit all den anderen Athleten im Schweizer Village gelebt und den ganzen Olympia-Rummel mit Zeremonien, Pressekonferenzen und so weiter hautnah miterlebt. Den vielen Sportlern, die man sonst nur aus dem Fernsehen kannte, plötzlich so nahe zu sein, war ein tolles Gefühl. Ich erinnere mich noch, wie Roger Federer an seinem Geburtstag im ganzen Village Kuchen verteilt hat.

Seit Ihrem ersten internationalen Wettkampf sind 17  Jahre vergangen. Wie hat sich der Schiesssport in dieser Zeit entwickelt?

Das Schiessen hat sich in den letzten Jahren sehr stark professionalisiert. Im Ausland stehen quasi alle Schützen auf der Lohnliste des Militärs oder der Polizei. Auch in der Schweiz hat es neuerdings fünf Profischützen, die täglich in Magglingen trainieren. Für eine Randsportart ist das erstaunlich und etwas, das man sich zu meinen Anfangstagen nicht hätte vorstellen können. Auch beim Material hat sich in den letzten Jahren sehr viel getan, die Sportgewehre sind besser und präziser geworden. Für den Sport ist dies eine positive Entwicklung, für mich allerdings weniger.

Inwiefern?

Für Schützen, die wie ich neben dem Sport noch arbeiten müssen, damit sie ihre Miete bezahlen können, ist es heute kaum mehr möglich, mit den Profis mitzuhalten. Die Leistungsdichte ist extrem gestiegen. Heute gibt es 50 Schützen, die alle für die ersten 50 Plätze infrage kommen können. Da braucht es nur wenig und man fällt in der Rangliste weit zurück. Das habe ich auch im letzten September an der WM in Korea wieder erfahren. Im Dreistellungsmatch über 50 m reichte es mir nur zum 58.  Rang, obwohl ich mich eigentlich gut gefühlt hatte. Kleine Probleme mit dem Gewehr, eine kleine Unsicherheit beim Schiessen, und schon ist die Enttäuschung Tatsache. Für Amateure wird es immer schwieriger, gute Resultate zu erzielen.

Sind Sie aus diesem Grund aus der Nationalmannschaft zurückgetreten?

Das war einer der Hauptgründe. Ein anderer war der ständige Stress mit Arbeit, Schiessen, Wettkämpfen, Training und so weiter. Als ich 2016 beruflich in die Bankleitung gewechselt habe, dachte ich, es würde schon irgendwie klappen, Arbeit und Spitzensport unter einen Hut zu bringen. Doch es ging nicht. Ich arbeite 90 Prozent, das Pensum weiter zu reduzieren, liegt bei meinem Job nicht drin. Also habe ich die Konsequenzen gezogen.

Ist Ihnen der Schritt schwergefallen?

Ja und nein. Schiessen war mein Leben, da fällt es natürlich schwer, einen Schlussstrich zu ziehen. Anderseits wollte ich immer selber entscheiden können, wann ich aufhöre. Ich habe viele Kollegen gesehen, die im Frust zurückgetreten sind und ihre ganzen Schiesssachen verkauft haben. Ich will die Freude am Sport behalten. International werde ich zwar keine Wettkämpfe mehr bestreiten, auf nationaler Ebene möchte ich meiner Leidenschaft aber weiterhin frönen.

Ihre Nationalmannschaftskollegen Pascal Loretan und Simon Beyeler legen diese Saison eine Wettkampfpause ein. War dies keine Option für Sie?

Mit diesem Gedanken hatte ich anfangs auch gespielt. Ich wusste aber, dass es mir in einem Jahr nicht leichter fallen würde, mich zu entscheiden. Also warum alles hinauszögern? Ich habe meinen Rücktritt jetzt vollzogen, und es ist ein befreiendes Gefühl. Ich muss mir nicht mehr ständig den Kopf darüber zermartern, wie es weitergehen soll.

Sollten Pascal Loretan und Simon Beyeler nächstes Jahr auch zurücktreten, wäre kein Freiburger Schütze mehr in den olympischen Disziplinen Mitglied des Schweizer Nationalteams. Muss man sich Sorgen machen um den Freiburger Schiesssport?

Ich denke nicht. Mit Sven Riedo und Kim Sturny stehen zwei talentierte Jungschützen bereit, um dereinst die Nachfolge antreten zu können. Aber sie brauchen noch etwas Zeit. Wie viele andere Sportarten muss aber auch der Schiesssport um den Nachwuchs kämpfen. Die Anforderungen an die Jungen werden immer grösser. Ein Junginternationaler muss heute dreimal pro Woche eine Stunde von Freiburg nach Magglingen fahren, um zu trainieren. Wenn man daneben noch eine Lehre macht, ist das nicht einfach.

In Ihrer Karriere ging es nicht immer nur bergauf. Im August 2010 wurden Sie von einem privaten Schicksalsschlag aus der Erfolgsspur geworfen.

Nach dem Tod meines Vaters fiel ich in ein emotionales Loch. Ich bekundete Mühe, das Geschehene zu verarbeiten. Während der Trainings und Wettkämpfe fiel es mir schwer, mich auf den Sport zu fokussieren. Ich habe fast eineinhalb Jahre gebraucht, um mein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Nach dem Tod meines Vaters habe ich mich zu oft von aussen leiten lassen, ich musste erst wieder lernen, mein Leben aktiv zu gestalten und Entscheidungen selber zu fällen. Dank der Unterstützung von meinem Umfeld und meiner Familie und mithilfe eines Sportpsychologen habe ich den Rank wiedergefunden.

Als Folge Ihrer sportlichen und persönlichen Krise haben Sie unter anderem die Olympischen Sommerspiele 2012 in London verpasst. Trauern Sie diesem Umstand heute nach?

London 2012 war mein grosser Traum, als dieser platzte, war ich natürlich sehr enttäuscht. In einem solchen Moment macht man sich viele Gedanken. Für mich war aber immer klar, dass ich nicht aufgebe. Ich hatte zu viel Zeit und Leidenschaft ins Schiessen investiert, um einfach so alles hinzuschmeissen. Es war eine schwierige Zeit, aber ich habe viel dabei gelernt.

An was denken Sie konkret?

Das Leben geht immer weiter, die Welt dreht sich weiter und nach dem Regen kommt irgendwann wieder die Sonne. Es lohnt sich, Geduld zu haben, für etwas zu kämpfen und nicht einfach aufzugeben. Und ich habe gelernt, auch mal zufrieden zu sein, wenn etwas nicht perfekt ist. Viele Leute haben die Tendenz, aus kleinen Problemen grosse zu machen. Wenn man selbst einmal eine grosse Krise durchlebt hat, relativieren sich im Leben viele Dinge.

Neben den internationalen Erfolgen haben Sie in Ihrer Karriere auch 82 Schweizer Meistertitel feiern können. Welche Bedeutung hat da eine einzelne Medaille überhaupt noch?

Ich habe mich über jede einzelne Medaille gefreut, ich musste für jede kämpfen und leiden. Mein schönster Erfolg, weil am unerwartetsten, war der Gewinn des Schweizer Meistertitels im Einzel über 10 m im Jahr 2010. Fürs Luftgewehr musste ich immer sehr viel trainieren, beim Kleinkaliber und mit der Armbrust ist es mir immer leichter gefallen. Da war ich auch erfolgreicher.

Nach Ihrem Rücktritt haben Sie nun viel Freizeit. Keine Angst vor der neuen Leere?

Spätestens dann, wenn die WM-Qualifikation beginnt oder die Schützenkollegen in die Trainingslager gehen, werde ich wohl in ein psychisches Loch fallen. Meine Freunde habe ich schon mal vorgewarnt (lacht). Aber ich habe zum Glück eine Familie und gute Freunde, die mich auffangen werden. Und ich habe auch schon Pläne, wie ich die neugewonnene Freizeit ausfüllen will.

Zum Beispiel?

Ich freue mich ganz allgemein auf die Wochenenden zu Hause. Das hat es in den letzten Jahren nur selten gegeben. Und ich freue mich darauf, die Schweiz zu entdecken, den Rheinfall, die Berge. Ich kenne wohl jeden Schiessstand in der Schweiz, aber sonst habe ich noch wenig gesehen von unserem tollen Land. Das will ich nun nachholen.

«Ich habe fast eineinhalb Jahre gebraucht, um mein Leben wieder in den Griff zu bekommen.»

«Ich wollte immer selber entscheiden können, wann ich aufhöre. Ich habe zu viele Kollegen gesehen, die im Frust zurück­getreten sind.»

«Ich erinnere mich noch, wie Roger Federer an seinem Geburtstag im ganzen Schweizer Village Kuchen verteilt hat.»

«Für Amateure wie mich wird es immer schwieriger, mit den Besten mitzuhalten.»

Zur Person

Irene Beyeler

Geburtsdatum: 11. August 1985

Wohnort: Schwarzenburg

Beruf: Mitglied der Geschäftsleitung bei einer Bank

Vereine: Sportschützen Tafers 10 m, Sportschützen Maggenberg-Alterswil (50 m), Armbrustschützen Schwarzenburg (10 m und 30 m).

Erfolge international:

• 14-fache Weltmeisterin

• 5-fache Europameisterin

• Olympia-Teilnehmerin Peking 2008

• Mehrfache Finalteilnehmerin EM und Weltcup

Erfolge national:

• 82 Meistertitel

• Eidg. Armbrust-Schützenkönigin 2006

• Eidg. Vize-Armbrust-Schützen- königin 2011 und 2016

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