42 Stiere haben sich am Freitag an der Stierenschau Plaffeien gemessen. Es ging um die äusseren Werte, auch wenn die inneren Werte nicht zu vernachlässigen sind.
Die Züchter haben ihre Stiere herausgeputzt. Das Sonnenlicht verpasst den Tieren den letzten Schliff, ihr Fell glänzt. Nach Alter aufgestellt und angebunden, warten die Stiere auf ihren Auftritt. Wenn sie denn davon wüssten. Dann lösen die Züchter oder Mitarbeiter – es sind mehrheitlich Männer – den Knopf im Strick und schreiten mit ihnen auf den Ring aus Sägemehl.
Mit etwas Abstand hat sich das Publikum um den Ring versammelt. Männer flüstern fachmännisch über das Fundament – die Beine und den Stand des Tiers. Kinder starren an den Stieren hoch. Die wenigen Frauen machen Fotos oder beteiligen sich an den Gesprächen. Mit einem Getränk oder einer Zigarette in der Hand geniessen alle das Beisammensein. Es herrscht eine Volksfeststimmung an diesem Freitagnachmittag auf dem Landi-Areal in Plaffeien.
Die Richter sprechen sich ab, während die Stiere aufgereiht aufs Resultat warten. – Charles Ellena Die Rangierung kommt auf die Hüfte. – Charles Ellena Diesem Stier gehört nur die Aufmerksamkeit des Fotografen. – Charles Ellena
Fachmännische Beurteilung
Vorbei an den zwei Richtern ziehen die Stiere ihre Runden. 42 Stiere sind aufgeführt. Sie kommen aus dem Sensebezirk und dem angrenzenden Bernbiet. In 14 Altersklassen – von acht Monaten bis knapp viereinhalb Jahren – treten sie an. Mal reicht Zureden, mal braucht es einen Ruck, um das Tier in Gang zu halten. Die Experten sind konzentriert, stemmen sich nachdenklich die Hand unters Kinn, flüstern sich zu, nicken zustimmend. Dann schreiben sie den Tieren die Bewertung auf die Hüfte. Eine römische Eins bedeutet: In seiner Altersklasse hat der Stier gewonnen.
Die Richter tragen weisse Kittel, die sie wie Wissenschaftler aussehen lassen. Die Zucht ist eine Wissenschaft für sich, ebenso wie die Beurteilung der Tiere. Elegant, aber kräftig sollen sie sein, mit filigranen Beinen und einem dicken Bauch. So übersetzt sich zumindest die Erklärung von Christoph Overney, Präsident des Viehzuchtvereins Sense, in die Sprache von Laien.
«Ohne die Zustimmung der Richter werden die Stiere nicht ins Herdenbuch aufgenommen und sind nicht zur Zucht zugelassen», sagt Andreas Dürrenmatt. Der Lernende striegelt Lord, den Stier seines Lehrmeisters Stefan Fasel aus Niedermonten, St. Antoni. «Er ist ein langer, grosser Muni. Das gefällt mir», sagt Dürrenmatt, nachdem er Lords Flanke und Fessel begutachtet hat. Lord steht ruhig daneben.
Im Video begleiten wir Andreas Dürrenmatt an der Stierschau in Plaffeien:
Ruhige Kolosse
Der Charakter werde zwar nicht bewertet, sei aber wichtig für einen Betrieb, sagt Overney. «Nach einem Jahr zeigt sich, ob es ein böser Stier ist.» Dann sei die Pubertät vorbei. «Böse Stiere überleben auch auf Betrieben nicht.» Im Ring sind die Stiere höchstens etwas störrisch.
Dann kommt es zu einem Schreckmoment. Ein älteres, kräftiges Tier reisst seine zwei Begleiter mit und kracht mit seinem Kopf gegen einen anderen Stier. Das Publikum weicht zurück, einige drücken sich an den Zaun hinter ihnen. Die zwei Männer haben den Stier schnell wieder unter Kontrolle. Sie tätscheln ihn fürsorglich und führen ihn aus dem Ring an einen ruhigen Platz. «Die Besitzer können ihre Tiere gut einschätzen», sagt Overney. Er glaubt, dass diesem Stier die Menschen und besonders die anderen Stiere zu viel waren.
Den Stier, der die besten Eigenschaften hat, küren die Richter am Schluss zum Mister: Tamino, der älteste Stier der Schau, hat sich durchgesetzt. Taminos Besitzer ist der Besamungsdienstleister Swissgenetics. Zurzeit lebt Tamino auf dem Betrieb von Adrian Lötscher in Schwarzsee. Lötscher sagt: «Der Titel bedeutet viel. Es ist der Lohn für unsere Arbeit.»
Den Mister und seine Wahl im Video:
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