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Reife Filme aus einem jungen Land

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Tsog steht auf dem Dach eines Hochhauses. Dort lebt er seit einem heftigen Streit zwischen dem alkoholsüchtigen Vater und der wenig liebevollen Stiefmutter in einem notdürftigen Verschlag. In der Hand hält er eine Fernbedienung, mit der er die Fernsehgeräte im gegenüberliegenden Gebäude steuert.

Was als harmloser Jux beginnt, wird für Tsog zur verführerischen Gelegenheit, in das Leben anderer einzugreifen. Von dieser Macht mehr und mehr berauscht, glaubt er, in der attraktiven «Nachbarin» Gefühle für ihn erzwingen zu können – und scheitert bitter.

Mühen der Demokratie

Die Szenen stammen aus «Remote Control», einem von insgesamt zehn Filmen aus der Mongolei, die am diesjährigen Internationalen Filmfestival Freiburg (Fiff) in der Sektion «Neues Territorium» gezeigt werden (siehe Kasten).

Byamba Sakhya, der 57-jährige Autor und Regisseur von «Remote Control», sieht sein Spielfilmdebüt aus dem Jahr 2013 als Metapher für den Zustand der mongolischen Gesellschaft, zwanzig Jahre nachdem der frühere Satellitenstaat der Sowjetunion 1992 zur Demokratie wurde. «Die Mongolei wurde praktisch von einem Tag auf den anderen zu einem völlig anderen Land. Jedoch zeigt uns die Realität, dass wir noch heute nicht genau wissen, was Demokratie bedeutet.» Nachdem die Forderung, der Bevölkerung Macht zu geben, erfüllt sei, bleibe die ungelöste Frage, wie und wozu diese Macht genutzt werden solle. «Wir sind bequem und möchten am liebsten nur einen Knopf drücken, damit sich etwas ändert. Und zwar unverzüglich», zieht Sakhya Parallelen von Tsog zur mongolischen Bevölkerung und zur Menschheit überhaupt. «Wichtiger als der Besitz von Macht ist deren Verteilung und Beschränkung. Man muss wissen, wann man stoppen muss.»

Zuversicht und starker Wille

Nicht nur Politik und Gesellschaft befinden sich in der Mongolei seit den 1990er-Jahren im Umbruch, sondern auch Kunst und Kultur. «Vor 1990 gab es grosszügige Unterstützung vom Staat, aber keine freie Meinungsäusserung, keine künstlerische Freiheit. Seither haben wir zwar diese Freiheiten und keine Zensur mehr, jedoch fehlen uns nun die finanziellen Mittel», fasst Ariunaa Tserenpil die Entwicklung im mongolischen Filmschaffen zusammen.

Als Produzentin zahlreicher Filme, darunter «Remote Control», Leiterin eines Filmfestivals und langjährige Direktorin der mongolischen Kulturförderung – sowie Mitglied der diesjährigen Fiff-Jury – weiss die Ehefrau von Sakhya, wovon sie spricht. In den letzten Jahren habe das mongolische Filmschaffen aber eine Reife erreicht und wisse, mit dem Recht auf freie Meinungsäusserung umzugehen. «Die heutigen Filmschaffenden haben eine eigene Stimme entwickelt. Damit meine ich, dass sie nicht Ansprüche des Publikums oder der Geldgeber zu befriedigen versuchen, sondern sich selbst zum Ausdruck bringen», schwärmt Tserenpil.

Obwohl es weiterhin an Fördergeldern mangle und die technischen Bedingungen vergleichsweise bescheiden seien, schaut auch Sakhya zuversichtlich in die Zukunft: «Gut ist, dass Filmequipment immer weniger kostet und so mehr Leute Zugang dazu erhalten.» Und Tserenpil fügt an: «Der Wille ist da, ein starker Wille sogar, und grosse Leidenschaft.» Jahr für Jahr würden in der Mongolei verhältnismässig viele Filme gedreht.

Sie finde es wichtig, dass die Vielfalt der Perspektiven auch international wahrgenommen werde, ergänzt Tserenpil. «Deshalb ist ein Filmfestival wie hier in Freiburg so wichtig. Dieser Austausch ist durch nichts zu ersetzen.»

«Die heutigen mongolischen Filmschaffenden haben eine eigene Stimme entwickelt.»

Ariunaa Tserenpil

Produzentin und Jury-Mitglied

Programm

Die Vielfalt des mongolischen Kinos

Ob Dschingis-Khan-Western, dokumentarische Parabel oder melancholisches Sinnbild für den Demokratisierungsprozess: Auch an seinen letzten zwei Tagen zeigt das Fiff in der Parallelsektion «Neues Territorium», wie gross die Bandbreite des mongolischen Kinos ist.

«One Life of Two Women» (2015): Fr., 23. 3., 12.30  Uhr und Sa., 24. 3., 14.30  Uhr, Rex  3.

«State of Dogs» (1998): Fr., 23. 3., 18  Uhr, Rex  3.

«Remote Control» (2013): Fr., 23. 3., 20.30  Uhr, Rex  3.

«Ten Soldiers of Genghis Khan» (2012): Sa., 24. 3., 12  Uhr, Rex  3.

«Yellow Colt» (2013): Sa., 24. 3., 20.15  Uhr, Rex  3.

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Details: www.fiff.ch

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