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«Routine ist in diesem Amt nicht gut»

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Mit 391 Stimmen Vorsprung hat der Unabhängige Manfred Raemy letzten November die Wahl zum neuen Oberamtmann des Sensebezirk gewonnen. Seit Anfang Jahr hat der frühere Geschäftsführer des Gemeindeverbandes Region Sense die Leitung des Oberamtes inne. Im Gespräch mit den FN erzählt er, wie er die ersten Wochen und Monate erlebt hat.

Manfred Raemy, Sie sind nun knapp vier Monate im Amt, wie geht es Ihnen?

Sehr gut. Man fragt mich oft, ob ich mich eingelebt habe, und ich sage immer: Nein, habe ich nicht. Einleben hat auch mit Routine zu tun, und ich finde, in diesem Amt ist Routine nicht gut. Aber ich kann sagen: Ich habe sehr gut angefangen.

War es für Sie eine grosse Umstellung von Ihrer vorherigen Tätigkeit, wurde Ihr Leben auf den Kopf gestellt?

Jein. Ich kann mich organisieren und versuchen, gewisse Abläufe einzuhalten. Ich war schon vorher viel unterwegs, auch abends, beruflich und in der Freizeit, zum Beispiel für die Dartturniere, die ich mitorganisiere. Ich habe deshalb nicht das Gefühl, massiv mehr unterwegs zu sein. Jetzt gerade ist aber die Zeit der Jahresversammlungen von Vereinen und Verbänden, da ist es etwas intensiver. Meine Arbeitstage sind länger und im Vergleich zu vorher bin ich heute auch oft am Samstag beruflich unterwegs. Ich versuche, regelmässig Zeit mit meiner Familie zu verbringen. So ist es mir etwa wichtig, dass ich mindestens einmal pro Tag mit ihr am Tisch sitzen kann, am Morgen, Mittag oder Abend. Abends ist es am schwierigsten und morgens gibt es auch oft Sitzungen. Treffen mit Gemeindevertretern finden oft um 6.30 Uhr statt, weil dies der Zeitpunkt ist, an dem die meisten von ihnen sich freimachen können. In unserem Milizsystem können viele nicht einfach mitten am Tag an eine Sitzung gehen.

Die Erwartungen an den neuen Oberamtmann sind hoch. Spüren Sie einen gewissen Druck?

Ich spüre noch keinen Druck. In den ersten drei Monaten hat man mich arbeiten lassen. Momentan ist noch eine Art Übergangsphase, weil gewisse Verbände ihr Geschäftsjahr erst Ende April abschliessen. Der Druck wird zunehmen, dessen bin ich mir bewusst. Aber das stört mich nicht, da ich dies als positiv empfinde – ich arbeite sogar besser, wenn ich unter Druck stehe. Es ist keine Belastung für mich, sondern eine Herausforderung.

Was ist der schönste Moment, den Sie bisher erlebt haben?

Mich haben zum Beispiel die vielen spontanen Besuche bei meinem Amtsantritt gefreut. Leute, die ich vorher nicht gekannt habe, sind vorbeigekommen und haben mir gratuliert und alles Gute gewünscht. Die Arbeit hat viele schöne Momente. Ich komme jeden Morgen mit Freude ins Büro.

Die Arbeit im Oberamt erfordert sicher auch viel Flexibilität.

Ja, es gibt viele Planänderungen. Mir gefällt, dass es keine Routine gibt. Das macht diese Arbeit aus. Das Oberamt ist Anlaufstelle für viele Bürger, die Probleme mit anderen Behörden haben und uns sozusagen als letzten Ausweg sehen. Das ist sehr interessant und bringt viel Abwechslung.

Gab es Überraschungen?

Es gab Dinge, von denen ich vorher zwar wusste, dass sie zum Aufgabenbereich des Oberamts gehören, mir waren aber die Details nicht klar. Ungewöhnlich ist zum Beispiel, dass das Oberamt für die Sargversiegelung zuständig ist. Wenn ein Mensch stirbt und sein Leichnam im Ausland bestattet werden soll, müssen wir beglaubigen, dass sich im Sarg wirklich die Person gemäss Ausweispapieren befindet und dass der Sarg in Ordnung ist. Was ich eigentlich auch wusste, mir aber nicht so bewusst war, ist: Als Oberamtmann muss man 24 Stunden und sieben Tage die Woche erreichbar sein. Zum Glück kommt es nicht oft vor, dass die Polizei nachts um drei Uhr anruft, weil sie bei einer Verkehrskontrolle einen Autolenker mit übersetzter Geschwindigkeit angehalten hat und ich die Höhe des Bussendepots festlegen muss.

Gab es auch schwierige Momente?

Die Intervention bei der Interessengemeinschaft Guglera war nicht einfach. Ich hatte vorher keinen Kontakt mit der IG und hatte den Medien die Pläne für eine Bürgerwehr entnommen. Wie diese Absicht kommuniziert wurde und die Wortwahl – das war schlecht, das geht so nicht. Ich musste reagieren.

Warum?

Es gibt einige Ängste in der Bevölkerung betreffend des Bundesasylzentrums, diese nehme ich ernst, sehr ernst. Aber eine Bürgerwehr zu gründen, das fällt völlig aus dem Rahmen. Also habe ich alle wichtigen Leute an einen Tisch geholt: die IG Guglera, die Polizei und die beiden Gemeinden Giffers und Rechthalten. Ich musste den Mitgliedern der IG in Erinnerung rufen, dass nur das Oberamt für die öffentliche Sicherheit im Bezirk zuständig ist, dass das Monopol der Staatsgewalt bei der Polizei liegt und dass die IG-Mitglieder nicht mehr Rechte haben als andere Bürger. Ihre Aussagen gegenüber den Medien, teilweise widersprechend, ergaben kein gutes Bild gegen aussen. Deshalb habe ich versucht, die Informationen zu kanalisieren, und das Oberamt als einzige Auskunftsstelle vorgeschlagen. Dies hat die IG akzeptiert.

Wie geht es weiter mit diesem Dossier?

Ich bin im Gespräch mit den Freiburger Behörden und Amtsstellen. Ich möchte sie und Vertreter des Bundesamtes für Logistik und des Staatssekretariats für Migration an einen Tisch holen und auch hier dafür sorgen, dass klar und nicht widersprüchlich kommuniziert wird. Das ist mir wichtig, denn diese ganze Guglera-Angelegenheit stand am Anfang unter einem schlechten Stern. Auch als in Wünnewil, Düdingen und Bösingen Asylzentren aufgingen, haben Bürger Ängste geäussert und wurden ernst genommen. Bei der Guglera ist die Kommunikation falsch gelaufen: Die Bevölkerung ist vor vollendete Tatsachen gestellt worden, das hat die Leute wütend gemacht.

Ich kann nicht das Versprechen abgeben, dass es im Ausreisezentrum Giffers nie Probleme geben werde, aber ich kann versprechen, dass wir anfallende Probleme so rasch als möglich angehen und Lösungen suchen werden. Die Freiburger Kantonspolizei hat mit Asylzentren viele Erfahrungen gemacht und ist dabei, ein Sicherheitskonzept auf die Beine zu stellen, das funktionieren wird. Ich versuche, auch bei schwierigen Dossiers einen positiven Aspekt rauszunehmen, so auch hier: Wenn wir das geschickt anpacken, kann dieses Zentrum eine Chance für den Bezirk sein und dem Gewerbe sogar Wertschöpfung bringen.

Was machen Sie anders als Ihr Vorgänger. Haben Sie das Oberamt umgekrempelt?

(Lacht.) Nein, das habe ich nicht. Ich arbeite sicher nicht gleich wie mein Vorgänger. Ich wusste schon vor dem Antritt, dass das Team hervorragend funktioniert, und das hat sich bestätigt, ich werde sehr stark unterstützt. Das hat mir den Einstieg wesentlich erleichtert. Ich werde sicher mit der Zeit punktuell gewisse Dinge ändern, wenn ich die Abläufe alle kennengelernt habe.

Alle wollen den neuen Oberamtmann haben, was viele offizielle Termine und Abendeinsätze mit sich bringt: Wie wählen Sie aus?

Wenn ich eine Einladung erhalte, sage ich in der Regel sofort zu oder ab. Ich behandle sie in der Reihenfolge, wie sie eintreffen, denn ich finde es nicht gut, zu werten. Nur wenn später Pflichttermine eintreffen, kann es vorkommen, dass ich doch wieder absagen muss. Natürlich werde ich zu sehr vielen Anlässen eingeladen und muss deshalb auch viele Absagen erteilen.

Ihr Leben hat sich seit dem 1. Januar stark geändert. Würden Sie wieder zur Wahl antreten?

Auf jeden Fall. Es ist die beste berufliche Entscheidung, die ich je getroffen habe. Es war auch Glück dabei, denn ich musste ja gewählt werden. Das Amt des Oberamtmannes ist nach meiner Auffassung eines der interessantesten Ämter, die man besetzen kann, weil man jeden Tag Kontakt zur Bevölkerung hat.

Region Sense

Übergangsphase noch bis zum 1. Mai

Simon Ruch, der Nachfolger von Manfred Raemy in der Geschäftsführung der Region Sense, fängt am 1. Mai an. Deshalb lägen die Aktivitäten des Gemeindeverbandes momentan etwas brach, sagt Manfred Raemy. Und deshalb habe er seine Schwerpunktthemen wie Raumplanung und Verkehr noch nicht angepackt. «Ich möchte die Schaffung einer gemeinsamen Arbeitszone im Sensebezirk mit ihm zusammen angehen.» Die Region Sense habe die Regionalplanung ausgearbeitet, und deshalb sollte die Umsetzung auch bei diesem Verband sein. Wenn ihn in den drei Monaten etwas gestresst habe, dann sein Bemühen, mit den Verantwortlichen der Verbände wie OS, Gewerbeverband und Region Sense eine gute Übergangslösung zu finden. «Sie alle haben Verständnis, dass nach meinem Wechsel nicht alles so rasch geht wie vorher.» Ihm sei es wichtig gewesen, eine gute Übergabe zu erreichen. «So musste ich eine Zeit lang zweigleisig fahren», erzählt er.

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