Haben Sie am 12. Dezember 2020 schon was vor? Nicht? Save the date. Reservieren Sie das Datum, am besten jetzt gleich, denn Sie wissen ja, Daten sind Fluchttiere, fixiert man sie nicht rechtzeitig mit der Zwangsjacke des Terminkalenders, entschwinden Sie schneller als die gute Laune von Beat Vonlanthen am Wahlsonntag. Darum: Save the date.
Was los ist am 12. Dezember 2020? Ich will Ihnen nicht gleich alles verraten, nur so viel: Es wird toll. Was heisst da toll, gross wird es, pompös. Das wollen Sie nicht verpasst haben. Bengalische Tiger, Placido Domingo (wenn er dann noch lebt) oder Peter Reber oder beide im Duett, auf bengalischen Tigern reitend, und Gustav bläst die Tuba. Und eine Hüpfburg aus Zuckerwatte. Save the date.
Sterneköche zelebrieren auf dem offenen Feuer einen kulinarischen Höhepunkt nach dem anderen, dass Ihnen nachher jeder Sex fad vorkommt. Und natürlich Willkommenscüpli, Freibier, Kafistübli. Raiffeisen-GV meets Cirque du Soleil, als hätten die Bad-Bonn-Kilbi und das Zürcher Opernhaus ein Kind gezeugt, so was in der Art. Nicht bloss ein Fest, kein Event – ein unvergessliches Erlebnis. Ganz viel Glitzer, Glamour, jeder Moment instagrammable (#experienceofalifetime) – und Sie mitten drin, OMG! Noch auf dem Sterbebett würden Sie bereuen, nicht dabei gewesen zu sein. Haben Sies im Kalender vermerkt? Noch nicht? Save the date, bitte, bitte.
Und jetzt stellen Sie sich vor, es ist der 11. Dezember 2020, der Freitag vor dem Fest. Ihre Gala-Garderobe haben Sie schon herausgelegt, da bekommen Sie per Post eine Absage: «Der Anlass vom 12. Dezember 2020 ist gecancelt.» Ohne Angabe von Gründen! Natürlich sind Sie fuchsteufelswild. Ich hatte Ihnen ja bengalische Tiger versprochen und feurigen Sex mit Peter Reber (Letzteres haben Sie zwar falsch verstanden, aber die verpasste Chance fuchst Sie trotzdem).
Doch dann würde Ihnen langsam dämmern, dass Sie gerade ein unglaubliches Weihnachtsgeschenk bekommen haben: einen unverplanten Samstag mitten im Advent, den Sie ganz nach Ihrem Gusto verleben können. Sie könnten den ganzen Tag im Bett bleiben, allein oder mit andern. Oder so masslos guetslen, dass Ihr Ofen noch Tage später nachglüht. Besuchen Sie Ihre Eltern im Altersheim, das freut sie mehr als das immer gleiche Kölnischwasser; erledigen Sie alles, was zu erledigen ist; rühren Sie keinen Finger. Oder stellen Sie sich mit einem Topf Glühwein an die Strasse und verplaudern und versaufen Sie den Tag mit Ihren Nachbarn, die die Langeweile aus dem Haus getrieben hat. Denn, das ist ja der Clou, alle anderen hätten sich den 12. Dezember auch freigehalten.
Tönt verlockend? Save the date.
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