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Reisegepäck

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Gastkolumne

Autor: Simone Flüeler

Reisegepäck

Waren Sie in den Herbstferien? Sind Sie ins Ausland gefahren, um der Kälte, dem Nebel und dem Regen zu entfliehen?

Voller Vorfreude haben Sie die Koffer gepackt: Badehose, Minirock, Shorts und einen Reiseführer mitgenommen. Und bestimmt haben Sie auch daran gedacht, wie Sie sich im fremden Land verständigen können. Schlagen Sie sich mit Englisch durch? Versuchen Sie es mit der Zeichensprache? Vielleicht haben Sie gar einige Wörter und Sätze auswendig gelernt? Jeder Kofferinhalt sieht anders aus.

Ein Ehepaar, welches seit Jahren nach Finnland fährt, erzählte mir, dass sie dort viele Freundschaften geschlossen haben. Der Mann geht mit den Männern des Dorfes fischen – da wird ohnehin nicht gesprochen – die Frau kocht und bäckt finnische Spezialitäten und unterhält sich dabei mit den Einheimischen, wie, kann sie selbst nicht recht erklären.

Einige meiner Freunde gingen auf Weltreise. Ihr Rucksack war nicht sonderlich gross. Aber sie haben für jedes Land «Hallo», «Danke», «Können Sie mir helfen», «Ja» und «Nein» gelernt und sind damit ziemlich weit gekommen.

Mein Grossvater schlägt sich in der Welt mit seinem iPhone durch. Er tippt den Satz ein, lässt ihn mit einem App übersetzen und hält dem Fremden den Text unter die Nase.

Schwierig wird es, wenn man in ein Land kommt, wo nicht nur die Sprache, sondern auch die Schrift fremd ist. So musste meine Familie, als wir vor einiger Zeit in Kaliningrad waren, mit einem Kompass durch die Gegend reisen, da wir die kyrillischen Strassennamen nicht lesen konnten. Irgendwie haben wir uns schliesslich zurecht gefunden und mit der Zeit gelang es uns sogar, die Schrift einigermassen zu entziffern.

Wenn es darum geht, in ein fremdes Land zu reisen, werden einige Leute recht erfinderisch. Ein Kollege von mir hat nach der Matura ein Jahr in Frankreich verbracht. Doch er wollte nicht als Tourist entlarvt werden. So lernte er fleissig Vokabeln und versuchte, seinen Akzent ganz französisch klingen zu lassen. Jedem Satz hängt er deshalb ein «enn» hinten an.

Die meisten von uns nehmen auch gerne ein Souvenir mit nach Hause. Eine Freundin von mir, eine bis anhin langsame Bernerin, lässt seit einem Deutschlandaufenthalt ihre Sätze mit «ne» ausklingen und hat ihr Sprechtempo ganz deutlich beschleunigt.

So offen wir uns auf Reisen zeigen, so verschlossen und abwehrend verhalten wir uns oft im eigenen Land. Wir ärgern uns über die multikulturelle Sprachenvielfalt, grenzen uns von den anderen Landessprachen ab, spielen das Hochdeutsche gegen die Mundart aus. Man ärgert sich über die Jugend und ihr Denglish und fürchtet, dass das Internet unsere Sprachkompetenz zerstören könnte. Man spricht gar von einem Sprachzerfall. Wie ein Schatz wird die eigene Sprache gehütet.

So leicht es uns auf Reisen fällt, über Grenzen zu gehen, so schwer fällt es uns, über den eigenen Schatten zu springen.

Simone Flüeler wohnt in Freiburg. Sie studiert Germanistik und Kunstgeschichte an der Universität Freiburg und ist Mitglied einer FN-Autorengruppe, die im Monatsrhythmus frei gewählte Themen zur Zweisprachigkeit bearbeitet.

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