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Schminke, Selbstbewusstsein und Schnauzer

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Der in Plaffeien aufgewachsene Sozialarbeiter Stefan ist nicht nur Stefan. Teil von ihm ist auch Balanza LeGendery, wie er sich in seiner Persönlichkeit als Dragqueen nennt.

Aus dem Wasser auftauchen, Luft schnappen, frei atmen, ausbrechen aus einem anderen Element, so erklärt Stefan* das Coming-out als Dragqueen. Eine Dragqueen ist eine Person, die in Form einer Kunstfigur durch Aussehen oder Verhalten eine Frau beziehungsweise eine als weiblich verstandene Person darstellt. Es ist also ein Spiel mit den Geschlechterrollen durch die bewusste Überzeichnung.

Die Rolle der Mode ist dabei nicht zu unterschätzen. Für Stefan findet die zurzeit in der Mode existierenden Geschlechterbegrenzungen sehr schade und langweilig, genauso wie die Männermode im Allgemeinen. «Ich bin schon ein bisschen ein Fashion-Victim», erklärt er seine Faszination für die Mode. Als Dragqueen stünden ihm dabei keinerlei Begrenzungen im Weg. Feste Geschlechterkonventionen, sei es im Bezug auf Aussehen, Verhalten oder allein schon deren Existenz, sind Stefan ein Gräuel. Das ist auch aus seinem Dragnamen herauszulesen: Balanza LeGendery.

Balanza LeGendery ist nach etwa drei Stunden Vorbereitung bereit, auf dem Laufsteg einer «Secondhand-Fashionshow» im Berner Progr aufzutreten.
Nikolaj Leu

Wie bei seinem Vorbild, der amerikanischen Dragqueen Sasha Velour, möchte Stefan eine gewisse Androgynität, also eine Unklarheit der Geschlechterrollen darstellen. Auch um die Absurdität von solchen festen Grenzen darzustellen. Was bei Sasha Velour, wie er erklärt, die Glatze ist, sei bei ihm der Bart. 

Der Schnauzer muss dran bleiben.

Mittel zum Sensibilisieren

Diese Unklarheit der Geschlechterrollen kann in der Öffentlichkeit zu schwierigen Situationen führen, so Stefan. Er hat schon brenzlige Situation und einige unangenehme Gespräche erlebt, auch bei der Arbeit. Und auch wenn er hofft, dass seine Präsenz als Dragqueen nicht immer diskutiert werde oder zu Diskussionen führe, so sieht er sein Auftreten als Dragqueen auch als Mittel zur Sensibilisierung für Themen der LGBTQ+-Community. «Es gibt sicher Leute, die denken, was mit mir denn nicht ganz sauber ist», das merke er an den Blicken und den Tuscheleien.

Du ziehst zahlreiche Blicke auf dich.

Aber auf diese Weise würden andere Menschen zumindest mit Identitäten konfrontiert, die nicht den gesellschaftlichen Wertvorstellungen entsprächen, die so lange vorherrschend waren und immer noch sind. Die teils daraus resultierenden Gespräche, in denen ihm auch schon konkret physische Gewalt angedroht wurde, seien allerdings furchtbar. «Gegen solche Bemerkungen bin ich ungeschützt», sagt Stefan.

Auch dass seine Rolle sexualisiert, Balanza also darauf reduziert wird, als weiblich wahrgenommen zu werden und damit automatisch als homosexuell eingeordnet wird und sie angemacht wird, hat er schon erlebt. Da er im Oktober als Sozialarbeiter in Schmitten zu arbeiten aufhört und damit sein Pensum reduzieren könne, habe er in Zukunft mehr Zeit als Balanza LeGendery zu verbringen.

Sie kann sich auch vorstellen, in Zukunft als Model für «Re-Dressed» zu laufen. So wie etwa am vergangenen Wochenende bei einer «Secondhand-Fashionshow» im Progr in Bern. «Re-Dressed» ist ein Zusammenschluss dreier modebegeisterter Frauen, die sich für nachhaltige Mode einsetzen.

Das erste Mal Dragqueen war er Anfang 2020. «Ich bin schon immer kreativ unterwegs gewesen, habe viel gemalt und so, und habe dann einfach begonnen, im Gesicht rumzumalen.» Mittlerweile brauche er etwa drei Stunden, um die Dragqueen nicht nur aus sich herauszulassen, sondern auch sein Äusseres anzupassen. Denn das «Herauslassen» der Dragqueen ist nicht nur ein Prozess, der sein Äusseres verändert. Er selber werde direkter und selbstbewusster.

«Dazu gehört eine gewisse Attitüde: Musik, Prosecco, ich muss es fühlen können», erklärt er. Dafür betreibt er einen grossen Aufwand, damit das Ergebnis «so perfekt wie möglich» wird. Dazu gehört auch, sich die Augenbrauen mit normalem Stiftleim abzukleben, damit die Schminke auch auf den Brauen hält. Gelernt hat er das Schminken bei sich ebenfalls schminkenden Freundinnen. Denn mit Youtube-Videos habe es einfach nicht geklappt, erzählt er und ergänzt lachend: «Dazu fehlt mir die Geduld.»

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