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«Schluss mit der Schönfärberei»

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Gottéron findet den Weg aus der Krise nicht. Im Gespräch mit den FN sagt Club-Präsident Michel Volet wie er das Team wahrnimmt, welches die Gründe für das anhaltende Tief und was die Auswirkungen dessen sind.

Michel Volet, wie sehr beunruhigt Sie die aktuelle Situation Gottérons?

Die Lage belastet mich sehr, und ich bin frustriert. Wenn ich in unserer Situation nicht beunruhigt wäre, müsste ich sofort meinen Hut nehmen. Die Zeiten, als wir uns noch hinter schönen Worten verstecken konnten, sind vorbei. Wir stecken in einem Überlebenskampf.

Was belastet Sie am meisten?

Ganz klar die sportliche Situation, die alles andere beeinflusst. Wenn die Resultate der ersten Mannschaft nicht stimmen, hat das Folgen auf die Ticketeinnahmen, die Gastronomie und die Moral der Menschen. Wir investieren täglich viel Arbeit in die Zukunft, doch diese rückt aufgrund der Tabellenlage in den Hintergrund. Deshalb ist ganz klar die sportliche Situation meine grösste Sorge.

Manchmal scheint es, dass dies im Falle der Mannschaft nicht gilt? Sind sich die Spieler ihrer prekären Lage wirklich bewusst?

Ich verstehe diese Frage, sie ist durchaus legitim. Ich gebe zu, manchmal hege ich die gleichen Zweifel. Ich stehe jeden Tag mit Spielern, Trainern und Sportdirektor Christian Dubé in Kontakt. Wenn ich mit den Spielern spreche, habe ich durchaus das Gefühl, dass sie um ihre Lage wissen. Aber wenn ich sie dann teilweise spielen sehe, frage ich mich selbst wieder, ob sie sich wirklich bewusst sind, in welcher Scheisse sie stecken.

Hinterfragen sich die Spieler überhaupt?

Es sind alles intelligente Leute, die letztlich selbst viel zu verlieren haben. Jeder hinterfragt sich. Sie wissen, dass die schlechten Resultate den ganzen Club betreffen. Aber wenn sie auf dem Eis stehen, glauben die Spieler zu oft daran, dass sie schon über die spielerischen Qualitäten verfügen, um sich zu retten. Aber damit muss jetzt Schluss sein. Für mich beginnt ab sofort eine neue Saison mit dem einen Ziel, sich so schnell wie möglich den Ligaerhalt zu sichern. Aber dazu muss sich die Mentalität der Spieler ändern.

Kann das gelingen, so lange die Spieler selbst noch immer von den Playoffs sprechen?

Man muss doch ehrlich zu sich selbst sein. Natürlich ist es mathematisch noch möglich, so lange wir im Teletext nicht rot sind. Aber ich bin genug Realist um insbesondere nach den zwei letzten Spielen, als wir gegen zwei direkte Konkurrenten nicht gewinnen konnten, zu sagen, dass es jetzt darum geht, Gottéron in der NLA zu halten. Bis zuletzt an die Playoffs zu glauben, um sich dann plötzlich in der NLB wiederzufinden, kann es nicht sein. Fertig damit. Es geht um das Überleben des Clubs.

Die Mentalität eines Teams ist auch immer eine Frage der Führungsspieler. Fehlt es Gottéron nicht schlicht an Leadertypen?

Effektiv, dies ist die erste Feststellung, die unsere Situation erklärt. Auf dem Papier hatten wir zwei tschechische (Red.: Cervenka und Birner) und einen schwedischen (Ritola) Internationalen. In Sachen Talent ist es für einen Club wie Gottéron schwierig, es besser zu machen. Aber mit dem Aspekt Leadership ist es nicht ganz so einfach umzugehen, weil er sich nicht in den Statistiken ablesen lässt und deshalb schwieriger zu evaluieren ist. Deshalb ist schon jetzt klar, dass für die Ausländer der nächsten Saison der Akzent darauf liegt, Spieler zu finden, die Raum in der Garderobe einnehmen werden. Typen wie etwa ein Shawn Heins fehlen uns, ganz klar.

Hätte man die fehlenden Leaderqualitäten eines Cervenka oder Ritola wirklich nicht vorhersehen können? Nordländer oder Spieler aus dem Osten gelten gemeinhin als zurückhaltend …

Ich denke nicht, dass man das so verallgemeinern kann. Nur weil man Finne ist, hat man nicht automatisch weniger Leadership als ein Kanadier. Aber es ist sicherlich so, dass die Kanadier oftmals mehr Charakter mitbringen, weil sie sich in ihrer Heimat gegenüber einer viel grösseren Konkurrenz hatten durchsetzen müssen, um es bis nach oben zu schaffen. Bei Nordländern ist zudem das Hindernis der Sprache und die Familie manchmal ein Nachteil. Wir haben dies jüngst gleich zweimal erleben müssen, als sich die Frauen von Ritola und Gustafsson hier nicht anpassen konnten. Wenn ich also entscheiden könnte, würde ich sicher die Führungsqualitäten vor den Statistiken eines Spielers berücksichtigen. Aber ich glaube, das weiss Dubé auch.

Wer ist für Sie hauptsächlich verantwortlich für den Schlamassel? Dubé? Die Spieler? Der Trainer? Sie selbst?

Es ist nur menschlich, dass in Krisensituationen nach den Schuldigen gesucht wird. Gleichzeitig gibt es die Tendenz, den Fehler stets bei den anderen zu suchen. Im Moment aber geht es allein darum, dass jeder seine Verantwortung übernimmt. Alles zu seiner Zeit. Jetzt geht es zuerst darum, den Kopf zu retten und den Kampf anzunehmen, ehe wir auf die Fehlersuche gehen werden. Klar ist, dass nicht einer allein schuldig ist, wenn die Resultate auf dem Eis nicht stimmen.

Dennoch nehme ich nicht an, dass die Analyse auf das Saisonende verschoben ist …

Natürlich nicht, wir beurteilen die Dinge jeden Tag neu. Aber in der Situation, in der wir uns jetzt befinden, liegen die Prioritäten anderswo. Es ist von kapitaler Bedeutung, dass wir alle, Spieler, Staff und auch – und vor allem – Fans, geeint bleiben. Wenn es schlecht läuft, braucht es noch mehr Unterstützung. Deshalb hoffe ich, dass alle, die sich mit der Gottéron-Familie verbunden fühlen, jetzt hinter uns stehen.

Zuletzt aber wurden die Löcher auf der Tribüne grösser. Spüren sie, dass die Stimmung beim treuen Freiburger Publikum immer mehr kippt?

Ich spüre es nicht nur, ich verstehe und teile diese Gefühlslage auch. Wenn ich viel Geld dafür ausgeben würde, um die Mannschaft spielen zu sehen, würde ich auch reklamieren – womöglich noch viel mehr als die, die es jetzt tun. Das ist mein Charakter. Die Situation ist traurig, frustrierend; umso solidarischer müssen wir sein und demonstrieren, dass die Got­téron-Familie zusammenhält. Ich bin wirklich nicht stolz auf das Geleistete und bin der Erste, der im Kontakt mit den Sponsoren die Schläge abbekommt. Ich verstehe auch die Fans, aber es ist nicht der Moment, um das Team aufzugeben. Wenn sie von allen fallengelassen werden, wie sollen sie sich dann retten?

Angesichts der schwachen Leistungen verlangen Sie viel vom Publikum …

Ich weiss, das ist enorm viel verlangt. Doch jeder muss mit seinen Mitteln den Club unterstützen. Ich danke jedem Zuschauer, der weiter ins Stadion kommt. Dass wir eine Einheit bilden, ist enorm wichtig für mich und gehört zum Rettungsplan.

Nochmals zurück zu den Verantwortlichkeiten. Hinterfragen Sie auch die Personalie Dubé?

Meine Rolle ist, alles zu hinterfragen. Ich werfe aber nicht gleich alles über den Haufen, sobald erste Hindernisse kommen. So kommt man nicht voran. Ich kenne die Ziele des Vereins; wir dürfen nicht gleich alles revolutionieren, weil es jetzt nicht läuft, sondern müssen punktuell korrigieren, was falsch war.

War die Verpflichtung von Trainer Huras ein Fehler?

Huras ist äusserst kompetent, er hatte in seiner Karriere viel Erfolg. Das ist unbestreitbar. Gleichzeitig ist klar, dass nur ein Trainer, der Erfolg hat, seinen Platz auch verdient. Wenn er keine Resultate liefert, egal wie er heisst, ist er am falschen Posten. Wie gesagt, es gilt, alles infrage zu stellen. Aber entschieden wird jetzt noch nichts. Stand heute kann niemand sicher sein, dass er nächste Saison noch hier sein wird. Wir bezahlen Profis, damit wir Resultate erzielen. Die sind nicht vorhanden – also müssen wir Schluss machen mit der Schönfärberei.

Ich schliesse daraus, dass eine Vertragsverlängerung mit Huras momentan nicht zur Diskussion steht.

Das war noch kein Thema. Er wusste immer, dass sein Ziel die Playoffs sind. Jetzt geht es darum, sich zu retten. Überhaupt, sollte mich einer in dieser Situation auf seinen Vertrag ansprechen, riskiert er, dass ich mich sehr schnell echauffiere.

In vielen Köpfen lebt der Traum vom Gottéron-Trainer Namens Slawa Bykow. Ist dies eine Möglichkeit für die nähere Zukunft?

Wenn ich mit ihm nicht darüber sprechen würde, wäre ich am falschen Platz. Wir sprechen uns täglich, zumal wir nicht nur im Gottéron-Verwaltungsrat, sondern auch beruflich zusammenarbeiten. Und wir werden wohl noch oft über dieses Thema diskutieren. Aber Slawa hat immer deutlich gesagt, dass seine Familie Priorität geniesst. Bis jetzt ist für ihn ganz einfach noch nicht der Moment gekommen, um dieses Amt zu übernehmen. Und ich weiss nicht, ob dieser Moment überhaupt mal kommen wird.

Die sportlich missratene Saison wird sich auf die Finanzen auswirken. Wie sehr sind Sie diesbezüglich beunruhigt?

Das ist der Kampf, der mich täglich beschäftigt. Wir gingen von einem Budget aus, das am Ende schwarze Zahlen schreibt. Die Resultate haben Konsequenzen auf die Einnahmen, logisch. Auch wenn wir keinen Gewinn machen werden, so kann ich wenigstens versichern, dass der Verlust die Zukunft des Vereins nicht infrage stellen wird. Am Mittwoch fand die jährliche Versammlung der Präsidenten der NLA-Clubs statt. Alle haben zu mir gesagt, dass sie davon träumen würden, nach einer Saison wie der unserigen nur so wenig Verlust zu schreiben. Davos werden wieder eine bis zwei Millionen Franken fehlen, Kloten auch mehrere Millionen und so weiter. Wir werden einen Verlust von ein paar Hunderttausenden Franken einfahren. Weil wir sehr, sehr vorsichtig budgetiert haben, spielt das aber keine allzu grosse Rolle.

Dank dem neuen TV-Vertrag erhalten die NLA-Clubs nächste Saison fast eine Million Franken mehr. Wie wird das Geld eingesetzt werden?

Bestimmt nicht in die Spielergehälter. Das wäre suizidär. Im Gegenteil, das Budget für das Fanionteam wird wohl nochmals ein wenig reduziert. Wir investieren das Geld in die Junioren und in die provisorischen Installationen, die während der Renovation der Eishalle in den nächsten zwei Jahren erforderlich sind. Aufgrund der Umbauarbeiten werden erneut einige Zuschauerplätze entfernt. Da können wir nicht noch mehr Geld ins Team stecken.

Auch wenn ein Topspieler zu haben wäre?

Es geht darum, was wir wollen: einen Club, der langfristig überlebt, oder einmal kurz etwas machen, um dann ein erneutes «Sauvez Gottéron» zu haben. Das Budget für die nächste Saison steht schon lange, darauf werden wir nicht zurückkommen.

Erfreulich ist für Sie immerhin der Umbau der Eishalle. Die Arbeiten beginnen also definitiv nach Saisonende?

Von unserer Seite, ja. Die Finanzierung ist aufgegleist. Was auch passiert, nach dem Saison­ende werden wir die Installationen vor der Halle demontieren, um den Arbeiten Platz zu machen. Wenn uns die politischen Behörden keinen Strich durch die Rechnung machen, spielen wir in der Saison 2019/20 in der für uns lebensnotwendigen neuen Halle.

Vorschau

In Biel ohne Rathgeb und wohl auch Kienzle

Auf die Heimpleite gegen Genf folgte am Mittwoch eine lange Aussprache unter den Gottéron-Spielern. «Fast jeder hat das Wort ergriffen», sagt Trainer Larry Huras. Ob den Reden auch Taten folgen, wird sich heute in Biel zeigen. Die Freiburger müssen dies mit einer geschwächten Defensive tun. Yannick Rathgeb ist nach dem Slew Footing gegen Genfs Nathan Gerbe gesperrt, Lorenz Kienzle ist krank. Die Chance für Alexandre Picard, obwohl Mathieu Maret sein Comeback geben dürfte? Verletzt ist Andrei Bykow.

fs

Heute spielen (19.45 Uhr): Ambri – Zug. Biel – Gottéron. Lausanne – Davos. Lugano – Bern.

Der heutige Gegner

Fakten zu Biel

Mit durchschnittlich 9,2 Strafminuten pro Spiel ist der EHC Biel das fairste Team der gesamten Liga.

Keine andere Mannschaft ist zu Hause im Powerplay so effektiv wie die Seeländer. In jedem vierten Überzahlspiel treffen sie.

Robbie Earl und Gaëtan Haas sind mit je 30 Punkten (beide 11 Tore und 19 Assists) die besten Skorer.

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