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Rücktritt von Nadia Baeriswyl

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Montagmorgen, 10 Uhr. Kunsturnerin Nadia Baeriswyl sitzt zusammen mit ihren Eltern beim Jahresgespräch mit den Verantwortlichen des Schweizer Turnverbandes STV. Als Nationaltrainer Zoltan Jordanov Nadia Baeriswyl eröffnet, dass sie künftig keinen Platz mehr im Schweizer Nationalkader habe, fällt die 17-Jährige aus allen Wolken. «Ich war geschockt und unendlich traurig.»

Felix Stingelin, Chef Spitzensport beim Schweizer Turnverband, kann die Enttäuschung der Düdingerin nachvollziehen. «Es ist nie einfach, sich von Turnerinnen zu trennen. Was zählt, ist aber die Leistung, und da gilt es, Klartext zu reden. Nadia war lange verletzt und konnte sich nicht weiterentwickeln.»

«Die Zeit reicht nicht mehr»

Rückblick: Ende Februar dieses Jahres hatte sich Nadia Baeriswyl während eines Trainingslagers in Brescia (It) eine Fraktur im linken Oberarm zugezogen. Sie musste sich im Bereich des Narrenbeins operieren lassen, verpasste den Start zur Wettkampfsaison 2012 und auch die Mannschafts-EM im Mai. Im Training verspürte die Düdingerin am Stufenbarren fortan so starke Schmerzen, dass sie sich erneut unters Messer legen musste, um die Schrauben, die ihr beim ersten Eingriff eingesetzt worden waren, wieder zu entfernen. Das Comeback verzögerte sich erneut. Ende August konnte die Verletzungsgeplagte ihr Training endlich wieder aufnehmen.

«Durch die lange Verletzung wurde Nadia weit zurückgeworfen», sagt Felix Stingelin. «Mit 21 Jahren ist die Karriere einer Kunstturnerin statistisch gesehen in den meisten Fällen vorbei. Für Nadia reicht die Zeit nicht mehr, um es international zu etwas zu bringen. Erschwerend kommt hinzu, dass sie ein halbes Jahr nicht trainieren konnte und ihr Körper deshalb einen regelrechten Wachstumsschub erfahren hat. Für die weitere Entwicklung als Kunstturnerin ist dies nicht optimal.»

«Hätte es schaffen können»

Tatsächlich ist Nadia Baeriswyl, die seit 2011 zur Schweizer Kunstturnelite gehört hat, im letzten halben Jahr drei Zentimeter gewachsen. Was nach relativ wenig tönt, wirkt sich aber dennoch negativ aus. Mit ihren 165 cm hat die Düdingerin eine Grösse erreicht, mit der sie beim Barrenturnen mit ihren Füssen am Holmen und am Boden anstösst.

Dennoch schätzt Baeriswyl ihre Lage etwas anders ein als der STV. «Eine Verletzung muss nicht das Ende bedeuten», sagt sie. «Ich bin überzeugt, dass ich es wieder auf das Niveau vor meinem Unfall geschafft hätte.» Bestärkt in ihrem Glauben an ein erfolgreiches Comeback wurde die Senslerin von Aussagen ihres Trainers. «Zoltan (Jordanov) hat mir stets gesagt, ich solle nichts überstürzen, mich langsam wieder herantasten. Dass mir nie jemand auch nur angedeutet hat, dass mein Platz im Nationalkader gefährdet sein könnte, das enttäuscht mich am meisten.»

Der Schweizer Turnverband nimmt den Vorwurf von Nadia Baeriswyl überraschend selbstkritisch zur Kenntnis. «Es ist durchaus möglich, dass die Information von unserer Seite zu wenig klar kommuniziert worden ist. Manchmal ist es aber auch so, dass Athleten den Tatsachen nicht ins Auge sehen wollen.»

Ganz oder gar nicht

Ein B-Nationalkader oder ein Sichtungskader, wo sich Turnerinnen nach einer Verletzung wieder an die nationale Spitze herantasten können, gibt es im Kunstturnen nicht. Und weil die Turnhallen in Magglingen für Nadia Baeriswyl zukünftig verschlossen bleiben, hätte sie in ein regionales Leistungszentrum oder in einen Verein ausweichen müssen. «Da hätte ich allerdings keine Chance gehabt, je wieder an internationalen Wettkämpfen teilnehmen zu können», sagt die ehrgeizige Turnerin. «Was macht es da für einen Sinn, weiter dafür zu trainieren?» Nach dem Motto «Ganz oder gar nicht» hat Baeriswyl schweren Herzens die Konsequenzen gezogen und ihren sofortigen und definitiven Rücktritt vom Kunstturnen beschlossen.

Langsames Abtrainieren

In den nächsten Wochen wird die 17-Jährige ihren Turndress allerdings noch einige Male anziehen müssen. Weil sich Baeriswyls Organismus (Herz-Kreislauf, Muskulatur, Stoffwechsel, Atmungsorgane, Nervensystem) an das intensive Training angepasst hat, muss die Hochleistungssportlerin ihren Trainingsumfang planmässig und kontinuierlich reduzieren. Abtrainieren nennt sich das. Ein abrupter Abbruch der hohen Belastungsreize könnte sonst zu gesundheitlichen Schäden führen. So wird Baeriswyl diese Woche noch einmal täglich auf die Geräte steigen, dann Woche für Woche einige Einheiten weglassen. «Es wird mir schwerfallen, mich zu meinen Freundinnen und neuerdings Ex-Teamkolleginnen in die Halle zu begeben, neben ihnen zu trainieren und zu wissen, dass ich nicht mehr dazugehöre. Da muss ich aber durch.»

Lehre statt Turnen und Schule

 Die Streichung aus dem Schweizer Nationalkader der Kunstturnerinnen hat für Nadia Baeriswyl nicht nur sportliche, sondern auch private und berufliche Konsequenzen. Im Sommer hatte die Senslerin in Biel die Wirtschaftsmittelschule angefangen. «Eine Schulausbildung war das einzige, das ich neben dem Kunstturnen aus zeitlichen Gründen noch machen konnte», sagt Baeriswyl, die eigentlich gar nicht gerne die Schulbank drückt. Deshalb hat sie auch das Angebot des Schweizer Turnverbands abgelehnt, der ihr das Schulgeld bis Ende des nächsten Semesters bezahlen wollte. «Ich werde wohl die Schule abbrechen und mir auf kommenden Sommer eine Lehrstelle suchen.» Als was, das weiss Baeriswyl, deren Leben bisher aus Kunstturnen und Schule bestanden hat, noch nicht. «Ich werde versuchen, mithilfe einer Berufslaufbahnberatung etwas Passendes zu finden.»

«Ich bin überzeugt, dass ich es wieder auf das Niveau vor meinem Unfall geschafft hätte.»

Nadia Baeriswyl

ehemalige Kunstturnerin

Erfolge

Nadia Baeriswyl

WM:2011: 18. Platz Mannschaft

EM:Juniorinnen 2010: 7. Mannschaft

Schweizer Meisterschaften. Juniorinnen:2010: 1. Mehrkampf, 1. Balken, 3. Stufenbarren, 6. Boden P5.Elite:2011: 6. Mehrkampf, 5. Boden. 2012: 9. Mehrkampf, 6. Boden.

Länderkämpfe. Elite:2011: 4. Mannschaft, 21. Mehrkampf (GER-ESP-GBR-SUI). 3. Mannschaft, 14. Mehrkampf (GER-ROU-SUI).

World Cup. Elite:2011: 4. Boden, 5. Balken Int. Grand-Prix-Turnier im ungarischen Szombathely. 5. Mannschaft Team-Wettkampf DTB-Pokal.

 

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