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Gegen eine «schweigende Kirche»

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Für Jugendbischof Alain de Raemy beruhen die Reflexionen des Papstes nach der jüngsten Jugendsynode auf den Grundlagen des Glaubens, wie er im Interview verdeutlicht.

Franziskus plädiert für die Schaffung von Räumen, «wo die Stimme der jungen Menschen ertönt». Wie könnte dies in der Schweiz konkret aussehen?

Sie stellen zu Recht fest, dass Franziskus keine konkreten Vorschläge formuliert. Es heisst nicht: «Wir müssen das verwirklichen, auf diesem oder jenem Aspekt der Jugendpastoral bestehen.» Er denkt vielmehr auf der Ebene der Grundlagen. Und das ist sehr gut so, denn es ermöglicht jedem, diese Vorschläge in die eigene Situation umzusetzen. Persönlich unterstütze ich weiterhin die Idee eines Jugendrats in der Schweiz, für junge und vor allem von jungen Menschen.

Manche junge Menschen empfinden die Präsenz der Kirche als «lästig und sogar irritierend», schreibt der Papst. Verstärken die wiederholten Skandalberichte die Ablehnung bei jungen Menschen?

Bei den Firmvorbereitungen habe ich mit vielen jungen Leuten zu tun, die sich auf positive Weise auf einem sakramentalen Weg engagieren. Das Thema Missbrauch wird dort nur selten angesprochen. Von Zeit zu Zeit taucht eine Frage auf, aber das hindert die Jungen nicht daran, ihren Weg fortzusetzen. Bei kirchenfernen Jugendlichen vergrössern solche Enthüllungen die Distanz zur Kirche sicherlich.

«Eine lebendige Kirche kann so reagieren, dass sie den berechtigten Ansprüchen von Frauen, die grössere Gerechtigkeit und Gleichheit verlangen, Aufmerksamkeit schenkt», schreibt der Papst weiter. Gibt es also bei der Frage nach dem Platz der Frauen in der Kirche noch viel zu tun?

Oh ja, gewiss. Umgekehrt bekräftigt der Papst im gleichen Absatz, dass «eine übertrieben ängstliche und starr strukturierte Kirche ständig kritisch gegenüber allen Äusserungen zur Verteidigung der Frauenrechte eingestellt sein» kann. In dieser Frage haben wir daher die Wahl zwischen einer lebendigen Kirche und einer ängstlichen Kirche. Eine lebendige Kirche hört auf die legitimen Forderungen der Frauen und fragt sich: «Was bedeuten diese Erwartungen für uns?» Es reicht nicht, einfach einer «feindlichen Ideologie» wie dem Feminismus oder den Gender Studies die Schuld zu geben, wie manche es tun. Wir können auch nicht alles gutheissen, aber eine tiefgreifende Reflexion über diese aktuellen Themen ist unumgänglich.

Weiter bekräftigt der Papst das Engagement der Kirche «gegen jede sexuell motivierte Diskriminierung und Gewalt». Wie sieht dieses Engagement konkret aus?

Im Kanton Waadt umfasst die Familienpastoral auch die Reflexion von Homosexualität in der Kirche. Wir dürfen uns nicht scheuen, diese Fragen anzusprechen. Das erwarten junge Menschen auch. Sie fordern «eine Kirche, die mehr zuhört und nicht ständig die Welt verdammt», schreibt der Papst. «Sie wollen keine schweigende und schüchterne Kirche sehen, aber auch keine, die immer mit zwei oder drei Themen, auf die sie fixiert ist, auf Kriegsfuss steht.» Was will Gott von mir, wenn ich homosexuell bin? Wir müssen bereit sein, homosexuellen Männern und Frauen genauere Antworten zu geben. Ich denke, dass diese Frage im Kontext der Berufung angeschaut werden muss. Was erkenne ich als Willen Gottes, wenn ich homosexuell bin? Diese Frage fordert die ganze christliche Anthropologie heraus, die auf der Bibel basiert. Auf derselben Bibel, die uns sagt, dass der Lebensentwurf Christi nicht der Norm seiner Zeit entsprach. Er war Single, während in seiner Kultur grosser Wert auf Nachkommenschaft gelegt wurde. Ich glaube, dass wir noch nicht die ganze Bedeutung dieses Lebensstands von Gottes Sohn erkannt haben.

Ein Grossteil der Überlegungen des Papstes dreht sich um die Grundlagen der Katechese für junge Menschen. Die ganze Botschaft lässt sich in drei Aussagen zusammenfassen: Gott liebt dich, Christus rettet dich, Gott lebt.

Ja, daran sollte man sich erinnern. In dieser Hinsicht sind Evangelikale eine Herausforderung für uns Katholiken. Sie haben keine Angst, Farbe zu bekennen. Wir könnten uns von ihrer Kühnheit ein Stück abschneiden, dann kämen wir zu einem ausgewogenen Verhältnis zwischen der Verkündigung des Evangeliums und dem uneingeschränkten Res­pekt vor Freiheitsrechten. Denn man kann Jesus Christus nicht verkünden, wenn man denkt, dass der andere völlig falsch liegt.

Wie können wir die Rezeption dieses Texts bei jungen Menschen fördern?

Durch kleine, konkrete Aktionen. Während des Weltjugendtags in Panama wurde eine Whatsapp-Gruppe gebildet. Zwei junge Mitglieder dieser Gruppe feierten am 2. April ihren Geburtstag. Ich schrieb ihnen: «Der Papst macht dir heute ein sehr schönes Geschenk, lies den Text, den er dir schickt.» Es ist ein meist klarer und nur manchmal etwas schwieriger Text.

«Eine lebendige Kirche hört auf die Forderungen der Frauen.»

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