Seit bald 50 Jahren wohnt der Zeichner Ted Scapa im alten Schloss in Vallamand Dessous VD, nun will er ausziehen. Scapa bestätigte auf Anfrage einen entsprechenden Artikel des Sonntagsblicks. Es eile ihm zwar nicht, doch irgendwann im Laufe dieses Jahres wolle er aus- und wegziehen. Das Schloss am Murtensee will er verkaufen. «Alle Mitglieder der Familie sind mit diesem Entscheid einverstanden», so Scapa.
Das Märchenschloss mit seinen 15 Zimmern gehört je zur Hälfte Scapa und seiner Schwägerin, der Schwester seiner Anfang Jahr verstorbenen Frau. Beide hätten sie schon ein fortgeschrittenes Alter, so Scapa. Er habe das Schloss vor rund einem halben Jahrhundert von der Schoggi-Familie Cailler übernommen, so Scapa, zu einer Zeit, als rundherum noch gar nichts stand. «Damals war das Schloss noch recht günstig; ich weiss nicht, was es heute für einen Wert hat», sagt Scapa. Nun, mit dem langjährigen Bauboom auf dem Wistenlacherberg, stehe es mitten im Siedlungsgebiet und habe stark an Wert zugelegt.
Zwei tragische Todesfälle
Der Hauptgrund für den Schritt ist für Scapa der Hinschied seiner Frau Meret Meyer-Scapa am 20. Januar, drei Tage nach Scapas 85. Geburtstag. Sie verschied an den Folgen ihrer Krebserkrankung. Fast 50 Jahre war das Paar verheiratet. Zehn Jahre zuvor war unerwartet auch seine Tochter Ghita im Wochenbett verstorben. Mit den beiden Verlusten sei ihm das Wichtigste in seinem Leben genommen worden, so Scapa weiter, und das märchenhafte Schloss sei seither für ihn mit schmerzhaften Erinnerungen verbunden. «Ich kann nicht mit diesen Erinnerungen an Fröhlichkeit und Glück hier leben.» Er fühle sich allein. Darum wäre er gar nicht traurig, wenn er kein Schloss mehr besitzen würde.
Das Schloss mit dem 30 000 Quadratmeter grossen Park rundherum war seiner Familie während eines halben Lebens lang eine Heimat. Nun, da seine Frau tot ist und keine Kinder mehr im Schloss leben, sei die Anlage viel zu gross für ihn allein geworden, sagt Scapa weiter. Deshalb suche er in Bern eine Dreieinhalb-Zimmer-Wohnung, die seinen Bedürfnissen entgegenkomme. Es sei für ihn eine Rückkehr, hatte er doch seinen ersten Wohnsitz in der Schweiz in Bümpliz gehabt.
Hoffnung auf eine Kita
Das Gebäude wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts von der Familie de Graffenried errichtet und kam nach mehreren Besitzerwechseln 1914 in den Besitz der Familie Cailler. Es war in der Folge deren Sommerresidenz. Scapa hofft, dass im Schloss wie schon früher wieder Kinderlachen zu hören sein wird, beispielsweise, indem eine Kindertagesstätte im Schloss einziehen würde. Doch er könne nicht sagen, schliesst Scapa, ob dies möglich sei.
Zur Person
Ein Künstler mit vielen Facetten
Der niederländisch-schweizerische Eduard «Ted» Schaap wurde am 17. Januar 1931 in Amsterdam geboren. Nach seinem Studium in Den Haag war er einige Jahre in den USA, in Indien, Indonesien und Hongkong tätig und zeichnete für den «Nebelspalter». 1962 liess sich Scapa in der Schweiz nieder und heiratete Meret Meyer-Benteli, die Tochter des Verlegers Hans Meyer-Benteli. Scapa leitete über 30 Jahre lang den Benteli-Verlag in Bern. Durch die Kindersendung «Das Spielhaus» im Schweizer Fernsehen wurde er in den 1960er- und 1970er-Jahren zur national bekannten Figur. Er ist bekannt für seine Cartoons und Kinderbücher. Der Künstler war seit 1982 unter anderem eng befreundet mit dem Künstler Jean Tinguely, der bis zu seinem Tod 1991 im Schloss Vallamand oft ein gerne gesehener Gast war. Ted Scapa hat auch Werke von Tinguely gesammelt.fca
