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Romantik vor historischem Hintergrund

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Aus der Distanz eines halben Jahrhunderts erinnert sich Jean, wie er sich in die geheimnisvolle Dannie verliebte. Als er sie in den 1960er-Jahren kennenlernt und sich im Pariser Viertel Montparnasse in sie verliebt, hat sie so viele Namen wie Adressen. Sie lebt mit falschen Papieren, empfängt ihre Briefe nur postlagernd und verkehrt mit der «Montparnasse-Bande», die sich im zwielichtigen Hotel UNIC trifft und politische Kontakte nach Marokko unterhält.

Trotz der vage lauernden Gefahr werden der angehende Schriftsteller und die junge Frau ein Paar. Doch dann verschwindet Dannie von einem Tag auf den anderen spurlos von der Bildfläche. Sie wird von der Polizei gesucht. Jahre später wird Jean als Zeuge in einem ungeklärten Todesfall verhört. Was er dabei erfährt, ist eine ganz neue Geschichte von Dannie und den Männern von Montparnasse.

Ein mysteriöser Mordfall

«Was würdest du sagen, wenn ich jemanden umgebracht hätte?», konfrontiert Dannie ihren Freund Jean mehrfach. Aus Rücksicht auf mögliche Empfindlichkeiten insistiert Jean jedoch nicht, und Dannie gibt – ausser einigen Andeutungen–auch nicht mehr preis.

Die kaum verarbeitete französische Kolonialpolitik in Nordafrika steht wie ein Schleier im Hintergrund. Die Vermutung liegt nahe, dass Dannies nebulöser Kontakt zu den Männern im UNIC und ihr plötzliches Verschwinden etwas zu tun haben mit den marokkanischen Exilpolitikern und ihrem Widerstand, der am 29. Oktober 1965 in der Entführung und Ermordung von Ben Barka gipfelte. Ein mysteriöser Mord, in den französische Polizei- und Geheimdienstkräfte verwickelt waren und dessen Umstände bis heute ungeklärt sind.

Andeutungen und Zweifel

Sowohl rechte wie linke Regierungen in Frankreich weigern sich bis heute, diese unrühmliche Geschichte aufzuklären. Für uns Leser ist es aber keineswegs notwendig, in einem Geschichtslexikon den politischen Hintergrund nachzuforschen. Der Roman liest sich auch ohne dieses Wissen relativ leicht und angenehm.

 Offensichtlich beabsichtigt der Autor auch gar nicht, mit seinem Roman irgendwelche Aufklärungsarbeit zu betreiben. Ganz bewusst werden die Geschehnisse im Dunkeln gelassen. Andeutungen, Zweifel und Irritation führen Regie.

Im Klappentext wird das Buch mit einem Film noir verglichen, voller Spannung, Sehnsucht und Geheimnis. Das trifft den Nagel auf den Kopf. «Gräser der Nacht» mutet fremd und geheimnisvoll an. Patrick Modiano entpuppt sich als Meister der Melancholie.

Eine Erinnerungspoesie

Die «Wiener Zeitung» schreibt dazu: «Gräser der Nacht» ist weder ein Krimi, obschon es auch um Mord geht, noch ein Liebesroman, trotz geheimnisvoller Romanze; es ist auch kein Stadtroman, obwohl Paris eine zentrale Rolle spielt, aber von all dem enthält er eine Menge. Zu allererst ist dieses schmale Büchlein jedoch hoch artifizielle Erinnerungspoesie, eine extrem verlangsamte Schwarz-Weiss-Diaschau in Wörtern, Sätzen, und mit reichlich Emotionen versehen.»

Patrick Modiano:«Gräser der Nacht», Roman; München: Hanser 2014.

Aldo Faselist Leiter der Volksbibliothek Plaffeien-Oberschrot-Zumholz.

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