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Eine Geschichte des Verschwindens

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

«Nevermore» («Nimmermehr») krächzt unaufhörlich der Rabe aus Edgar Allan Poes Gedicht «Der Rabe». Das Gedicht hat dem Projekt «Corbeau» («Rabe»), das die Westschweizer Fotografin Anne Golaz derzeit im Schloss Greyerz präsentiert, den Namen gegeben. «Es ist eine Geschichte über das Verschwinden», sagt die 35-Jährige, «über das, was nie mehr sein wird.» Die Arbeit, deren Anfänge bis ins Jahr 2004 zurückreichen, erzählt in mehrfacher Hinsicht vom Verschwinden: dem Verschwinden der traditionellen Landwirtschaft und der bäuerlichen Gesellschaft, aber auch vom Ende der Kindheit, die Anne Golaz auf einem Bauernhof im waadtländischen Dorf Agiez verbrachte. «Es ist in erster Linie eine Familiengeschichte», so die Fotografin.

Die Hauptperson dieser Geschichte ist Anne Golaz’ älterer Bruder, der den Hof vor einigen Jahren vom Vater übernommen hat und ihn bis heute führt. Ihr Bruder sei zwar nicht immer ein «Modell an Kooperation» gewesen, erklärt Anne Golaz lachend. Aber sie habe eine enge Bindung zu ihm, ein Vertrauensverhältnis, das diese persönliche Arbeit erst möglich gemacht habe. Dabei herrscht zwischen den Geschwistern zugleich Nähe und Distanz, denn Anne Golaz lebt seit einigen Jahren in Finnland und kehrt nur gelegentlich in die Schweiz zurück. Viele der Bilder haben einen melancholischen, bittersüssen Grundton. «Ich will immer auch die weniger schönen Seiten zeigen», sagt Anne Golaz, «denn auch im Düsteren liegt eine Schönheit.»

Persönlich und poetisch

Die 29 grossformatigen Fotogra­fien, die jetzt auf der Esplanade von Schloss Greyerz zu sehen sind, umfassen einen Zeitraum von zwölf Jahren. Sie zeigen Gebäude, Tiere, Gegenstände, die Familie und vor allem immer wieder den Bruder, bei seiner täglichen Arbeit, aber auch in feinfühligen Por­träts. Die Bilder sind Teil eines grösseren Projektes, das 2017 in Buchform erschienen ist. Das Buch enthält neben den Fotografien auch Zeichnungen und Texte. Als er dieses Buch entdeckt habe, habe er sofort Lust bekommen, die Bilder auszustellen, sagt Konservator Filipe Dos Santos. «Es ist eine faszinierende Familiengeschichte, auf poetische und fragmentarische Weise erzählt.» Die Bilder sind im Rahmen der 2016 lancierten Freilicht-Reihe «Photo Esplanade» zu sehen (siehe Kasten). Sie stehen bewusst nicht in chronologischer Reihenfolge, was das Persönliche und Bruchstückhafte der Arbeit deutlich zum Ausdruck bringt. Das sei ihr wichtig, sagt Anne Golaz. «Ich wollte keine dokumentarische Arbeit über den Beruf des Landwirts machen, sondern eine persönliche Geschichte über mich, über meinen Bruder und unsere Beziehung erzählen. Meine Bilder haben mehr Kraft, wenn sie von Dingen handeln, die mich persönlich betreffen.»

Tatsächlich dokumentiert «Corbeau» nicht nur die Geschichte von Anne Golaz’ Bruder, sondern auch ihre eigene Geschichte als Fotografin. Die ersten Bilder entstanden im Jahr 2004, als Golaz ihre Ausbildung an der Schule für Fotografie in Vevey begann. Während des Studiums habe sie regelmässig auf dem elterlichen Bauern­hof fotografiert, für Schulprojekte oder eigene Experimente. Die ausgestellten Bilder unterscheiden sich darum im Stil und in der Technik und verschmelzen doch zu einem einheitlichen Ganzen. Nach dem Abschluss der Fotoschule in Vevey zog Golaz nach Helsinki, um an der University of Art and Design einen Master in Fotografie zu machen. Sie lebt bis heute in Finnland, verfolgte ihre «Corbeau»-Arbeit bei ihren Besuchen in der Schweiz jedoch weiter. Jetzt aber sei das Projekt beendet, sagt die Fotografin. Sie habe ihre Geschichte zu Ende erzählt. Anlässlich der Ausstellung im Schloss Greyerz fügt sie aber noch einen kleinen Epilog hinzu: eine Publikation in losen Blättern, die das Buch von 2017 ergänzt. Der im Eigenverlag herausgegebene Band ist in 200 Exemplaren erschienen und exklusiv im Rahmen der Ausstellung erhältlich.

Schloss Greyerz. Bis zum 10. Juni. Täglich 9 bis 18 Uhr.

«Auch im Düsteren liegt eine Schönheit.»

Zahlen und Fakten

Die dritte Ausgabe von «Photo Esplanade»

Die Ausstellung «Corbeau» von Anne Golaz findet unter freiem Himmel statt, auf der Esplanade des Schlosses Greyerz mit Blick auf das Voralpen­panorama. Sie ist Teil der im Jahr 2016 lancierten Reihe «Photo Esplanade»: Jedes Jahr im Frühling zeigt das Schloss eine Foto-Ausstellung unter freiem Himmel. Die Serie versteht sich als Plattform für die zeitgenössische Fotografie. Die beiden bisherigen ­Ausgaben bestritten der Freiburger Fotograf Romano P. Riedo («Alpland») und der Genfer Olivier Vogelsang («Grand-messe»).

cs

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