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Rita Raemy will Kindern die Freude am verhassten Französisch zurückgeben

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Kinder, die gut Französisch sprechen, haben später bessere Chancen im Berufsleben. Davon ist Rita Raemy überzeugt. Weniger überzeugt ist sie vom offiziellen Lehrmittel für die Fremdsprache. Sie hat deshalb eigene Unterlagen erarbeitet und gibt einer Gruppe von Kindern nun Französischkurse.

«Je – tu – il – elle – nous – vous – ils» – Im Chor sagen die Kinder die französischen Personalpronomen auf. Sie machen dazu ausladende Gesten, wie sie es von Rita Raemy gelernt habe. Beim «Je» zum Beispiel zeigen die Hände auf den eigenen Körper und beim «Il» setzen sie mit dem Zeigefinger einen imaginären i-Punkt in die Luft.

Es ist Mittwochnachmittag und eigentlich hätten die Kinder im Primarschulalter frei. Doch sie sitzen in einem Französischkurs und hören ihrer Kursleiterin eifrig zu. Diese ermuntert sie, lobt sie und übt mit ihnen immer wieder die gleichen Wörter und Sätze. Einmal, zweimal, ein Dutzend Mal.

«Wie heisst jetzt schon wieder morgen auf Französisch», fragt sie in die Runde und gleich mehrere Kinder der kleinen Gruppe strecken ihren Finger eifrig in die Höhe. Heute übt sie mit ihnen die Zukunftsform mit dem Verb «aller». «Je vais aller demain à l‘école» – Robin schaut Rita Raemy fragend an, um zu wissen, ob sein Satz richtig ist. Indem sie für jeden Satzteil einen Schritt zur Seite macht, erklärt sie ihm, wo das «demain» richtigerweise hingehört.

Unbeliebtes Französisch

«Ich bin keine Lehrerin», hält Rita Raemy fest. Vielleicht mache sie didaktisch nicht alles richtig, doch ihr gehe es um etwas ganz anderes, als Kinder korrekt zu unterrichten. Nämlich darum, den Kindern Freude an der französischen Sprache zu vermitteln.

Viele Anmeldungen

«Mir haben die Französischkenntnisse beruflich sehr viel gebracht», sagt sie. Aus dem Gefühl heraus, den Kindern helfen zu wollen, hat sie spontan ein paar Ideen zu Papier gebracht, wie man ihnen die Sprache einfacher vermitteln könnte. Sie hat im Gemeinde-Infoblatt von Plaffeien einen Privatkurs für Primarschüler ausgeschrieben und wollte ursprünglich bei sich zu Hause einen ersten Kurs durchführen.

«Es haben sich dann mehr angemeldet, als Platz hatten», erzählt sie. Von der Gemeinde Plasselb bekam sie das Vereinslokal zur Verfügung gestellt, damit sie dort Corona-konforme Kurse für 23 Kinder durchführen kann.

Kein Patentrezept

In zwei Gruppen hat sie ihnen in vier anderthalbstündigen Einheiten die Lust am Französischlernen zurückzugeben versucht. «Ich habe auch kein Patentrezept», sagt sie. Ihrer Meinung nach ist die beste Basis, in eine Sprache reinzukommen, indem man mit einfachen Alltagswörtern beginnt. Diese Wörter, Ausdrücke und die Verwendung der wichtigsten Verben müsse man üben und wiederholen.

Das heisst in der Praxis, dass sie den Kindern einfache Sätze wie «j‘ai faim, je vais à la maison» und «je veux dormir» beibringe. «Diese können sie zu Hause mit ihren Eltern üben – und damit vielleicht sogar dazu beitragen, einigen Eltern das Schreckgespenst Französisch wegzunehmen.»

Rita Raemy ist überzeugt: «Wenn Eltern mit ihren Kindern viermal am Tag fünf Minuten ein paar Grundverben lernen, können sie nach einem Jahr Französisch.»

Wie man es spricht

Sie gibt den Kindern einfache Übungsunterlagen mit, die sich vor allem in einem von offiziellen Lehrmitteln unterscheiden: Neben der französischen und der deutschen Schreibweise steht auch, wie man das Verb oder den Satz auf Französisch ausspricht und betont.

Denn genau das – die grossen Unterschiede zwischen dem geschriebenen und dem gesprochenen Wort – wirken auf viele Kinder doppelt abschreckend. «So ist es viel einfacher», sagt ein kleines Mädchen. Jetzt wisse sie endlich, wie ein Wort ausgesprochen werde, das so ganz anders geschrieben sei.

Eine Diskussion entfachen

Indirekt ist die Initiative von Rita Raemy eine Kritik am offiziellen Lehrmittel für den Französischunterricht, dem «Mille Feuilles», das neben vielen Schweizer Kantonen auch an Freiburger Schulen im Einsatz ist. Das Lehrmittel ist nicht ganz unumstritten, weil es in der Kritik steht, die Schüler zu überfordern (siehe Kasten). «Ich will nicht polemisieren», sagt Rita Raemy. Doch sie hoffe und wünsche sich, dass ihr Beispiel eine neue Diskussion über den Französischunterricht an Freiburger Schulen entfache.

Sie betont auch, dass ihre Kurse keineswegs eine Kritik an den Lehrpersonen seien. «Eigentlich sind sie die Spezialistinnen und Spezialisten. Sie sind aber gezwungen, mit einem Lehrmittel zu arbeiten, von dem viele von ihnen nicht überzeugt sind.» Sie hat bereits Anfragen von Lehrpersonen erhalten, die ihr Kursmaterial einsehen wollten. «Ich gebe es jedem ab und würde mich freuen, wenn sie es selber weiterentwickelten.» Am liebsten wäre ihr, wenn Frühfranzösisch Teil des Schulalltags würde – und so den Schrecken verlöre.

Viele weitere Ideen

Nach dem ersten Kurs hat sie Rückmeldungen der Eltern gesammelt und dann eine Fortsetzung ausgeschrieben, die jetzt gerade läuft. Wieder sind es 17 Kinder, die sich angemeldet haben. Sie plant deshalb bereits ein weiteres Angebot über Ostern und denkt auch über einen Kurs für ältere Schüler nach.

Sie hat noch viele Ideen: möchte das etwas improvisierte Material überarbeiten – am liebsten mithilfe eines Profis, wie sie sagt – und daraus ein Arbeitsheft machen, plastifizierte Karten für den Familienalltag herstellen und Hörproben aufnehmen. Solange es aber ein «Eine-Frau-Projekt» ist, ohne Sponsor und andere finanzielle Unterstützung, geht es in langsamen Schritten vorwärts.

Eine Art Service public

Rita Raemy verdient nichts an den Kursen; sie verlangt nur einen Unkostenbeitrag für das Material, denn ihr ist es wichtig, dass die Kurse für alle zugänglich sind. «Ich sehe das als eine Art Service public.» Für sie sei es auch ein Generationenvertrag. «Die Alten schauen, dass die Jungen das Werkzeug bekommen, das sie für ihre Ausbildung und ihren Beruf brauchen – in diesem Fall ist es das Französisch.»

Es ist aber auch eine Herzensangelegenheit. Mit ihrer begeisternden Art schafft sie es, die Aufmerksamkeit der Schülerinnen und Schüler bis zum Schluss aufrechtzuerhalten. Wieder und wieder und wieder konjugieren die Kinder die verschiedenen Formen von «avoir» und «être», «faire», «aller», «venir», «attendre» und so weiter. «Versucht, euch immer Wortpaare zu merken», ermuntert sie ihre Gruppe: «donner» und «prendre», «ouvrir» und «fermer», «regarder» und «écouter», «demander» und «répondre».

Kantone wenden sich von Mille Feuilles ab

Insgesamt sechs Kantone haben sich zusammengeschlossen und für das Frühfranzösisch ein eigenes Lehrmittel entwickelt. «Mille Feuilles» ab der dritten Klasse, «Clin d’oeil» ab der siebten Klasse. Es waren Baselstadt, Baselland, Bern, Solothurn, Wallis und Freiburg. «Das Lehrmittel Mille Feuilles will Schülerinnen und Schülern auf zeitgemässe und spannende Art die französische Sprache vermitteln», heisst es auf der Homepage des Lehrmittels.

Praktisch heisst dies eine Abwendung von Wörterlernen und Grammatikpauken, auf denen der Französisch-Unterricht jahrelang aufgebaut war. Genau dies ist aber in den Augen von Rita Raemy der falsche Weg. Sie, die mehrere Sprachen spricht, ist überzeugt, dass gerade am Anfang nur mit ständiger Wiederholung die Basis für eine neue Sprache gelegt werden kann: «Bis es sitzt», sagt sie.

Bei Mille Feuilles stehen weniger Basiskenntnisse im Zentrum als das Erlernen der Sprache über Inhalte. Doch so lernen die Kinder vielleicht Spezialbegriffe, nicht jedoch Alltagswortschatz.

Kritik am Lehrmittel

Es hagelte Kritik von Lehrpersonen und Eltern, Mille Feuilles sei unstrukturiert und nicht alltagskonform. Sogar eine Studie der Uni Freiburg hat ihm schlechte Noten ausgestellt. Sie hat aufgezeigt, dass ein grosser Teil der Sechstklässler das angestrebte Kompetenzniveau nicht erreicht. Der Kanton Baselland hat das Lehrmittel im November 2019 per Volksabstimmung abgesetzt beziehungsweise lässt den Lehrpersonen die Wahl, mit welchen Unterlagen sie arbeiten wollen.

Auch im Kanton Bern gibt es Diskussionen in diese Richtung. In seiner Antwort auf einen parlamentarischen Vorstoss hat der Regierungsrat vor einem Jahr seine Bereitschaft gezeigt, den Lehrpersonen zumindest die Wahl zwischen zwei Lehrmitteln zu lassen.

In Freiburg bleibt es

In Freiburg hält man am Lehrmittel Mille Feuilles fest. Man habe einige Schwächen erkannt und im Laufe der Jahre das Lehrmittel ergänzt. Mit der Zeit werde auch mehr Alltagswortschatz aufgenommen, sagte die Erziehungsdirektion vor einem Jahr. Mit anderen Massnahmen wie dem Sprachaustausch zwischen deutschen und französischen Klassen will der Kanton zusätzlich das Verständnis für die Partnersprache fördern.  im

Zur Person

Sozialpädagogin und Psychologin

Rita Raemy ist 54 Jahre alt und wohnt in Plasselb. Sie hat langjährige Arbeitserfahrung als Sozialpädagogin mit Kindern, Jugendlichen und ihren Familien. So hat sie zum Beispiel bei der Notaufnahmegruppe des Kantons Freiburg «Transit» mitgearbeitet, war beim Start der Therapiegruppe für K+J von alkoholbelasteten Familien dabei und hat diese geleitet. Parallel dazu ist sie seit mehr als 20 Jahren Schulpsychologin für die Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe II und die Studierenden der Uni Freiburg. «Lernen ist mein Alltag», sagt sie.  im

Kommentar (1)

  • 11.02.2021-Anton Schwaller, Brünisried

    Bravo Frau Raemy, ich kann Ihnen nur gratulieren. Ich habe drei Enkelkinder, die mit “Mille feuilles” Französisch lernen müssen (mussten). Obwohl sie gerne in die Schule gehen und absolut keine Mühe haben, hassen das Französisch. Ich finde dieses Lehrmittel sehr schlecht. Ohne Basis und Grammatik kann man eine Sprache doch nicht lernen. Es ist nur zu hoffen, dass der Kanton Freiburg dieses Lehrmittel auch ersetzt. Das frühere “Bonne chance” war sehr viel besser.

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