Autor: Yannick Schaller
Die Freiburgerin Sarah (19) ist an ihrer Schule bekannt für ihren tiefen Ausschnitt und ihre kurzen Röcke. So war sie auch auf einem Foto in der Zeitung zu sehen. Ihre Direktorin sagte zum Foto, es werfe ein schlechtes Licht auf die Schule und repräsentiere sie schlecht. Sarah ist kein Einzelfall, Frauen wie sie gibt es immer mehr. Sie provozieren mit ihrer Kleidung und ihrem Verhalten. Sie tun es in der Schule, am Arbeitsplatz, im Ausgang und vor allem im Internet.
«Weniger ist mehr»
In der Schule und am Arbeitsplatz wird ihr Verhalten von den Obrigkeiten, den Lehrern und Chefs, mit Mühe unterdrückt, denn unter dem Motto «Weniger ist mehr» leidet die Konzentration der Männer. In den Clubs und Bars hingegen sind die Damen gern gesehen. Sie ziehen trinkfreudige Männer an. Und sie sorgen für die richtige Stimmung, wenn sie ihre Hüften schwingen oder wenn sie einander küssen. Sie wissen, dass sie sich der wohl beliebtesten Phantasie der Männer bedienen. Doch sie degradieren sich nicht zu einem blossen Sexobjekt, sie demonstrieren damit auch, dass sie sexuell unabhängig und nicht auf Männer angewiesen sind. Sie rebellieren gegen die Sittenwächter und das bestehende Bild der Frau. Das allerdings schüchtert Männer eher ein, als dass es sie anmacht.
Einfach im Internet
Wer von den leicht bekleideten Damen nicht genug bekommen kann, muss nicht zwangsweise raus, auf Internetplattformen wie «Partyguide» lässt sich das Ganze bequem von zu Hause aus betrachten. Auf ebendieser Seite und anderen wie «Myspace» oder «Facebook» haben viele von ihnen ein Profil, das Fotos und Informationen enthält, die sonst nur Freunde und Verwandte kennen. Man spricht hier auch vom Exhibitionismus 2.0. Exhibitionismus ist der Trieb, sich öffentlich zu entblössen. Da sich dieser Trieb aufs Netz, dem Web 2.0, übertragen hat, spricht man von Exhibitionismus 2.0.
Mit dem Klischee des Mannes im Mantel hat diese Bezeichnung wenig zu tun. Im Gegenteil, es ist sogar erwünscht. Doch wer denkt, dass damit nur die sexy gekleideten Damen gemeint sind, irrt. Denn jeder, der sich ein Profil erstellt, gibt Informationen frei, die theoretisch von jedermann eingesehen werden können.
Der Zweck heiligt die Mittel, heisst es. Der Zweck dieser Plattformen ist es, einen Partner oder eine Partnerin zu finden. Wer provoziert, wird wahrgenommen und steigert somit die Chance, Bekanntschaften aller Art zu machen. So kommt es, dass selbst Minderjährige Fotos von sich machen, wie sie sonst nur in Hochglanzmagazinen zu sehen sind.
In den Medien stets präsent
Die Schamgrenze scheint allgemein gesunken zu sein. Experten gehen davon aus, dass die Medien ein entscheidender Grund dafür sind. Fernsehen, Zeitungen und Internet brechen immer mehr Tabus und konfrontieren uns täglich mit Nacktheit. Konservative Bewegungen fordern Zensur, aber auch Bands wie Fettes Brot kritisieren mit ihrem Lied «Bettina, zieh dir bitte etwas an» die ständige Präsenz von Sex in den Medien. Aber die Jugend hat Lust, sich zu zeigen, obwohl – oder gerade weil – es zunehmend Widerstand gibt.