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Schienen-Sammelsurium

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Ich werde sanft angestupst. «Sie, Ihre Rucksack isch a parne Orte chli offe – nid dass öper no es Mon Chérie inetuet…» Ich drehe mich um, hinter mir steigt ein etwas vernachlässigt wirkender Mann mit fettigen langen Haaren aus dem Zug. In beiden Händen je zwei überquellende Papiertaschen voll Allerlei. Er zwinkert mir verschmitzt zu. Ich lächle unsicher zurück und kontrolliere auf dem Perron umgehend den Rucksack. Alle Reissverschlüsse sind zu. Aber der Gedanke, dass jemand nicht einfach aufs Klauen aus ist, sondern auch mal unerwartet etwas schenken könnte, gefällt.

Zugfahren – mein Mann und ich lieben es. Wir sind mit dem Zug durch den malaysischen Dschungel getuckert (wo es zu jedem Sitzplatz ein Stück Kuchen gibt), haben Europa auf den Schienen bereist, Tage und Nächte kreuz und quer durch Amerika im Zug verbracht. Wann immer möglich, wählen wir den Schienenweg – irgendwo auf der Welt, auch in der Pampa. Und sind neugierig und freuen uns auf Begegnungen und Geschichten. Auch im Kleinen – zum Beispiel auf meinen wöchentlichen Zugfahrten nach Zürich.

Meist lustig, anregend, interessant – oft aber auch zum Fremdschämen. Wie der Mann im Abteil schräg gegenüber. Er rotzt und niest fast ununterbrochen, ohne eine Hand schützend vor den Mund zu nehmen. Dafür die Schuhe auf dem gegenüberliegenden Polster. Der Zugbegleiter ermahnt ihn, aber kaum ist er weg, sind die Füsse wieder oben. Und telefoniert in einer Lautstärke, dass nun sämtliche Passagiere im ganzen Waggon über seine Beziehung Bescheid wissen. Nun ja, er ist ja der Grösste – das versucht zumindest sein Gehabe zu suggerieren.

Oder die dunkelhaarige, stark überschminkte junge Frau, die SMS schreibend über meine Füsse stolpert und sich mit einem tiefen Seufzer in den Sitz fallen lässt. Die Last der ganzen Welt auf ihren Schultern. Und bei welcher der Arzt massiv zu tief ins Botox-Fass gegriffen hat. Ich kann es kaum fassen, dass Lippen so dick aufgepumpt werden können. Und kann mir nicht verkneifen, diese Schläuche immer wieder verstohlen zu betrachten. Richtig unheimlich. Dann kommt die Zugbegleiterin und fragt – mit einem Blick auf ihr Ticket – wohin sie fahren möchte. Nach Olten. Aber der nächste Halt sei Bern; sie sitze in einem Intercity, der in Olten nicht halte. Wirklich, warum nicht? Wir fahren doch in Olten vorbei… Es entsteht eine längere Diskussion, und ich bewundere die stoische Ruhe der Zugbegleiterin. Als sich die «Wie-komme-ich-nun-von-Bern-nach-Olten-zurück»-Frage geklärt hat, bittet Sie mich um meine Meinung. Tja, was soll man da sagen…

Es gibt zum Glück in der Mehrzahl auch die anderen – die syrische Familie zum Beispiel, die sich im übervollen Zug mit drei kleinen Kindern auf dem Schoss das Abteil mit mir teilt und mir einen Teil ihrer Sandwichs und Trockenfrüchte anbietet. Oder die Hundehalterin, die mir ungebeten von den Liege-Vorlieben ihrer Miniatur- Strassenmischung berichtet (1. Bett, 2. Reisetasche, 3. unter dem Küchentisch). Das interessiert mich zwar nicht wirklich, aber die Besitzerin erzählt so strahlend ohne Punkt und Komma, dass ich die Sonne in ihrem Gesicht sehen kann.

Und die Mutter mit ihren beiden Sprösslingen, die sich vor lauter Freude kaum noch halten können, wenn Mama beim Spielen schon wieder der Schwarzpeter geblieben ist. Oder eben die alte Dame, die auf Reisen geht, um Lebensgeschichten zu erfahren. Nicht zu überbieten. Zugfahren: Hinsetzen, das Handy stecken lassen und auf Mitreisende eingehen. Und das Sammelsurium wachsen lassen.

Gerti Haymoz ist verheiratet, lebt und arbeitet in Muntelier. Sie ist Mitinhaberin und CEO einer Firma im Broadcastbereich und im Vorstand des Kellertheaters Murten zuständig für die künstlerische Leitung.

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