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«Rücksichtslos und inakzeptabel»

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Der chinesische Wissenschaftler He Jiankui kündigte Ende November die Geburt von zwei gentechnisch veränderten Babys an. Der chinesische Forscher verkündete in einem Video auf Youtube die Geburt von Zwillingen, deren DNA angeblich modifiziert wurde, um sie gegen das Aids-Virus resistent zu machen. Der Vater der künstlich erzeugten Kinder war HIV-positiv. Die Ankündigung löste einen Schock sowohl in der Weltöffentlichkeit wie in der Wissenschaft aus.

Ethische Fragen schnell regeln

«Selbst wenn diese Geburten nicht bestätigt werden, ist es dennoch sinnvoll, das Thema zu diskutieren», sagt Stève Bobillier, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Bioethik-Kommission der Schweizer Bischofskonferenz (SBK). Denn die Genmanipulation des Menschen werfe ethische Fragen auf, die schnell und global geregelt werden müssten. Bobillier weist dabei auch auf die Gefahr der «sozialen Diskriminierung» hin. Der Bioethiker erinnert daran, dass die Unesco 2015 ein Moratorium für Experimente an der menschlichen DNA gefordert hatte. In dem Text wird betont, dass es nach dem derzeitigen Kenntnisstand unmöglich sei, die Gefahren und die Wirksamkeit solcher Praktiken klar zu definieren.

«Die Umstände, unter denen der Fall in China aufgedeckt wurde, mit einer Ankündigung auf Youtube und ausserhalb der üblichen wissenschaftlichen Schaltungen, lassen uns das Schlimmste befürchten», sagt Stève Bobillier. Die Sicherheitsvorkehrungen, die für diese Art von Forschung gelten müssten, seien sicherlich nicht eingehalten worden.

Ein solcher Ansatz sei in seiner jetzigen Form «rücksichtslos und inakzeptabel», sagt der Ethiker. Er fügt hinzu, dass ein solches medizinisches Verfahren ein unverhältnismässiges Risiko darstelle, da die Prävention einer HIV-Übertragung mit anderen wirksamen Mitteln erfolgen könne. Die hier angewandte Praxis sei umso unverantwortlicher, als die Genveränderung nicht nur die Babys, sondern deren gesamte Nachkommenschaft betreffe.

Tierversuche, so Bobillier, hätten zudem gezeigt, dass Genmanipulationen zu sogenannten «Out-of-Target»-Mutationen führen könnten. Das heisst, dass auch andere als die behandelten Gene Veränderungen erfahren könnten. All dies lasse das Vorgehen des chinesischen Forschers nicht nur für die katholische Kirche, sondern auch für die meisten Wissenschaftler unwürdig erscheinen. Über den rein gesundheitlichen Aspekt hinaus weist Stève Bobillier auf die Gefahr der «sozialen Diskriminierung» hin. Die Möglichkeit, Missbildungen vor der Geburt zu behandeln, könnte zu einer noch stärkeren Marginalisierung und Schuldzuweisung von Menschen mit Behinderungen beziehungsweise deren Eltern führen. Behinderungen beim Menschen, so der Ethiker, könnten zu einem «vermeidbaren» Faktor werden.

Gefahr eines «DNA-Marktes»

Die Unesco betone zudem, dass mit solchen Verfahren die Gefahr eines «globalen Marktes» für genetische Verbesserungen zu befürchten sei. Die reichsten Leute könnten einige Eigenschaften ihrer Kinder verbessern, um ihnen einen «besseren Start» ins Leben zu ermöglichen.

Um dieses Risiko zu vermeiden, verbietet die von 28 Ländern inklusive der Schweiz ratifizierte Oviedo-Konven­tion zum Schutz der Menschenwürde in Biologie und Medizin diese Art von Eingriffen. «In diesem Sinne fordert Papst Franziskus eine ganzheitliche Sichtweise, die die Schwäche als integralen Bestandteil der menschlichen Natur respektiert und glaubt, dass der Reichtum der Menschheit in ihrer Vielfalt liegt», sagt der Ethiker.

«Papst Franziskus fordert eine ganzheitliche Sichtweise, die die Schwäche der menschlichen Natur respektiert.»

Stève Bobillier

Mitarbeiter der SBK-Bioethik-Kommission

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