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«Revoltiert! Denken müssen wir»

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Die Jugend geht wieder auf die Strassen und fordert eine Zukunft. «Die Revolte keimt auf beim Anblick der Unvernunft.» (Albert Camus)

Die Unvernunft: Das sind die Erwachsenen, die nicht genügend gegen den Klimawandel unternehmen. Revoltieren die Jungen, wenn sie freitags auf die Strasse gehen? Der Syllogismus geht nicht ganz auf, da ein Aspekt des Revoltierens aus­ser Acht gelassen wird: «Ich protestiere, also sind wir.» Dieser Satz zeigt den existenziellen Charakter, den das Revoltieren für Camus hat. Der Mensch kann nur Mensch sein, wenn er permanent revoltiert, Missstände ergründet und soziale Strukturen hinterfragt. Genügen somit freitägliche Zusammenkünfte auf den Strassen?

Jugendrevolten haben Erfolgsgeschichten zu erzählen, mitunter in der Schweiz. Entrüstet demonstrierten die Jungen gegen die konservative Gesellschaft, gegen Krieg und Sexismus (68er-Bewegung) und gegen die Schliessung von Jugendzentren (Hausbesetzungen und Opernhauskrawalle). Sie alle haben verstanden, dass die physische Präsenz und das Kollektiv wichtig sind, zugleich wird das Solidaritätsgefühl gestärkt. Auch heute erlangt die Jugend durch lautstarkes Revoltieren mehr Aufmerksamkeit. So erkennen auch die Soziologen das Demonstrieren als ein Mittel für Veränderung.

«Man rebellierte gegen eine enge Gesellschaft, ohne zu wissen, was man wollte», reflektiert heute Gretchen Dutschke, Zeitzeugin der 1960er-Jahre, im Gespräch mit der deutschen Medienwissenschaftlerin Dorna Safaian. Nichtsdestotrotz hat die Jugend aufgerüttelt. Dutschke bemerkt aber kritisch: «Ich verstehe nicht, warum die jungen Menschen sich nicht gegen alles stellen, was ihr Leben in Zukunft zerstören wird. Demos reichen nicht mehr. Es braucht viel kreativere Methoden wie Boykott und Besetzungen. Es braucht auch einen weit kritischeren Blick auf das Konsumverhalten und die Wirtschaft insgesamt.» Demonstrieren reicht also nicht mehr aus.

Die Philosophin Hannah Arendt warnte vor Alltagsdenken. Der Denkprozess sollte beim Einzelnen stattfinden. Dieser sollte ein Bewusstsein schaffen für Handeln und Konsequenzen. Ein Mensch, der nicht bewusst denke, sei gefährlich, da dies ein fruchtbarer Boden für die Bosheit des Banalen liefere, erklärte sie rückblickend auf den Zweiten Weltkrieg.

Auch die Feministin Donna Haraway ruft im Buch «Unruhig bleiben» zur Revolte auf, weil das gesamte Erd-Mensch-System gefährlich instabil geworden sei: «Revoltiert! Denken müssen wir.» Sie bezieht sich aber auf ein bewusstes Denken, das sich nicht auf sich selbst bezieht und aus eigenem Interesse die Umwelt retten möchte, damit das eigene Fortbestehen des Menschen möglich ist. Stattdessen sollte man die Welt aus Liebe und Respekt zur Umwelt schützen, die unabhängig vom Menschen fortbestehen sollte. Es muss aus tiefer Überzeugung und immerwährender Reflexion entstehen.

Jugend

Gespräche in den Strassen Freiburgs

Über zweitausend Menschen liefen am 2. Fe­bruar durch die Strassen Freiburgs, um ihrer Empörung über die Untätigkeit der Politiker in der drängenden Problematik des Klimawandels Ausdruck zu verleihen. Auch viele Erwachsene befanden sich in der Menge, darunter Lehrpersonen und die Rektorin des Kollegiums Heilig Kreuz.

Die Rektorin Christiane Castella Schwarzen wirkte im Januar wenig begeistert von der Idee, dass Gymnasiastinnen und Gymnasiasten an einem Freitagnachmittag für das Klima auf die Strasse gehen. An der zweiten Demonstration ist sie jedoch selbst dabei: «Ich bin für eine Reaktion, aber gegen den Streik.» Auf die Frage nach ihren Motiven, teilzunehmen, meint sie: «Ich bin eine Bürgerin Freiburgs und möchte die Jungen in ihrem Vorhaben unterstützen.»

Urs Schneider, Englisch- und Geschichtslehrer am selben Kollegium, gibt ähnliche Gründe an: Er fühle sich mit Freiburg verbunden und möchte sich mit der Schülerschaft solidarisch zeigen. Für ihn sei es auch kein Problem, wenn während der Schulzeit gestreikt wird.

Dass die Jugendlichen an jenem Freitag nicht auf die Stras­se gingen, um in der Schule zu fehlen, haben sie bewiesen, indem sie am Samstag noch zahlreicher als zuvor erschienen sind. Auch in ihren alltäglichen Handlungen zeigt sich, dass sie determiniert sind, für einen grünen, gesunden Planeten zu kämpfen. So berichtet Francine Bosson (19), dass sie ihre Fahrprüfung bestimmt nicht machen werde: «Es ist heuchlerisch, für das Klima zu demonstrieren, dann aber Auto zu fahren.» Ausserdem wolle sie mit drei Freundinnen, die wie sie das Kollegium Heilig Kreuz besuchen, einen Monat lang auf Plastikprodukte verzichten. Vor allem beim Einkaufen von Lebensmittel seien sie dabei sehr eingeschränkt, da beinahe jedes Produkt damit verpackt werde.

Brigitte Gong (19) ist eine jener jungen Frauen, die an diesem Projekt teilnehmen. Und sie demonstriert: «Ich kann auf Plastik verzichten, recyceln und nur ÖV benutzen, doch über 70 Prozent des CO2-Ausstosses werden nicht von Einzelpersonen, sondern von Fa­briken verursacht, und dagegen kann ich nichts ausrichten.» Deshalb wolle sie Politikerinnen und Politiker dazu auffordern, an ihrer Stelle etwas zu tun. Während der Demonstrationen fühlte sich die engagierte Schülerin stark und hoffnungsvoll. Gemeinsam könnten die Jugendlichen ihre Zukunft gestalten, daran glaube sie.

Antilia Wyss

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